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Die facebook-Falle

Die facebook-Falle

Titel: Die facebook-Falle
Autoren: Sascha Adamek
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Mobbing-Opfer dasselbe im World Wide Web. 11
    Erfahrungsberichte aus der Welt des Schüler-Mobbings
    Meine Söhne gehen auf ein gut organisiertes Gymnasium. Gewaltexzesse sind dort unbekannt, und der Unterrichtsalltag verläuft in ruhigen Bahnen. Ich wollte wissen, ob es auch dort ein zweites Leben im Internet gibt. Mein Sohn Max ist zwölf Jahre alt und seit gut einem Jahr in dem Netzwerk Schueler.CC angemeldet. Die meisten Schüler melden sich dort unter Pseudonymen an, um zu verhindern, dass ihre Daten außerhalb der Schule missbraucht werden. Eine vernünftige Praxis, die allerdings auch ihre Tücken hat. Max hat sich in der Schule umgehört. Eine Schülerin und ein Schüler berichteten ihm von ihren Erlebnissen. Ein Erfahrungsbericht aus dem Blickwinkel der jüngsten Internetgeneration 12 :

    »Als ich online war, hab ich eine unglaubliche und gar nicht gute Entdeckung gemacht. Aus meinen 77 eingeladenen Freunden wurden erst 50, und eine halbe Stunde später waren es nur noch 45.
Ich wollte deshalb mit meiner Freundin Susi chatten und sie fragen, was das soll. Sie antwortete nicht. Und entfernte mich als Freundin. Ich schickte ihr eine E-Mail und fragte, was denn mit ihr los sei, weil, sie ist ja immer noch meine beste Freundin oder vielleicht auch gewesen. Sie antwortete nicht. Als ich sie am nächsten Tag in der Schule fragte, sagte sie mir dann direkt ins Gesicht, dass sie nichts mehr mit mir zu tun haben wolle und dass sie mich bei Schueler.CC ignoriert habe. Sie hatte Tränen im Gesicht und sagte, dass sie mit Sicherheit nicht mehr meine beste Freundin oder überhaupt meine Freundin sei, nachdem ich angeblich nur Dreck über sie erzählt hätte. Sie ging weg, ja sie rannte schon beinahe weg. In dem Moment kam mein Kumpel Jordan auf mich zu und fragte, warum ich denn so geschockt aussähe. Ich erzählte ihm alles. Er sagt: »Ich hab dasselbe auch mal erlebt, das ist ein Mensch, der mobbt dich und erzählt überall Sachen, die gar nicht stimmen, das nennt man ›Cybermobbing‹«. Ich loggte mich am Abend wieder bei Schueler. CC ein und sah, dass ich eine neue E-Mail hatte. Ich klickte auf die Schaltfläche ›Posteingang‹ und dann auf die Nachricht von Jordan. Darin stand, dass er sich, nachdem ich ihm alles erzählt hatte, mal schlau gemacht und für mich rausgefunden habe, wer diese Lügen über mich schreibt: einer mit dem Schueler.CC-Kürzel ›xdaka-/- profipro‹. Ich suchte nun selbst das Profil von ›xdaka-/-profipro‹. Ich fand es, aber es war ein Profil ohne irgendwelche Angaben wie Beziehungsstatus, Freunde, Hobbys, Wohnortangaben oder ein Profilbild. Und sein Status war ›off‹. Ich klickte dann bei ihm rechts im Profil auf ›Neue E-Mail schreiben‹. Ich schrieb: ›Hallo xdaka-/-profipro, ich wollte dich mal fragen, was der ganze Unfug soll?!? Ich weiß ganz genau, wer du bist und was du tust, und wenn du damit nicht aufhörst, werde ich die Polizei auf dich hetzen und dein Profil in der Schueler.CC-Zentrale als falsch anzeigen!‹ Das war natürlich
geflunkert. Denn ich wusste nichts über ihn. Nebenbei sah ich, dass Jordan online war. In dem Augenblick, als ich die Nachricht verschickt hatte, war Jordan plötzlich ›off‹. Gleichzeitig ging nun aber dieser ›xdaka …‹ online. Da wurde mir klar: Jordan war auch ›xdaka-/-profipro‹. Er war es, der nur Dreck über mich erzählt hatte. Das bewies er mir auch am nächsten Tag. Er lief an mir vorbei. Ich wollte mit ihm reden und er rannte weg.«
    Unter Schülern hat sich zwar längst herumgesprochen, dass man im Netz nicht zu viele private Daten preisgeben sollte. Aber dass zu den schützenswerten Dingen vor allem das eigene Passwort gehört, musste ein Schüler auf äußerst unangenehme Art erst noch lernen:

    »›Ein neuer Statuskommentar‹ stand rechts in der Liste mit Neuigkeiten. Ich klickte darauf, und darin verkündete ein Mädchen, das ich nicht kannte: ›Ich bin dabei!!!‹ Ich war neugierig und guckte in meinem Profil nach, was sie denn da kommentiert haben könnte. Ich fiel fast vom Stuhl. Da stand doch tatsächlich unter ›Über mich‹ in meinem eigenen Profil: ›Ich bin ein Junge, und ich bin lesbisch, das geht. Ich möchte andere Lesben gerne in einer Woche zu mir nach Hause einladen, zum Lesbentreffen.‹ Ich war richtig wütend darüber, weil ich das nicht geschrieben hatte. Ich weiß aber, wer es war. Es war Tom, mein jetzt nicht mehr bester Freund, aber irgendwie war es auch meine eigene Schuld. Wieso musste
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