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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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war nie in meinem Haus.«
    Er sagte das so nebenbei, dass ich ihm glaubte. Was bedeutete, dass Nora gelogen hatte. Aber zu welchem Zweck? Hatte sie mich absichtlich auf Gubers Fährte setzen wollen? Und woher kannte sie Guber?
    »Und welches Interesse verfolgt Nora?«, fragte ich.
    »Das wüsste ich selbst gerne. Seitdem sie ihr Wirtschaftswissenschaftsstudium mit Bestnote abgeschlossen hat und bei einer großen Bank arbeitet ...«
    »Sie hat Wirtschaftswissenschaft studiert?«
    »Ja.« Er grinste. »Hat sie Ihnen etwas anderes erzählt? Nora will früher oder später Egli & Schaaf übernehmen. Da sie sehr ehrgeizig ist, heißt das: lieber früher.« Er paffte einen Rauchkringel in die Luft. »Haben Sie sich nicht gefragt, wie Nora an so gut gefälschte Vollmachten kommen konnte, dass selbst eine versierte Liechtensteiner Treuhänderin darauf hereingefallen ist?«
    »Ja«, sagte ich, »das habe ich mich in der Tat gefragt.«
    »Nora steht in Kontakt mit Leuten oder Diensten, die über beträchtliche Möglichkeiten verfügen.«
    »Reden wir von Geheimdiensten?«
    »Womöglich.« Er schaute einem fast perfekten Rauchring hinterher. »Seien Sie vorsichtig, Herr Wilsberg! Sie haben es nicht nur mit Guber und seinen Männern zu tun.«
    »Und bei wem stehen Sie auf der Honorarliste? Wer hat Ihnen eine Million Franken Provision dafür gezahlt, dass Sie Guber diskret mit Geld versorgen?«
    »Es würde Sie nicht glücklicher machen, wenn Sie es wüssten.«
    »Ich will Guber zur Strecke bringen«, sagte ich. »Ich denke, er hat zwei Morde angeordnet, die man ihm wahrscheinlich nicht nachweisen kann. Aber er wäre nicht der Erste, der über dubiose Schweizer oder Liechtensteiner Konten stolpert.«
    »Wohl wahr.« Der Bankdirektor lächelte.
    »Guber hat Lena entführen lassen«, fuhr ich fort. »Wie können Sie ihn da noch schützen?«
    »Er hat mir versichert, dass seine Männer Lena nicht angerührt haben. Aber Sie haben Recht: Damit ist er eindeutig zu weit gegangen.«
    »Geben Sie mir den Namen«, bat ich.
    Er zog einen Federhalter heraus und schrieb den Namen auf eine Karte, die er mir reichte. »Hoffentlich werden wir das beide überleben.«
    Ich steckte die Karte ein. »Danke.«
    »Trinken wir noch ein Bier?«, fragte Gessner.

XV

    »Wenn das stimmt«, Tobias Olpitz' Stimme zitterte vor Aufregung, »ist das ein ganz dicker Fisch, den Sie da an der Angel haben.«
    »Es stimmt«, sagte ich. »Und nun verraten Sie endlich, was Sie herausgefunden haben!«
    Wir saßen wieder in dem Café in der münsterschen Innenstadt, in dem wir uns schon einmal getroffen hatten.
    Der Journalist beugte sich vor. »Sagt Ihnen der Begriff Golden Chain etwas?«
    »Nein. Ich nehme an, dass damit keine gewöhnliche goldene Kette gemeint ist.«
    » Golden Chain ist ein Dokument, das im März 2002 in Bosnien sichergestellt wurde. In ihm sind die zwanzig wichtigsten Geldgeber des Terrornetzwerks al Qaida verzeichnet.«
    »Und der Name von Scheich Mohammed al Faruq steht auf dieser Liste«, vermutete ich.
    »Ziemlich weit oben, was bedeutet, dass er mehr als nur ein paar Millionen Dollar an al Qaida gespendet hat.«
    »Hat er deswegen Ärger bekommen?«
    »Nach meinen Informationen lebt er derzeit mit hundert Bediensteten in einem Palast in Doha«, sagte Olpitz. »Sein Privatvermögen wird auf rund zwei Milliarden Dollar geschätzt. Er gehört zur Herrscherfamilie in Katar, sein Bruder ist ein wichtiges Mitglied der Regierung. Mit anderen Worten: Er ist unantastbar.«
    »Die Amerikaner lassen sich das gefallen?«
    »Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Das Zentralkommando der amerikanischen Truppen im Irak steht in Katar. Die Amerikaner können es sich nicht leisten, die dortige Regierung gegen sich aufzubringen.« Olpitz nahm einen Schluck von seiner Apfelschorle. »Aber der Hammer ist die Verbindung zu Guber. Stellen Sie sich die Schlagzeile vor: Scheich Mohammed sponsert al Qaida und Gottfried Guber. «
    »Klingt gut«, sagte ich.
    »Dafür brauche ich aber mehr als Ihr Wort, dass das so ist.«
    »Kleiden Sie es in Frageform oder schreiben Sie es als Vermutung!«
    »Sind Sie wahnsinnig? Wenn das nach hinten losgeht, kann ich mir einen neuen Job suchen.«
    »Ich dachte, Sie wollen einen neuen Job – und sich mit einer guten Geschichte dafür bewerben.«
    »Eine gute Geschichte sieht für mich anders aus.«
    »Hören Sie zu!«, sagte ich. »Es geht hier auch um meine Sicherheit – und um Ihre, da Sie jetzt eingeweiht sind. Was meinen Sie wohl,
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