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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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sich?«
    »Stimmt«, sagte ich. »Ich habe gewonnen. Was wird aus Ihrem Vater?«
    »Natürlich muss er Konsequenzen ziehen und von der Leitung der Bank zurücktreten.«
    »Ist er damit einverstanden?«
    »Ihm bleibt keine andere Wahl. In der Eigentümergemeinschaft von Egli & Schaaf hält er nur fünfundzwanzig Prozent der Anteile. Fünfzig Prozent liegen immer noch bei der Familie Schaaf und die ist alles andere als erfreut über die aktuelle Entwicklung. Die letzten fünfundzwanzig Prozent besitzt Tante Ines. Nach der Affäre mit Onkel Manfred hat sie auch kein Interesse an einer öffentlichen Diskussion über die Bank.«
    »Und wer wird der neue Chef? Sie?«
    Nora nickte. »Ja. Ich werde die Geschäfte übernehmen.«
    »Herzlichen Glückwunsch!«
    »Danke, auch wenn das ironisch gemeint war.« Sie beugte sich vor und küsste mich auf die Stirn. »Ich verstehe, dass Sie sauer sind, weil ich mit verdeckten Karten gespielt habe. Wenn alles vorüber ist, sollten wir uns mal treffen, finden Sie nicht?«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    »Ich glaube, wir werden uns gut verstehen.«
    »Bestimmt.«
    Sie ging zur Tür.
    »Es war nett, dass Sie mich besucht haben«, sagte ich.
    Sie drehte sich um und lächelte. »Ich hatte sowieso noch etwas in Münster zu erledigen.«
    »Mit den gewissen Kreisen?«
    »Vielleicht. Ach ja, was ich Ihnen noch sagen wollte: Schicken Sie mir ruhig eine gesalzene Rechnung! Bei dem Risiko, das Sie eingegangen sind, ist eine gute Bezahlung mehr als angemessen.«
    »Darauf können Sie sich verlassen«, versprach ich.
    Bevor sie endgültig gegangen war, hatte ich Nora noch gebeten, dafür zu sorgen, dass das Telefon neben meinem Bett freigeschaltet wurde. Ich wählte die Nummer vom Polizeipräsidium und ließ mich mit Hauptkommissar Stürzenbecher verbinden. Dass Nora nichts von Gubers Verhaftung gehört hatte, irritierte mich doch sehr.
    »Ja«, sagte Stürzenbecher auf meine Frage, »das stimmt. Wir mussten ihn laufen lassen.«
    »Aber wieso?«, regte ich mich auf. »Er hat praktisch zugegeben, die Morde befohlen zu haben.«
    »So eindeutig lässt sich das der Aufnahme nicht entnehmen«, widersprach der Hauptkommissar. »Guber spricht von Kollateralschäden und davon, dass er nicht alles gewusst hat.«
    »Denkst du, seine beiden grenzdebilen Handlanger haben aus eigenem Entschluss gehandelt?«
    »Natürlich nicht. Aber zwischen dem, was logisch erscheint, und dem, was juristisch beweisbar ist, liegt eben ein Unterschied. Das muss ich dir als ehemaligem Rechtsverdreher ja nicht erklären.«
    Ich schwieg verbittert.
    »Sieh mal, Wilsberg«, Stürzenbechers Stimme klang beinahe tröstend, »immerhin kriegen wir Gubers Leibwächter wegen des Mordes an Simon Konrad dran. Wir haben uns den Wohnwagen noch einmal genauer angeguckt und DNA-Spuren entdeckt, mit denen wir nachweisen können, dass die beiden im Wohnwagen waren. In einer ersten Vernehmung haben sie den Mord auch schon zugegeben. Allerdings behaupten sie, dass sie sich das selbst überlegt haben, um ihren Boss zu schützen. Falls sie bei der Aussage bleiben, ist Guber aus dem Schneider.«
    »Und was ist mit Blondie?«
    »Mit wem?«
    »Volker Alvers, Gubers Adjutant. Hast du nicht gehört, dass Horst ihn beschuldigt hat, Kathrin Meyer von der Straße gedrängt zu haben?«
    »Ja«, sagte Stürzenbecher gedehnt, »da hat es eine Panne gegeben.«
    »Was für eine Panne?«
    »Das Band ist an einigen Stellen unbrauchbar.«
    »Was soll das heißen?«, fragte ich wütend.
    »Das soll heißen, dass die Aussage, auf die du anspielst, versehentlich gelöscht wurde.«
    »Wer hat das Band denn in den Fingern gehabt?«
    Er stöhnte. »Du glaubst doch nicht, dass ich dir darauf eine Antwort gebe.«
    Ich starrte auf den Hörer. Dann begriff ich. »Volker Alvers ist ein V-Mann des Verfassungsschutzes. Sie haben ihn angeworben oder eingeschleust, um Guber anzuzapfen. Und jetzt schützen sie ihn vor einer Anklage.«
    »Ich bin nur ein kleiner Hauptkommissar, der das erfährt, was er erfahren soll.«
    »Klasse!«, maulte ich. »Und dafür habe ich meinen Arsch riskiert.«
    »Hör mal, Wilsberg!« Stürzenbecher war ehrlich geknickt. »Mir geht das genauso gegen den Strich wie dir. Am liebsten würde ich Guber und seine Bagage einbuchten. Aber mir sind die Hände gebunden.«
    Am späten Nachmittag durfte ich nach Hause gehen. Auf meinem Briefkasten lag ein Päckchen. Es tickte nicht und sah auch viel zu schmal für eine Bombe aus, trotzdem war ich etwas nervös, als ich
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