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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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megafonverstärkte Stimme.
    Im Prinzip war es das. Keiner der Anwesenden machte den Versuch, zu fliehen oder eine Waffe zu ziehen. Nur Horst bewegte sich. Er holte mit dem Bein aus und trat mir voll gegen den Kopf.

XVI

    Von den nächsten Stunden bekam ich nicht viel mit. Das erste Mal wachte ich in einem schaukelnden Krankenwagen auf, das zweite Mal auf einer Trage im Krankenhaus, als mir ein mit Mundschutz maskierter Arzt mitteilte, dass eine Platzwunde an meinem Kopf genäht werden müsse, und mich fragte, welche Art von Betäubung ich wünsche. Das kam mir ziemlich unsinnig vor, da ich mich sowieso betäubt fühlte. Ich überließ ihm die Entscheidung und dämmerte wieder weg.
    In der Nacht wachte ich von einem Albtraum auf. In einem konturlosen grauen Raum hatten seltsam aussehende Menschen mich davon zu überzeugen versucht, dass ich eine höhere Bewusstseinsstufe erlangen könnte, wenn ich mir den Kopf amputieren ließe. Selbst im Traum erschien mir das nicht wünschenswert. Ich beharrte darauf, meinen Körper und meine niedrige Bewusstseinsstufe zu behalten.
    Aber auch die erreichte ich erst wieder am nächsten Morgen, als ich im Krankenhauszimmer aufwachte. Ich war allein, niemand saß an meinem Bett und war um mein Wohlergehen besorgt. Die Zeiten wurden härter. Wahrscheinlich musste sich Franka um einen wichtigen Fall kümmern, war Stürzenbecher damit beschäftigt, Gottfried Guber zu verhören, und hatte Cordula Deistermann noch nichts von meinem Zusammenstoß mit Horsts Fuß mitbekommen. Andere, die mich besuchen konnten, fielen mir im Moment nicht ein.
    Kurz darauf brachte mir eine Krankenschwester das Frühstück. Ich fragte sie, wann ich das Krankenhaus verlassen könne. Sie sagte, ich müsse erst noch ein paar Untersuchungen über mich ergehen lassen, es bestehe die Gefahr, dass sich in meinem Gehirn Blutgerinnsel gebildet hätten.
    Das sah ich ein und widmete mich dem Frühstück. Es schmeckte besser, als es aussah. Vielleicht lag das auch daran, dass ich schon lange nichts mehr gegessen hatte.
    Dann bekam ich doch noch Besuch, sogar unerwarteten. Denn es war Nora Gessner, die anklopfte und hereinkam.
    »Hallo!«, sagte sie fröhlich. »Wie geht es Ihnen?«
    »Einigermaßen«, sagte ich. »Einer von Gubers Schlägern hat meinen Kopf mit einem Fußball verwechselt.«
    »Sie Ärmster!« Sie drückte kurz meine Hand. »Trotzdem, Sie haben das ganz großartig gemacht. Ich habe gerade im Radio gehört, dass Guber von allen Ämtern zurückgetreten ist und die DAD vor der Auflösung steht.«
    »Nur zurückgetreten?«, wunderte ich mich. »Ist er nicht verhaftet? Wegen Anstiftung zum Mord in zwei Fällen?«
    »Das weiß ich nicht. Darüber wurde nichts gesagt.« Sie lächelte. »Hauptsache, er ist politisch erledigt, finden Sie nicht?«
    »Das dürfte ganz in Ihrem Sinn sein, nicht wahr?«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Ihr Vater hat mir einiges über Sie erzählt«, sagte ich. »Es stimmt nicht so richtig mit Ihrer Darstellung überein.«
    Nora wirkte verlegen. »Ich musste die Wahrheit ein bisschen verbiegen.«
    »Weil ich sonst auf die Idee gekommen wäre, dass Sie mich ausnutzen?«
    »Was für ein hässliches Wort!«, protestierte sie. »Immerhin haben Sie der deutschen Gesellschaft einen großen Dienst erwiesen.«
    »Und welchen Dienst habe ich Ihnen erwiesen?«
    »Ich habe mit Ihrer Hilfe die Bank gerettet«, sagte sie. »Sehen Sie, mein Vater hatte sich zu tief in diesem politischen Sumpf verstrickt. Gewisse Kreise haben mir klar gemacht, dass sie über seine Aktivitäten informiert waren.«
    »Gewisse Kreise?«, wiederholte ich. »Meinen Sie den Verfassungsschutz?«
    »Darüber darf ich nicht reden. Diese Leute haben mich vor die Wahl gestellt zu kooperieren oder zuzusehen, wie unsere Bank öffentlich geächtet wird. Also habe ich kooperiert und dazu beigetragen, Guber zu demontieren.«
    »Sie wussten also von Anfang an über Guber Bescheid?«
    »Nein. Zuerst hat man mich nur gewarnt, dass Lena in Gefahr sei. Ich bekam Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte. Deshalb habe ich Sie engagiert, glauben Sie mir.«
    »Und als Lena dann in Sicherheit war?«
    »Da hat man mich gebeten, Sie weiter gegen Guber ermitteln zu lassen.«
    »Verstehe. Ich sollte Guber aufscheuchen. Falls die Sache schief gegangen wäre, hätte man die Auftragskette nur bis zu Ihnen verfolgen können.«
    Nora holte Luft. »Sie sehen das zu negativ. Sie haben gewonnen, oder? Sind Sie nicht ein bisschen stolz auf
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