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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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einige von den Verbündeten.
    »Ich weiß, was ich damit sagen will,« antwortete Beausire.
    »Aber das genügt uns nicht,« erwiderte der heitere Alte.
    »Das geht Sie nichts an, Sie, mein Herr Finanzmann!« entgegnete Beausire tölpelhaft.
    Ein ziemlich ausdrucksvoller Blick belehrte Beausire, seine Phrase sei übel angebracht gewesen. Man durfte in der That in dieser Gesellschaft keine Grenzscheidung zwischen denjenigen, welche bezahlten, und denjenigen, welche das Geld einsackten, vornehmen,
    Beausire begriff das, aber er war einmal verrannt; die falschen Beherzten halten schwerer inne, als die erprobten Beherzten.
    »Ich glaubte Freunde hier zu haben,« sagte er.
    »Ja,« antworteten mehrere Stimmen.
    »Wohl! ich habe mich getäuscht.«
    »Worin?«
    »Darin, daß viele Dinge ohne mich geschehen.«
    Ein neues Zeichen vom Banquier, neue Betheuerungen von Seiten derjenigen Verbündeten, welche anwesend waren.
    »Es genügt, daß ich es weiß,« versetzte Beausire, »und die falschen Freunde sollen bestraft werden.«
    Er suchte den Griff seines Degens, fand aber nichts, als seine Hosentasche, welche voll von Louisd'or war und einen verrätherischen Ton von sich gab.
    »Ho! ho!« liefen zwei Damen, »Herr von Beausire ist heute Abend in guter Stimmung.«
    »Ja, wohl,« sagte der Banquier hinterhältisch; »mir scheint, daß er, wenn er verloren, nicht Alles verloren hat, und daß, wenn er eine Untreue gegen die Legitimen begangen hat, dieß keine Untreue ohne Umkehr ist. Auf, setzen Sie, lieber Chevalier.«
    »Ich danke!« erwiderte Beausire trocken, »da Jeder behält, was er hat, so behalte ich auch.«
    »Was Teufels willst Du damit sagen?« flüsterte ihm einer der Spieler in's Ohr.
    »Wir werden uns sogleich erklären.«
    »Spielen Sie doch!« rief der Banquier.
    »Einen einfachen Louisd'or,« sagte eine Dame, indem sie Beausire die Schulter streichelte, um sich so viel als möglich seiner Hosentasche zu nähern.
    »Ich spiele nur um Millionen,« sprach Beausire voll Kühnheit, »und wahrhaftig, ich begreife nicht, daß man hier um elende Louisd'or spielt. Millionen!... Auf, meine Herren, da es sich um Millionen handelt, ohne daß man es vermuthet, fort mit den Einsätzen von einem Louisd'or! Millionen, Millionäre!«
    Beausire hatte den Augenblick der Exaltation erreicht, der den Menschen über die Grenzen des gemeinen Menschenverstandes hinaustreibt. Eine Trunkenheit, gefährlicher als die vom Weine, belebte ihn. Plötzlich erhielt er von hinten an die Beine einen Stoß, der heftig genug war, daß er sich sogleich unterbrach.
    Er wandte sich um und sah an seiner Seite eine große, olivenfarbene, steife, löcherige Figur mit schwarzen Augen, welche leuchteten wie glühende Kohlen.
    Auf die zornige Geberde Beausire's antwortete dieser seltsame Mensch durch einen ceremoniösen Gruß, begleitet mit einem Blick so lang wie ein Raufdegen.
    »Der Portugiese!« sagte Beausire, erstaunt über diese Begrüßung von Seiten eines Mannes, der ihm so eben einen Stoß gegeben hatte.
    »Der Portugiese!« wiederholten die Damen. Und sie verließen Beausire, um den Fremden zu umflattern.
    Dieser Portugiese war in der That der Liebling der Damen, denen er unter dem Vorwand, er spreche nicht Französisch, beständig Leckereien brachte, die zuweilen in ein Kassenbillet von fünfzig bis sechzig Livres eingewickelt waren.
    Beausire kannte den Portugiesen als einen der Verbündeten. Der Portugiese verlor beständig bei den Stammgästen des Spielhauses. Er bestimmte seine Sätze auf ungefähr hundert Louisd'or in der Woche, und regelmäßig nahmen ihm die Stammgäste seine hundert Louisd'or ab.
    Das war der Lockvogel der Gesellschaft. Wahrend er sich hundert goldene Federn ausrupfen ließ, plünderten die andern Genossen die angeköderten Spieler.
    Die Verbündeten betrachteten daher den Portugiesen als den nützlichen Mann, die Stammgäste als den angenehmen Mann. Beausire hegte für ihn die stillschweigende Hochachtung, die sich stets an das Unbekannte anschließt, sollte auch das Mißtrauen einen Antheil daran haben.
    Beausire, der also den kleinen Fußtritt empfangen, den ihm der Portugiese an die Waden ertheilt hatte, wartete, schwieg und setzte sich.
    Der Portugiese nahm beim Spiel Platz, legte zwanzig Louisd'or auf den Tisch, und in zwanzig Coups, die einen Kampf von einer Viertelstunde kosteten, war er von seinen zwanzig Louisd'or durch sechs hungrige Pointeurs befreit, welche einen Augenblick die Krallen des Banquiers und der
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