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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle
Autoren: Sascha Adamek
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Cybermobbing-Attacke, auf ganz Deutschland hochgerechnet wären das 50 000 Lehrer. 7
    Was immer wir getan haben, es holt uns ein
    Wir entgehen unseren Taten nicht. Und selbst wenn wir nichts getan haben, kann es uns überrollen. So ergeht es seit vier Jahren einem jungen Pianisten aus dem Rheinland.
Er spielt in einer mäßig erfolgreichen Profi-Band und verdient sein Geld ansonsten mit Musikunterricht. Irgendwann bemerkte er, dass Eltern den Unterricht für ihre Kinder plötzlich absagten. Er war ratlos, denn alle hatten sich bei den Vorspiel-Treffen stets zufrieden geäußert. Eine Mutter offenbarte ihm schließlich, dass etwas Schreckliches über ihn im Netz stehe. Bei seiner anschließenden Google-Recherche stieß er gleich auf der ersten Seite auf eine Facebook-Gruppe mit seinem Foto. Es war aber gewissermaßen nur zum Teil sein Foto, weil es ihn zeigte, wie er Adolf Hitler umarmte. Auch war auf der Seite vermerkt, er sei pädophil. Auf diese Weise versucht ein Stalker seit Jahren, ihn zu diskreditieren, und der Betroffene hat nicht die leiseste Ahnung, wer dahintersteckt. Um herauszufinden, woher der Stalker seine Fotos hatte, brauchte der Musiker allerdings nicht lange. Seit Jahren lädt er auf der Musiker-Plattform MySpace Bilder hoch und tauscht mit Freunden Songs aus. Aber irgendjemand dort draußen im Netz scheint ihn zu hassen, sodass er immer wieder für viel Geld die Reputationsmanager beauftragen muss, die Seiten löschen zu lassen. Aber der Stalker hat bis heute nicht aufgegeben.
    Mit dem Löschen ist das aber so eine Sache. Jeder Facebook-Nutzer kann sein Konto sofort »deaktivieren«, wie es heißt. Wer glaubt, die Einträge seien damit unsichtbar, wiegt sich jedoch in falscher Sicherheit. Denn vieles findet sich bereits bei Google wieder und kann dort weiterhin aufgerufen werden. Und selbst löschen heißt bei Facebook nicht löschen. Der US-Blog Arstechnica.com berichtete im Oktober 2010, dass Fotos 16 Monate nach ihrer offiziellen Löschung noch immer nicht endgültig aus den Facebook-Servern getilgt
waren. Die Autorin Jacqui Cheng fragte deshalb mehrfach bei Facebook an. Nachdem sie den Zustand öffentlich angeprangert hatte, löschte Facebook diese Fotos. Arstechnica-Leser Andrew Bourke berichtete daraufhin, dass es ihm seit zweieinhalb Jahren nicht gelungen sei, Fotos, die seinen Sohn halbnackt zeigten, bei Facebook löschen zu lassen. Facebook-Sprecher Simon Axton wurde schließlich mit den Worten zitiert, das Unternehmen arbeite daran, die Back-Up-Speicherung von gelöschten Fotos nach kurzer Zeit zu beenden. Das Muster ist immer das gleiche. Ein Skandal wird öffentlich, und Facebook beschränkt sich auf die Aussage, man arbeite an dem Problem.
    DAS Kommunikationsunternehmen des 21. Jahrhunderts erweist sich auch für Reputationsmanager als äußerst unkommunikativ, wenn es darum geht, Einträge löschen zu lassen. »Bei Facebook hat es mit der ersten Anfrage noch nie geklappt«, sagt Reputationsmanager Christian Keppel. Eine Löschung durchzusetzen dauere in der Regel drei Wochen, Google brauche dagegen nur drei Tage, dort arbeite man in dieser Hinsicht »extrem professionell«.
    Schmutzige Rache des Ex-Freundes
    Facebook sollte sich ein Beispiel an der Pornobranche nehmen. Bei Löschanträgen sei diese sehr kooperativ und reagiere zügig, berichtet Keppel. Zum Beispiel im Falle einer jungen Lehrerin, die alles andere als exhibitionistisch veranlagt ist. Allerdings war ein Foto von ihr auf der Facebook-Seite ihres Sportvereins zu finden – im Jogginganzug. Das
animierte ihren Ex-Freund dazu, ihr Gesicht herauszukopieren und es in ein Gruppensex-Foto hineinzumontieren. Auch fügte er dem Foto ihren Namen zu, sodass es über Google schnell zu finden war. So etwas geschieht häufiger, denn es ist der schnellste Weg, insbesondere Frauen und Mädchen zu diffamieren. Pornoportale beliefern sich gegenseitig mit Material oder kopieren voneinander. Für eine rasante Verbreitung verunglimpfenden Materials ist dadurch stets gesorgt.
    Diese Erfahrung hätte beinahe auch ein 19-jähriger Schüler gemacht. Er hatte auf einer Partnerseite mit einer jungen, gut aussehenden Brünetten angebandelt. Zunächst chatteten die beiden ein paar Tage miteinander, danach schickten sie sich E-Mails. Irgendwann bat sie um ein Foto von ihm, was er ihr auch prompt schickte. Als die junge Dame kurz darauf anfragte, ob er kein »sexy Foto« von sich habe, schickte er eine Nacktaufnahme von sich aus dem Wohnzimmer. Er sah
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