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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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paar tausend Euro hatte er sich sicher nicht in dieses Abenteuer gestürzt. »Warum ist Gessner dann bereit, so viel Geld für das Bild zu zahlen?«
    »Familiengeschichte«, lächelte der Kunsthistoriker. »Walter Egli ist der Großvater von Gessners Frau. Pankok hat ihn 1937 während seines Aufenthalts am Zürichsee porträtiert. Egli war damals Direktor der Privatbank Egli & Schaaf. «
    »Seine eigene Bank? Das ist ja praktisch, wenn man mal einen Kredit braucht.«
    Van Haaksbergen grunzte verächtlich. »Ihr Humor ist geradezu unterirdisch.«
    Bei unserer Wanderung durch den Wald hatte ich darauf geachtet, dass wir uns kreisförmig bewegten, und so stießen wir jetzt, kaum fünfzig Meter von meinem Wagen entfernt, wieder auf die Landstraße. Die Schritte meines Begleiters wurden zögerlicher.
    »Was meinen Sie?«, fragte ich fröhlich. »Bringen wir es hinter uns?«
    »Ich weiß nicht.« Die Selbstsicherheit, die er während seines Vortrags ausgestrahlt hatte, war wie weggewischt.
    »Das Ganze ist eine Sache von fünf Minuten«, versprach ich. »Sie werfen einen Blick auf das Bild, ich gebe den Dieben die Kohle und schon sind wir wieder weg.«
    »Wie oft haben Sie so etwas gemacht?«, fragte van Haaksbergen.
    »Drei Mal«, log ich. »Und immer ist es gut gegangen.«
    Er seufzte. »Na schön. Hoffentlich werde ich es nicht bereuen.«
    Wir hatten den Wagen auf dem Parkplatz abgestellt und gingen über einen der befestigten Wanderwege. Am Wochenende schoben sich Prozessionen von Spaziergängern durch das Venner Moor, doch an diesem Dienstagnachmittag war das Naturschutzgebiet fast menschenleer. Allerdings nicht unbelebt, denn Schwärme von Blut saugenden Insekten nahmen dankbar zur Kenntnis, dass sich wenigstens zwei Warmblüter in ihren feuchten Lebensraum verirrt hatten.
    Van Haaksbergen wedelte heftig mit der Hand. »Wer hat sich bloß diesen Treffpunkt ausgedacht?«
    »Die Diebe«, nuschelte ich mit geschlossenen Lippen, um keine Mücke zu verschlucken.
    »Sadisten«, maulte der Kunsthistoriker.
    Ort der Übergabe sollte eine verfallene Hütte sein, die sich nördlich des größten Feuchtgebiets und unweit des Dortmund-Ems-Kanals befand. Nachdem ich die Detailkarte studiert hatte, nahm ich an, dass die Bilddiebe über einen Versorgungsweg kommen würden, der sich am südlichen Kanalufer entlangschlängelte, den längeren Fußmarsch vom Parkplatz aus hatte ich nur gewählt, weil ich sie nicht verschrecken wollte.
    »Da drüben!« Ich zeigte auf die dachlosen Überreste einer Holzhütte.
    »Ich sehe niemanden«, sagte van Haaksbergen enttäuscht.
    »Sie werden erst einmal abwarten und uns beobachten.«
    »Ich hoffe, das dauert nicht ewig, ich bin schon völlig zerstochen.«
    Wir erreichten die Hütte.
    »Warum werden Sie eigentlich nicht gestochen?«, fragte van Haaksbergen vorwurfsvoll. In seinem Gesicht blühten etliche rote Pusteln.
    »Mücken mögen mein Blut nicht.«
    »Sie Glückspilz.« Er schaute sich um. »Was wissen Sie über die Typen, mit denen wir zu tun haben?«
    »Nicht viel.«
    »Na toll! Ich dachte, das gehört zu Ihrem Job.«
    »Der Kontakt lief über Gessner«, erwiderte ich. »Er hat mit ihnen verhandelt und den Treffpunkt vereinbart. Seiner Meinung nach werden es vermutlich zwei sein, eher Amateure als Profis.«
    »Ist das gut oder schlecht?«
    »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«, fragte er.
    »Amateure werden schneller nervös, Profis sind skrupelloser.«
    Van Haaksbergen kaute auf seiner Unterlippe. »Warum habe ich mich nur von Ihnen überreden lassen?«
    »Für solche Überlegungen ist es jetzt zu spät.«
    Aus den Büschen, die zwischen der Hütte und dem Kanal standen, löste sich eine Gestalt.
    »O Gott!«, murmelte der Kunsthistoriker. »Was trägt er da vor dem Gesicht?«
    »Eine Maske«, sagte ich. »Damit wir ihn nicht erkennen können. Das ist doch vernünftig.«
    Van Haaksbergen machte einen Schritt zur Seite. »Ich verschwinde.«
    »Das werden Sie nicht!« Ich schnappte nach seinem Handgelenk und zog ihn grob zurück. »Stellen Sie sich verdammt nochmal nicht so an!«
    »Sie tun mir weh.« Sein Gesicht war wieder so bleich wie eine leere Leinwand.
    »Ist das klar?«, herrschte ich ihn an.
    »Ja. Ist ja gut. Ich bleibe. Lassen Sie mich los!«
    Ich ließ ihn los.
    Der Mann, denn es handelte sich offensichtlich um einen Mann, kam langsam näher. Die Gesichtszüge der Maske wurden deutlicher.
    »Joschka Fischer«, sagte ich. »Unser Bilddieb ist ein Grünen-Anhänger. Das spricht für
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