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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle
Autoren: Sascha Adamek
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Einleitung
Die Legende vom »sozialen« Netzwerk
    Wäre Facebook ein Land, wäre es schon heute das drittgrößte der Welt. Ein wirklich erstaunliches Land, wo Menschen in siebzig unterschiedlichen Sprachen miteinander kommunizieren und ihr Privatleben in großen Gruppen von durchschnittlich 130 Freunden miteinander teilen. 1 Rund die Hälfte der gut 500 Millionen »Bürger« dieses Landes meldet sich jeden Tag bei der Zentrale dieses weltumspannenden sozialen Netzwerks an. Im Schnitt verbringen die Mitglieder von Facebook pro Monat rund 700 Milliarden Minuten im direkten Austausch mit ihren Freunden. Monat für Monat laden die Nutzer drei Milliarden Fotos und zehn Millionen Videos hoch. Wäre Facebook ein Staat, wäre dessen »Regierung« auf diesem Wege bestens über die privaten Belange, Konsumvorlieben oder politischen Haltungen seiner Bürger informiert. Selbst über Dinge, die diese Bürger nicht einmal ihren Freunden anvertrauen würden. Denn wie restriktiv jeder Facebook-Nutzer seinen Privatsphäre-Filter
auch einstellt, alles, was eingespeist wird, landet unweigerlich in den 40 000 Großservern rund um den Globus und verbleibt dort ohne Zeitbegrenzung. Selbst die Profile von Verstorbenen bleiben erhalten, sie werden im »Gedenkzustand« weitergeführt.
    Was fasziniert uns so an Facebook? Ein befreundeter Dokumentar- und Musikfilmproduzent schwärmte schon vor Jahren von MySpace, später dann von Facebook. Wie er begeisterten sich anfangs viele Angehörige der alternativen Kulturszene für Facebook, für sie ein Symbol des öffentlichen, des gemeinsamen Netzes. Dahinter steckte zu einem Gutteil die diffuse Sehnsucht nach einem emanzipatorischen Aufbruch, vielleicht auch nach einem Gegenpol zu den herrschenden Verhältnissen. Das Internet wurde vielfach als ein Medium der Befreiung empfunden, das Menschen an den entlegensten Flecken der Erde soziale Teilhabe ermöglicht. Google sei der moderne Kiosk der Medienwelt, schreibt der Blogger und Medienexperte Jeff Jarvis. Und was ist dann Facebook? Dessen Gründer Mark Zuckerberg möchte seine Erfindung zum Fenster des World Wide Web machen, und er ist tatsächlich auf dem besten Wege dahin. Um zu expandieren, integriert Facebook die Skype-Internet-Telefonie, eine Suchmaschinenfunktion und sogar eine eigene E-Mail-Funktion. Allein in Deutschland haben sich fast 13 Millionen Menschen in dem Netzwerk angemeldet, und es werden immer mehr. Facebook ist in kürzester Zeit ein Mainstream-Medium geworden. In einigen Branchen ist es als Kommunikationsmedium mittlerweile sogar unverzichtbar. Wer dort nicht präsent ist, der existiert nicht. Spätestens wenn wir gezwungen sein werden, dort mitzumischen,
wird das freiwillige »soziale« Netzwerk von Freunden endgültig zur Legende.
    Aber wer steckt hinter diesem Netz, dem wir uns bislang begeistert anschließen? Bei aller Euphorie über die Vision eines weltumspannenden, herrschaftsfreien Dialogs müssen wir die Frage stellen, wer die Gönner und Macher im Hintergrund sind, die an dieser Vision arbeiten, und welche Interessen sie verfolgen. Eine der Schlüsselfiguren bei Facebook neben Mark Zuckerberg ist beispielsweise ein milliardenschwerer Futurologe und Hedgefonds-Manager, der globale Probleme am liebsten dadurch lösen würde, dass er den Staat als Hüter des Gemeinwohls verbannt. Einer, der findet, die Menschheit habe überhaupt keine Probleme, und wenn doch, dann seien sie allein durch den technischen Fortschritt zu lösen. Er steckt Millionen Dollar in die Erforschung Künstlicher Intelligenz und träumt von einem transnationalen, technischen Zeitalter. Und ein weltumspannendes Datenmonstrum wie Facebook ist, wie wir auf den folgenden Seiten sehen werden, bestens geeignet, diesem fragwürdigen Ziel näherzukommen.
    Bei den Recherchen für dieses Buch bin ich ganz ›facebooklike‹ vorgegangen. Ich habe Freunde und die Freunde der Freunde von Facebook gesucht, um mir ein Bild davon zu machen, wer welche Interessen mit der weltweiten Expansion dieses Netzwerks verbindet. Gelandet bin ich teilweise in ziemlich rückwärtsgewandten Kreisen, die so gar nicht zum Image des liberalen, weltoffenen Netzwerks passen. Ich stieß auf Menschen mit Kontakten zur CIA, auf Obama-Hasser und auf den bereits erwähnten Futurologen. Facebook-Gründer Zuckerberg ist sicher kein CIA-Agent,
und Facebook ist ganz gewiss keine Staatsverschwörung. Aber man muss sich stets vor Augen halten, dass man auf den Seiten dieses sozialen Netzwerks
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