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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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Gubers Fans während der Veranstaltung zuprosten konnten. Auf der Bühne war eine in Glitzerkostüme gekleidete Musikcombo mit platinblonder Sängerin noch mit dem Soundcheck beschäftigt.
    Die den Journalisten vorbehaltenen Plätze befanden sich direkt vor der Bühne. Hier waren die Stühle weitgehend besetzt, auch zwei Kamerateams hatten schon ihre Arbeitsgeräte aufgebaut. Ich entdeckte Tobias Olpitz, der sich angeregt mit Kollegen unterhielt.
    Die Flugblätter, die ich kopiert hatte, waren als Schreibblock getarnt. Falls sich die Ordner den Inhalt meiner Tasche näher angesehen hätten, wäre ihnen erst beim Umblättern der Seiten etwas aufgefallen. Vorausgesetzt, sie konnten lesen.
    Ich entfernte die Klebebindung und begann, die Zettel an die Journalisten zu verteilen. In Aufmachung und Inhalt war der Text betont schlicht gehalten. Allenfalls Insider konnten die Andeutungen verstehen. Die Überschrift lautete: Woher stammt Gubers Geld? Im Folgenden war zu lesen, dass Guber bezüglich seiner Geldquellen gelogen habe. Die geerbte Firma sei nichts wert und Gubers Vermögen weitaus niedriger, als er behaupte. Tatsächlich, hieß es im Text weiter, würden Guber und die Demokratische Alternative Deutschland von einem unbekannten Geldgeber gefördert. Dieser Mann, womöglich ein Ausländer, benutze die DAD, um Einfluss in Deutschland zu gewinnen. Nach einigen Schlenkern kam der Text zu der rhetorischen Schlussfrage: Ist Guber nur eine Marionette ausländischer Kräfte?
    Berufsbedingt printsüchtig, griffen fast alle Journalisten nach dem Flugblatt. Bald darauf konnte ich sehen, wie sie die Köpfe schüttelten und untereinander kichernd tuschelten. Völlig klar, dass sie mich für einen linken Spinner und Schaumschläger hielten.
    Als ich zu Tobias Olpitz kam, schaute er mich fragend an. Ich gab ihm ein Blatt, zwinkerte ihm zu und ging weiter.
    Natürlich war die Aktion nicht dazu gedacht, jemanden zu überzeugen. Mit dem Flugblatt wollte ich nur einen einzigen Mann beeindrucken, nämlich Gottfried Guber.
    Wie vorausgesehen dauerte es lediglich eine knappe Minute, bis vier Ordnungskräfte, diesmal mit schlecht sitzenden Anzügen und Headsets ausgestattet, auf mich zustürzten. Der Erste riss mir die Flugblätter aus der Hand. Der Zweite schnauzte mich an: »Hier werden keine Flugblätter verteilt, Freundchen! Das hier ist eine Parteiveranstaltung.«
    Nummer drei und vier nahmen mich in die Mitte, drehten mir die Arme auf den Rücken und schleiften mich zum Ausgang. Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Ordnungskraft Nummer eins mit den restlichen Flugblättern durch eine Tür neben der Bühne verschwand.
    Auf dem langen Weg durch den Saal, die Treppe hinunter und dann durchs Foyer war weder mir noch meinen Begleitern nach einem Gespräch zumute. Als wir uns der Eingangskontrolle näherten, sah ich, wie der Oberaufseher der schwarz Overallten aufgeregt in sein Mikro redete. Dann schaute er sich um, entdeckte mich und meine Begleiter und hob die Hand. »Stopp!«
    »Was ist?«, fragte der Halter meines rechten Arms irritiert. »Sollen wir den Kerl nicht rausschmeißen?«
    »Nein«, sagte der Oberaufseher. »Der Chef will mit ihm sprechen.«
    Gottfried Guber erwartete mich in einem großen Raum, der normalerweise als Künstlergarderobe für den Backgroundchor oder das Fußvolk eines Musicals benutzt wurde. Ringsherum an den Wänden standen zahlreiche Schminktische mit beleuchteten Spiegeln.
    Guber hatte sein übliches Gefolge dabei. Volker Alvers, der geschniegelte Blondling, lugte über die Schulter seines Idols und auch Horst und sein zupackender Kumpel waren da, glücklicherweise ohne ihre Schäferhunde. Einige Männer und eine Frau, die ich während der Beobachtung von Gubers Villa gesehen hatte und die wohl zur Parteispitze der DAD gehörten, hielten sich dezent im Hintergrund.
    Ich schaute mich zufrieden um. »Lange nicht gesehen. Wie läuft's denn so?«
    »Was wollen Sie damit bezwecken, Herr Wilsberg?« Guber hob die Hand, in der er das zusammengerollte Flugblatt hielt. »Denken Sie, Sie können mich damit beeindrucken?«
    »Das scheint mir ja gelungen zu sein.«
    Er grunzte verächtlich. »Ich habe Sie nur kommen lassen, weil ich Sie warnen will. Gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Wilsberg! Mit Ihrem Geschreibsel werden Sie keinen Journalisten beeinflussen. Das sind doch nur Latrinengerüchte, die Sie irgendwo aufgeschnappt haben.«
    »Hätte ich den Namen Scheich Mohammed al Faruq erwähnen sollen?«
    Die
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