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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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eine pazifistische Einstellung.«
    »Sehr witzig«, zischelte van Haaksbergen.
    Etwa fünf Meter vor uns blieb Fischer stehen. »Es sollte nur einer kommen«, klang es dumpf durch die Maske. »Wer von euch ist Wilsberg?«
    »Ich bin Wilsberg«, meldete ich mich.
    »Und wer ist der andere?«
    »Ein Kunsthistoriker. Er wird die Echtheit des Bildes prüfen.«
    Der Mann hinter der Maske schien lautlos zu lachen. »Glauben Sie wirklich, wir würden so ein Scheißbild kopieren?«
    »Da ich das Scheißbild nicht kenne, hat Gessner so entschieden. Haben Sie damit ein Problem?«
    »Wir sind unbewaffnet!«, rief van Haaksbergen.
    »Halten Sie den Mund«, flüsterte ich.
    Fischer dachte nach. »Zuerst das Geld!«
    »Zuerst das Bild!«, erwiderte ich.
    »Dann wird nichts aus unserem Geschäft.« Fischer drehte sich um und ging ein paar Schritte auf die Büsche zu. Halblange braune Haare ragten über den Kragen seiner Jeansjacke.
    »Was machen Sie denn?«, fragte van Haaksbergen. »Geben Sie ihm das blöde Geld!«
    »Keine Sorge«, gab ich zurück.
    Fischer blieb stehen und wartete.
    Ich verschränkte die Arme und wartete ebenfalls.
    »Zeigen Sie mir das Geld!«, rief er schließlich.
    Ich zog das Bündel aus der Tasche und fächerte es auf. »Zehntausend Euro, in gebrauchten Scheinen.«
    Fischer nickte. »Rühren Sie sich nicht vom Fleck! Sonst platzt der Deal.«
    »Alles klar«, versicherte ich.
    Fischer verschwand in den Büschen.
    Van Haaksbergen stützte sich an der wackligen Holzwand ab. »Sie haben vielleicht Nerven. Warum haben Sie ihm nicht einfach das Geld gegeben?«
    »Weil ich auch die zweite Hälfte meines Honorars kassieren will. Wie hätte ich Gessner erklären sollen, dass nicht nur sein Bild, sondern auch sein Geld weg ist? Vertrauen Sie mir! Das Schwierigste haben wir geschafft.«
    »Ihr Wort in Gottes Ohr«, stöhnte van Haaksbergen. »Ich weiß nur, dass ich so etwas nie wieder tun werde.«
    »Bleiben Sie tapfer«, riet ich ihm. »Ihr großer Auftritt steht unmittelbar bevor.«
    Die Büsche hatten sich erneut geteilt und Fischer wurde nun von einer weiblichen Gestalt begleitet, die einen viereckigen, mit einer Wolldecke verhüllten Gegenstand in der einen und eine Spraydose in der anderen Hand hielt. Auch die weibliche Gestalt trug eine Maske. Damit hatte ich gerechnet, aber nicht mit Guido Westerwelle.
    »So nah haben sich Fischer und Westerwelle wahrscheinlich noch nie gestanden.«
    »Meinen Sie das politisch?«, fragte van Haaksbergen.
    »Nein. Menschlich.«
    Westerwelle stellte das Bild auf dem Boden ab und schlug die Wolldecke zurück. Ein älterer Mann saß steif auf einem Sessel und guckte grimmig, als sei er es leid, herumgeschleppt und von Wolldecken verhüllt zu werden. Er trug einen dunklen, dreiteiligen Anzug, ein weißes Hemd mit hohem Kragen und eine gestreifte Krawatte. Der durchdringende Blick seiner wässrigen, hellblauen Augen wurde durch die randlose Brille kaum gemildert. Auch die energischen, leicht aufgeworfenen Lippen unter der breiten Nase sprachen dafür, dass zu seinen Lebzeiten Untergebene nie vor einem Wutausbruch sicher gewesen waren.
    Westerwelle schüttelte die Spraydose, in der sich blaue Farbe befand.
    »Wenn Sie versuchen, uns zu linken, werden wir das Bild zerstören«, erklärte Fischer.
    »Ganz cool«, wandte ich mich an Westerwelle, deren Hand vor Aufregung zitterte. »Wir haben lediglich den Auftrag, das Bild zu kaufen. Ihre Identität interessiert uns nicht.«
    »Quatschen Sie nicht rum!«, sagte Fischer gereizt.
    »Okay.« Ich schob den sich zierenden van Haaksbergen nach vorn. »Mein Begleiter wird sich jetzt das Bild aus der Nähe ansehen.«
    Der Kunsthistoriker beugte sich hinunter und musterte das Bild von oben bis unten. Insbesondere der dunkle Vorhang, der hinter dem sitzenden Egli hing, das Gesicht und die Hände, die im Gegensatz zum grimmigen Gesichtsausdruck ziemlich schlaff auf dem Oberschenkel und der Sessellehne ruhten, schienen es ihm angetan zu haben. Zuletzt betrachtete er die rote Signatur in der rechten unteren Bildecke.
    »Und?«, fragte ich.
    Van Haaksbergen richtete sich auf. »Es ist das echte Bild.«
    »Was denn sonst?«, knurrte Fischer.
    Van Haaksbergen lachte. »Das war ja ein Kinderspiel.«
    »Sehen Sie!«
    »Wenn Sie noch einmal so einen Auftrag bekommen ...«
    »... werde ich an Sie denken«, versprach ich. »Sie haben ja jetzt Erfahrung.«
    Wir waren auf der Rückfahrt nach Münster, Dr. Walter Egli lag wohlbehalten im Kofferraum meines
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