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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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hinterher.
    Seine Schritte wurden zögerlicher, schließlich blieb er stehen und drehte sich um. »Sie haben nichts in der Hand, gar nichts.«
    »Dafür weiß ich ziemlich viel, meinen Sie nicht?«
    »Lena hat Ihnen das erzählt, oder?« Die alemannische Dialektfärbung wurde stärker. »Das sind die Fantasien eines verrückten Mädchens.« Er kam zurück. »Wo ist sie jetzt? In der Psychiatrie, oder? Das sagt doch wohl alles. Wer wird ihr schon glauben?«
    Ich lächelte höhnisch.
    »Was wollen Sie von mir?«, fauchte er mich an. »Wollen Sie mich erpressen?«
    »Ja.«
    »Vergessen Sie's! Keinen Franken bekommen Sie von mir. Wer sind Sie denn? Ein mieser kleiner Privatdetektiv aus Deutschland. Mein Ruf als Nationalrat ist untadelig.«
    »Und wie war das mit Ihrem Botschafter Bohrer in Berlin? Ein unscharfes Foto von einer Frau vor dem Botschaftsgebäude reichte da, um ihn zu erledigen. Wie ich höre, wollen Sie Bundesrat werden.«
    »Sie werden keine Schweizer Zeitung finden, die bereit ist, Ihre wirren Anschuldigungen zu veröffentlichen.«
    »Sind Sie da so sicher?« Mein Ton wurde härter. »Haben Sie mal darüber nachgedacht, warum Lena jetzt in der Psychiatrie ist?«
    »Das hat doch nichts mit mir zu tun.«
    »Mit wem sonst? Sie haben sich an einem elfjährigen Mädchen vergangen.«
    Er zuckte zurück. »Aber ... Es war nicht so, wie Sie denken.«
    »Wie war es dann?«
    »Das geht Sie nichts an«, erwiderte er trotzig.
    Ich schwieg.
    »Gut.« Er lächelte verächtlich. Offenbar glaubte er, einen Ausweg aus seinem Dilemma gefunden zu haben. »Ich bin bereit, Ihre Verschwiegenheit zu erkaufen. Wie viel wollen Sie?«
    »Ich will kein Geld.«
    »Kein Geld?«
    »Ich will, dass Sie in Gegenwart von Lena und ihrer Familie ein Geständnis ablegen. Ihr Schicksal liegt dann in deren Hand.«
    Er schwankte. »Hören Sie, das können Sie nicht von mir verlangen! Es war ein schrecklicher Fehler, das gebe ich zu. Ich bereue zutiefst, was ich getan habe. Und ich schwöre, es ist nie wieder passiert.«
    »Sagen Sie das Lena!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Dann werden Ihre Abgeordnetenkollegen die Geschichte aus der Zeitung erfahren.«
    Schwarzenbacher starrte mich mit offenem Mund an. »Ist das Ihr letztes Wort?«
    »Ja. Und ich gebe Ihnen eine Minute Zeit, sich zu entscheiden.«
    Wieder stach mir der in Stein gehauene Fisch über der Eingangstür der Küsnachter Villa ins Auge.
    »Was bedeutet der Fisch?«, fragte ich Nora, die neben mir ging.
    »In Deutschland heißt er Barsch, wir Schweizer nennen ihn Egli.«
    Ich begriff. »Wie Ihr Urgroßvater Walter Egli, der Erbauer des Hauses.«
    Der jetzige Hausherr erwartete uns bereits. Genauer gesagt nicht uns, sondern Nora, denn mich ignorierte Jean Gessner schlicht, als er jetzt, kaum dass Nora die Tür geöffnet und wir gemeinsam den Flur betreten hatten, aus den hinteren Regionen des Hauses auf uns zugerannt kam und seine Tochter mit einer wütenden Rede auf Schweizerdeutsch überschüttete. Aus dem, was ich verstand, kombinierte ich, dass es Regula Isolde Böckle inzwischen gelungen war, den Direktor von Egli & Schaaf über die Ereignisse des Morgens zu informieren. Abgesehen davon, dass er sie eines schweren Vertrauensbruchs bezichtigte, brachten Gessner vor allem die gefälschten Vollmachten, die Nora vorgelegt hatte, in Rage.
    Allerdings hatte Nora mit dem Ausbruch ihres Vaters gerechnet und sich entsprechend gewappnet. Sie schlug mit bissigen Bemerkungen und Fragen nach der Herkunft des Liechtensteiner Geldes zurück, wobei ich in dem sich anschließenden, immer noch auf Schweizerdeutsch geführten Wortwechsel allmählich die Orientierung verlor.
    »Entschuldigung«, sagte ich nach einer Weile, »haben Sie schon darüber gesprochen, woher das Geld der Stiftung Grünland stammt?«
    »Werden Sie nicht unverschämt!«, fuhr Gessner mich an. »Verschwinden Sie aus meinem Haus! Das, was ich mit meiner Tochter zu besprechen habe, geht Sie einen feuchten Kehricht an.«
    »Du machst einen Fehler«, mischte sich Nora ein. »Herr Wilsberg hat Lena und mir sehr geholfen. Und du würdest der ganzen Familie einen Dienst erweisen, wenn du sagst, wer der Finanzier der Stiftung Grünland ist.«
    Gessner wandte sich wieder seiner Tochter zu. »Noch, liebe Nora, führe ich die Geschäfte von Egli & Schaaf. Und ich führe sie so, wie ich es für richtig halte. Was hast du eigentlich vor? Willst du meinen Ruf ruinieren?«
    »Verwechselst du da nicht was?«, schlug Nora zurück. »Du ruinierst
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