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Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin

Titel: Wilsberg 15 - Wilsberg und die Malerin
Autoren: Juergen Kehrer
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Wirkung war beachtlich. Guber griff nach einer Stuhllehne, die er erst beim zweiten Versuch zu fassen bekam. Blondie machte ein erschrockenes Gesicht, Horst und sein Kumpel schauten sich an.
    Ein paar Momente lang herrschte absolute Stille. Dann war es Blondie, der sich als Erster fasste. Er drehte sich um und sagte zu den regungslosen DAD-Politikern: »Entschuldigen Sie! Würden Sie uns bitte allein lassen!«
    Man sah der DAD-Riege an, dass sie gewohnt war, auf Kommandos zu reagieren. Wortlos und beinahe auf Zehenspitzen verließ die Gruppe den Raum.
    Inzwischen hatte sich Guber gefangen. Horst und sein Freund rückten näher. So bildeten wir eine kleine, ungemütliche Runde.
    »Woher kennen Sie den Namen?«, fragte Guber mit heiserer Stimme.
    »Ganz schön peinlich, dass Sie am Geldtropf eines Mannes hängen, der nebenbei Terroranschläge finanziert«, sagte ich.
    »Woher?«, wiederholte Guber.
    »Wissen Sie, das erklärt manches, Ihre antisemitischen Ausfälle, zum Beispiel. Ich nehme an, Scheich Mohammed ist der Meinung, dass man den Staat Israel vernichten und die Juden ins Meer treiben sollte. Aber wie werden Ihre anständigen deutschen Wähler reagieren, wenn sie erfahren, wer die Flugblätter in ihren Briefkästen bezahlt hat?«
    Horst spannte seine Muskeln an. Guber stoppte ihn mit einer Handbewegung. »Treiben Sie es nicht zu weit, Wilsberg!«
    »Sonst?«, fragte ich. »Hetzen Sie mir Ihre Kettenhunde auf den Hals, so wie Sie es bei Simon Konrad und Kathrin Meyer getan haben?«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Dann will ich Ihre Erinnerung auffrischen: Simon Konrad ist der Junge, der durch Zufall an eine Diskette mit brisantem Inhalt gekommen ist. Wahrscheinlich hat er selbst nicht gewusst, wie brisant der Inhalt war. Aber er hat die Chance gesehen, die Diskette an eine Journalistin zu verkaufen. Die Journalistin hieß Kathrin Meyer und war seit längerem hinten Ihnen her. Aufgrund der Daten hat sie die richtigen Schlüsse gezogen. Sie hat geahnt, was ich inzwischen sicher weiß: dass Sie Geld von der Stiftung Grünland in Liechtenstein erhalten, eine Stiftung, die auf Umwegen von Scheich Mohammed al Faruq eingerichtet wurde. Kathrin Meyer ist zu Ihnen gekommen und hat Ihnen ins Gesicht gesagt, was sie vermutete. Als sie anschließend wegfuhr, wurde sie von der Straße gedrängt, sodass sie tödlich verunglückte. Und weil Sie verhindern wollten, dass Simon Konrad das Material noch an andere Journalisten verkauft, musste auch er sterben.«
    »Das ist ja eine herzergreifende Geschichte«, sagte Guber. »Aber was hat sie mit mir zu tun?«
    »Wollen Sie behaupten«, ich zeigte auf Horst, »dass er ohne Ihren ausdrücklichen Befehl gehandelt hat?«
    Horst sprang vor, verkrallte sich in meinem Hemd und schüttelte mich. »Jetzt bist du zu weit gegangen, du Scheißkerl!«
    Sein Schütteln machte es fast unmöglich, einen Satz zu formulieren: »Gibst du zu, dass du den kleinen Simon umgebracht hat?«
    »Ich habe ihm seine Scheißpillen in sein verdammtes Maul gestopft, wenn du es genau wissen willst.«
    »Horst!«, sagte Blondie warnend.
    »Und wie war das mit Kathrin Meyer?«
    »Das war ich nicht. Das war Volker.«
    »Halt den Mund!«, schrie Blondie.
    »Was denn?« Horst wandte sich lässig um. »Der hier wird niemandem was erzählen. Da kannst du sicher sein.«
    »Nicht hier, Horst!«, sagte Guber scharf. »Ich habe nichts gehört und nichts gesehen.«
    »Keine Sorge, Chef«, grinste Horst. »Wir werden ihn geräuschlos verschwinden lassen.«
    Mit etwas Mühe gelang es mir, den Kopf in Gubers Richtung zu drehen. »Ziemlich feige von Ihnen, nicht zu Ihrer Verantwortung zu stehen.«
    »Politik ist Krieg«, sagte Guber. »In jedem Krieg gibt es Kollateralschäden. Als General muss ich nicht in allen Einzelheiten wissen, was meine Soldaten tun. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, Herr Wilsberg! Ich habe gleich eine Rede zu halten.«
    Guber wandte sich ab. Im selben Moment trat mir Horst in die Kniekehle. Ich schrie auf und fiel auf den Rücken.
    Horst schaute zuerst auf das Stück von meinem Hemd, das er in der Hand hielt, dann auf meine Brust, auf der das Mikro klebte. »Scheiße!«, brüllte er. »Der Typ ist verkabelt.«
    »Was?«, schrie Guber.
    »Genau«, sagte ich, obwohl mein Kopf dröhnte. »Die Polizei hat alles mitgehört.«
    Sekundenbruchteile später wurde die Tür aufgerissen und ein mit Sturmmasken getarntes Sondereinsatzkommando stürzte herein. »Keine Bewegung!«, befahl eine
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