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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle
Autoren: Sascha Adamek
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nun jeden Morgen und jeden Abend in seine Mails. Nichts geschah. Bis er eines Tages eine sehr ungemütliche Antwort erhielt. Seine angebliche Brünette forderte ihn auf, 50 Euro zu zahlen. Andernfalls werde sein Nacktfoto auf einer Facebook-Fanseite oder einer Gruppenseite mit seinem Namen erscheinen. »Es ist manchmal sprichwörtlich, der junge Mann dachte mit seinem gewissen Körperteil«, sagt Christian Keppel. »Oft sind es erst solche negativen Erfahrungen, die den Usern bewusst machen, was geschehen kann.« Menschen fänden sich nur zu gern im Internet wieder: »Sie verhalten sich wie Menschen, die vor jedem Spiegel stehen bleiben, um sich zu betrachten.«

    Gerade Frauen machen sich oft einen Spaß daraus, sinnliche Fotos von sich in ihren Chatroom zu stellen. Es sind schöne Fotografien von schönen Frauen oder solchen, die es gerne wären. Aus ihnen spricht immer auch eine Spur Narzissmus und eben nicht nur das Verlangen nach sozialer Wärme und Anerkennung, wie sie uns das reale Leben vielleicht manchmal verweigert.
    Falscher Glaube an die Glücksversicherung
    Daniela Hein 8 hat viel über Privatsphäre gelernt. Die 35-Jährige gehört zur großen Zahl der Jobnomaden, die berufsbedingt fast immer online sind. Ihr iPhone dient ihr als mobiles Büro. Sie ist bei Xing angemeldet, um als freie Übersetzerin für pharmazeutische Texte und als Pharmareferentin stets im Netz präsent zu sein. Mit einem verlegenen Lächeln gibt sie zu, die Suche nach männlichen Bekanntschaften sei ein Grund gewesen, auch Facebook zu nutzen. Zuvor war sie lange Jahre in dem Netzwerk MySpace aktiv, außerdem hat sie einen Studi-VZ-Account, der allerdings brachliegt, seit viele ihrer Freunde zu Facebook gewechselt sind. Ihren Ex-Freund Ralph hat sie trotzdem nicht über Facebook kennengelernt, sondern während einer Konzertnacht in der Berliner Kulturbrauerei. »Leider hat sich das nach vier Monaten wieder zerschlagen«, erzählt sie. Allerdings war Ralph ebenfalls bei Facebook und beide machten sich einen Spaß daraus, ihre gemeinsamen Erlebnisse und vor allem jede Menge Fotos auf ihren Seiten auszubreiten. »Es war wie ein Rausch, wir konnten nicht anders als all unseren
Freunden zu zeigen, wie glücklich wir waren.« Ihre Freundeskreise waren sehr unterschiedlich, und es wäre übertrieben zu sagen, dass Daniela die Freunde von Ralph mochte. Irgendwann war es dann vorbei mit der Verliebtheit, und Ralph hatte auch schon wieder eine neue Flamme gefunden. Und diese neue Freundin, Madeleine, löcherte ihn wegen seiner gerade beendeten Beziehung mit Daniela.
    Drei Monate nach ihrer Trennung besuchte Daniela Hein mit einer Freundin den Privatklub in Berlin-Kreuzberg. Als sie ein paar Minuten vor der Toilette wartete, tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter. Sie drehte sich um. Vor ihr stand eine zierliche Frau in Minirock, schwarzen Netzstrümpfen und schwarzem Anorak. Die Frau sah ihr direkt in die Augen und sagte: »Endlich lerne ich dich kennen, Daniela.« Daniela dachte kurz an eine Verwechslung, dann fiel ihr in Sekundenbruchteilen ein, dass diese Frau gerade »Daniela« zu ihr gesagt hatte. Vor ihr stand Madeleine, die neue Freundin von Ralph. »Ich war geschockt, dass mich ein fremder Mensch einfach so kennt«, erzählt sie, »da ist mir bewusst geworden, dass wir auf Facebook so eine Art Teilprominenz bekommen.« Madeleine hatte sich die Fotogalerie von Ralph ausführlich angesehen, und dort wimmelte es nur so von Danielas.
    Noch in derselben Nacht schrieb Daniela Hein ihrem Ex-Freund, er möge die Fotos bitte löschen. Sie selbst lud die Fotos auf ihren Rechner und löschte sie komplett aus ihrem Facebook-Account. Auf Facebook mag sie trotz dieses Vorfalls nicht verzichten. Sie ist davon überzeugt, dass die Menschen ihr Verhalten solchen Erfahrungen anpassen. »Es ist ein ständiges Lernen, aber es bringt gleichzeitig so
viel Freude.« Ihren Beziehungsstatus »Auf der Suche nach Bekanntschaften« hat sie bislang nicht geändert, und bis jetzt seien alle, die ihr eine Mail geschickt hätten, ziemlich nett gewesen. Daniela Hein schätzt es, erst einmal »auf Distanz« bleiben zu können, wenn sie jemanden kennenlernt. Das sei auf Facebook einfacher als im realen Leben. So wie die Dinge liegen, kennt unsere Suche nach dem Glück auch im Netz keine Grenzen. Aber leider hält die Facebook-Welt ebenso wenig eine Glücksversicherung für alle bereit wie die wirkliche Welt.
    Facebook tötet nicht, nur manchmal
    Dass solche
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