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Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Titel: Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Max und die Erektionsstörung

Montagmorgen und die Woche nimmt keine Ende. Ich plumpse in meinen Sessel und schaue auf den Bildschirm, den meine Sprechstundehilfe Lore pflichtbewusst bereits für mich angeschaltet hat. Der erste Termin ist ein Max Wunderlich, wie niedlich. Ich grinse in mich rein, lese seine Daten und die kurze Angabe seiner Probleme. Erektionsstörungen.
Aber holla. Der Kerl ist gerade mal fünfundzwanzig, deutlich zu jung, um schon schlapp zu machen. Ich werde ihm schon auf die Beine - beziehungsweise seinem Schwanz in die Höhe - helfen.
"Lore", brülle ich in die Gegensprechanlage.
Eigentlich brauche ich die nicht, die Praxis ist so klein, dass meine Angestellte mich auch so hören kann, aber es wirkt eben professioneller, und nur darauf kommt es an. Mehr Schein als Sein, mein Motto.
""Lore", schreie ich, als sie nach zwei Sekunden nicht antwortet.
"Immer mit der Ruhe, Doktörchen", Lore stöckelt in mein Zimmer, wie immer auf viel zu hohen Absätzen, die knallroten Krallen um den Henkel eines Bechers geschlossen.
Sie lächelt mir zu, was bei ihr eher einem Zähne fletschen gleicht. Okay, vielleicht hätte ich ihr die tollen Implantate nicht bezahlen sollen, sie sind eh zu groß für ihren kleinen Mund, aber irgendwie macht die Frau mir Angst. Hatte ich schon erwähnt, dass sie verwitwet ist? Ja? Oh, Entschuldigung, ich werde wohl alt. Okay, mit meinen fünfunddreißig habe ich den Zenit der Jugend schon lange hinter mir gelassen.
Lore stellt den Becher vor mir ab, wobei sie mir einen großzügigen Ausblick in ihr Dekolleté gestattet. Wie jeden Morgen ignoriere ich diese stumme Aufforderung und koste den Kaffee. Schlecht wie immer. Hm. Ich sollte was in meinem Leben ändern, die Anschaffung eines neuen Kaffeeautomaten wäre vielleicht ein Anfang.
"Lore", ich räuspere mich und runzle die Stirn, wie es sich für einen ernsthaften Arzt gehört, "bitte bringen Sie den ersten Patienten gleich zu mir, wenn er kommt. Ich will mit ihm reden, bevor Sie..."
"Aber gerne", Lore macht einen Knicks, wie schon damals Ingrid Steeger in der Fernsehsendung ‚Klimbim'. Sie macht sich keinen Schlitz ins Kleid, ich atme jeden Morgen auf, wenn sie es unterlässt. Dabei ist Lore eine attraktive Fünfzigerin, also eine Frau in den besten Jahren, wenn man denn auf Frauen stehen würde. Ich tu es nicht.
"Das wäre dann alles", ich winke mit der Hand, Lore trippelt davon.
So funktionieren wir seit Jahren, trotzdem sie kategorisch meine Homosexualität ignoriert, so wie ich mein Misstrauen verberge. Ich schnüffle an dem Kaffee, nein, kein Arsen. Allerdings riecht er leicht nach Urin. Es soll ja Sekretärinnen geben, die ihrem Chef in den Kaffee spucken, bevor sie ihn servieren, aber reinpinkeln...?
"Doktörchen, der Patient ist da", säuselt Lore durch die Gegensprechanlage.
"Dann", ich räuspere mich, "dann bringen Sie ihn mal rein."
Ich rücke mein Stethoskop zurecht, streiche mir die Haare glatt und lehne mich in meinem Sessel zurück, so, wie es sich für einen seriösen Arzt gehört.

Lore führt einen schlanken, kleinen Kerl in mein Zimmer und wackelt hinter seinem Rücken bedeutungsvoll mit ihren aufgemalten Augenbrauen. Ich blinzle nur kurz, alles andere wäre unprofessionell. Sie nickt und verschwindet lächelnd, zieht die Tür hinter sich zu. Max Wunderlich steht unsicher da, sieht sich um und versucht, meinen stylischen Praxisraum irgendwie mit seiner sicher armseligen Studentenbude in Verbindung zu bringen. Das tun sie alle, aber es klappt natürlich nie. Hier gibt es weder Bananenkartons noch schwedischen Möbelhausschick.
"Setzen Sie sich", ich weise höflich auf den unbequemen Stuhl vor meinem Schreibtisch.
Auch das ist strategisch wichtig: der Patient soll sich bewusst sein, in welch prekärer Situation er sich befindet. Während ich ihn einlulle und Mitgefühl demonstriere, weiß er genau, dass ich hier der Chef bin. Gut so.
Max Wunderlich plumpst auf den Plastikstuhl und verzieht schmerzlich das Gesicht. Oje, haben wir etwa noch mehr Probleme als nur einen - he,he, Schlappschwanz? Na, Prostata und Hoden werde ich mir ohnehin anschauen. Okay, die letzteren gehören Lore, das ist so vereinbart, bleibt mir der Darm. Ist mir ohnehin lieber.
"Herr...Wunderlich", ich gucke angestrengt auf meinen Monitor, "hier steht, Sie haben Erektionsprobleme?"
Ich hebe die Augenbrauen - eine gut einstudierte Mimik - und sehe zu ihm rüber, als könnte ich es nicht glauben. Max errötet. Nein, wie süß.
"Ja", flüstert
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