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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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XXV.
Die Academie des Herrn von Beausire.
    Beausire hatte den Rath des blauen Domino buchstäblich genommen und sich an den Ort begeben, den man seine Academie nannte.
    Lüstern gemacht durch die ungeheure Zahl von zwei Millionen, hatte der würdige Freund Oliva's ganz besonders bange vor der Art von Ausschließung, die sich seine Collegen dadurch erlaubt, daß sie ihm keine Mittheilung von einem so vortheilhaften Plan machten.
    Er wußte, daß man sich unter Leuten von der Academie nicht besonders viel mit Gewissenszweifeln trägt, und das war für ihn ein Grund, sich zu beeilen, denn die Abwesenden haben immer Unrecht, wenn sie aus Zufall abwesend sind, und noch viel mehr, wenn man ihre Abwesenheit benutzen will.
    Beausire hatte sich unter den Verbündeten der Akademie einen Ruf als furchtbarer Mann erworben. Das war weder zum Erstaunen, noch schwierig; Beausire war Gefreiter gewesen; er hatte die Uniform getragen; er wußte eine Hand auf die Hüfte, die andere auf das Stichblatt seines Degens zu setzen. Er hatte die Gewohnheit, beim geringsten Wort seinen Hut auf seine Augen niederzudrücken. Lauter Manieren, die für nur mittelmäßig beherzte Leute erschreckend genug sind, besonders wenn diese Leute den Lärmen eines Duells und die Neugierde der Justiz zu fürchten haben.
    Beausire gedachte sich also für die Verachtung, die man gegen ihn kundgegeben, dadurch zu rächen, daß er seinen Genossen vom Spielhause der Rue du Pot-de-Fer etwas Angst machen würde.
    Von der Porte Saint-Martin bis zur Saint-Sulpice-Kirche ist es weit; doch Beausire war reich; er warf sich in einen Fiaker und versprach dem Kutscher fünfzig Sous, das heißt ein Gnadengeschenk von einem Livre. Die Fahrt bei der Nacht kostete nach dem Tarif jener Zeit, was sie heute bei Tag kostet.
    Die Pferde entfernten sich rasch. Beausire verlieh sich ein wüthendes Gesicht, und in Ermangelung eines Hutes, den er nicht hatte, da er einen Domino trug, in Ermangelung des Degens setzte er sich eine Miene zusammen, händelsüchtig genug, um jeden verspäteten Wanderer, der ihm begegnete, zu beunruhigen.
    Sein Eintritt in die Academie brachte einen gewissen Eindruck hervor.
    Es fanden sich hier im ersten Salon, einem schönen, ganz grauen Salon mit Kronleuchtern und vielen Spieltischen, etwa zwanzig Spieler, welche Bier und Syrup tranken und zähnefletschend sieben bis acht abscheulich geschminkten Weibern zulächelten, welche die Karten anschauten.
    Man spielte Pharo am ersten Tisch; die Einsätze waren mager, die Belebtheit nach Maßgabe der Einsätze.
    Bei der Ankunft des Domino, der sich an seiner Capuze rieb, während er sich in den Falten des Rockes aufblähte, kicherten einige Weiber, was halb als Spott, halb als Anlockung betrachtet werden konnte. Herr Beausire war ein Schönling und die Damen mißhandelten ihn nicht.
    Er trat indessen vor, als ob er nichts gesehen, nichts gehört hätte, und erwartete, sobald er beim Tisch war, stillschweigend eine Erwiderung auf seine schlechte Laune.
    Einer der Spieler, ein zweideutiger Finanzmann, dessen Gesicht es nicht an einer gewissen Treuherzigkeit gebrach, war die erste Stimme, welche Beausire ansprach.
    »Alle Wetter, Chevalier,« sagte dieser brave Mann, »Sie kommen mit einem sehr verdrießlichen Gesicht vom Ball.«
    »Es ist wahr,« sagten die Damen.
    »Ei, lieber Chevalier!« rief ein anderer Spieler, »verwundet Sie der Domino am Kopf?«
    »Es ist nicht der Domino, was mich verwundet,« antwortete Beausire mit hartem Tone.
    »Ah! ah!« sagte der Banquier, der eben ein Dutzend Louisd'or zusammengeschaufelt hatte, »der Herr Chevalier von Beausire hat eine Untreue an uns begangen: sehen Sie nicht, daß er auf dem Opernball gewesen ist? in der Gegend des Opernhauses hat er einen guten Einsatz gefunden und verloren.«
    Jeder lachte oder bemitleidete, je nach seinem Character; die Frauen hatten Mitleid.
    »Es ist nicht wahr, daß ich eine Untreue an meinen Freunden begangen habe,« entgegnete Beausire, »dazu bin ich unfähig. Eine Untreue, ich! Das taugt für gewisse Leute von meiner Bekanntschaft, Treulosigkeiten gegen ihre Freunde zu begehen.«
    Und um seinen Worten mehr Gewicht zu geben, nahm er Zuflucht zu einer Geberde, das heißt, er wollte seinen Hut auf seinen Kopf drücken. Zu seinem Unglück plattete er nur ein Stück Seide, was ihm eine lächerliche Breite gab, so daß er statt einer ernsten Wirkung nur eine komische hervorbrachte.
    »Was wollen Sie damit sagen, lieber Chevalier?« fragten
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