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Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer

Titel: Wilsberg 05 - Wilsberg und die Wiedertaeufer
Autoren: Juergen Kehrer
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bewegliche Habe, soviel sie wisse, in ein städtisches Depot gebracht worden sei. Genaueres würde ich sicher von meinem früheren Vermieter, dem Herrn Johanimlei, erfahren.
    Dann bot sie mir noch einen Kaffee an, aber ich lehnte dankend ab.
    Ich musste eine halbe Stunde im Wartezimmer der Detektei verbringen, bis Sigi die letzten Fragen der Rechnungsstellung mit einem Klienten besprochen hatte.
    Sie klopfte mir auf die Schulter. »Herzlichen Glückwunsch! Wir alle freuen uns, dass du wieder frei bist.«
    »Danke. Dummerweise habe ich inzwischen keine Wohnung mehr.«
    »Aber wieso denn?« Sie runzelte die Stirn.
    »Na ja, im letzten halben Jahr ist nichts mehr aufs Konto gekommen. Und vorher hatte ich auch schon ein bisschen Ärger mit meinem Vermieter, weil ich in Mietrückstand war.«
    »Das ist aber blöd.«
    »Du sagst es.«
    »Was willst du denn jetzt machen?«
    »Ich dachte, du hast doch ein eigenes Haus, und du könntest mir, nur vorübergehend natürlich …«
    »Georg!« Sie schüttelte ihre strenge Pagenfrisur. »Wie stellst du dir das vor? Es ist nur ein Häuschen. Außerdem hat sich in meinem Leben einiges verändert. Ich habe einen neuen Freund.«
    »Hoffentlich nicht wieder einen bisexuellen Motorradfahrer mit ledernem Schlafanzug.«
    Sigi lachte. »Nein, nein, Fred ist ganz anders. Er ist Schriftsteller, weißt du.«
    »Solche Menschen muss es auch geben«, sagte ich.
    »Aber er ist etwas schwierig. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ihr beide am Frühstückstisch miteinander auskommt. Warum fragst du nicht deine Schwester?«
    »Kiki? Die hat wieder geheiratet. Schlimmer als vorher.«
    Sigi kratzte sich am Hinterkopf. »Wenn ich es mir recht überlege, gibt es doch eine Möglichkeit. Oben unter dem Dach ist ein leerer Raum, den ich sowieso zu einem Gästezimmer ausbauen wollte. Wir richten ihn einfach provisorisch her, und du kannst ihn haben. Du musst mir allerdings versprechen …«
    »… dass ich nicht zum Frühstück komme«, fiel ich ihr ins Wort. »Weißt du was, ich besorge mir eine Kochplatte, und dann bin ich da oben unter dem Dach autonom. Vorübergehend, natürlich.«
    Am Abend machte ich einen Abstecher ins Alcatraz. Norbert und Anna begrüßten mich mit großem Hallo und freundschaftlichen Umarmungen. Ich war so gerührt, dass ich fast geheult hätte. Und zum ersten Mal, seitdem ich durch das Gefängnistor gegangen war, fühlte ich mich wirklich frei.
    Als ich von meinen Missgeschicken berichtete, waren Norbert und Anna an der Reihe, traurig zu gucken.
    »Mensch, Georg«, sagte Norbert, »zur Not kannst du auch zu mir kommen. Ich habe zwar kein Zimmer übrig, aber irgendwie kriegen wir das schon hin. Trink erst einmal ein Bier auf Kosten des Hauses!«
    Aus dem einen Bier auf Kosten des Hauses wurden viele, und zwischendurch, wenn mal weniger zu tun war, erzählte ich die dramatischen Ereignisse der letzten Monate in leicht konsumierbaren Drei-Minuten-Häppchen.
    Kurz vor drei, als die letzten Gäste aus dem Alcatraz wankten, fragte Anna: »Und was ist aus dir und dieser Frau geworden, die ständig ihren Namen wechselt?«
    »Tori-Marion-Mareike-Imke.«
    »Genau die.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Heute Nachmittag habe ich einen Besuchstermin beantragt. Wenn ich Glück habe, klappt es in vier bis sechs Wochen.«
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