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PR TB 178 Der Sonnentoter

PR TB 178 Der Sonnentoter

Titel: PR TB 178 Der Sonnentoter
Autoren: Perry Rhodan
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1.
    „Sopal ist überführt", erklärte der
Richter. „Die Beweise, die gegen ihn vorgebracht worden sind,
konnten nicht entkräftet werden. Die Zeugen, die gegen ihn
ausgesagt haben, sind glaubwürdig."
    Er machte eine bedeutungsvolle Pause, während der die
Spannung unter den Zuschauern anstieg, obwohl nach diesen Worten
alles weitere schon klar war.
    „Sopal ist ein Sonnentöter. Unsere Antwort auf seine
Tat ist das Messer. Er soll es noch heute spüren, bevor die
Sonne sich verdunkelt."
    Sopal fühlte, wie sein Herz schlug. Es trommelte gegen seine
Brustsegmente und pumpte die Gefäße voll Sauerstoff. Seine
Muskeln spannten sich, wie es immer vor einem großen Kampf war.
Dochjetzt würde es keinen Kampf mehr geben.
    Das Messer!
    Er hatte mit diesem Urteil gerechnet. Anders hätte es gar
nicht kommen können. Er hatte sich davor nicht gefürchtet,
und er fürchtete sich auchjetzt nicht vor dem Messer.
    Er blickte auf seine Richter und dann auf die Zuschauer im Saal.
Es erfüllte ihn mit Stolz, daß so viele gekommen waren, um
den Prozeß gegen ihn zu verfolgen. Er schätzte, daß
sich fast zweitausend Männer und Frauen versammelt hatten. Nur
eines störte ihn.
    Mitten unter den Zuschauern saß ein Terraner!
    Sopal empfand seine Anwesenheit als Beleidigung. Der Terraner
konnte nicht beurteilen, um was es überhaupt ging. Er mochte die
Verhandlung als Sensation ansehen. Vielleicht war er auch nur
neugierig und wollte sich über Sitten und Gebräuche eines
für ihn fremden Volkes informieren. Was aber auch immer den
Terraner hierher geführt hatte, er konnte nicht erkennen, daß
es einzig und allein die Frage der Ehre war, die behandelt wurde.
    Sopal erhob sich. Stolz blickte er den Richter an.
    „Der Spruch ist weise und gerecht", sagte er mit
hallender Stimme. „Ich bin ein Sonnentöter. Ich bin der
erfolgreichste und berühmteste von allen. Streng habe ich die
Vorschriften beachtet und niemals die Ehre meiner Opfer verletzt. Ich
bin mit dem Urteil einverstanden.
    Ich nehme das Messer an. Zuvor aber soll das Gericht noch wissen,
daß ich MAGA bin, den man auch den Unsichtbaren nennt."
    Ein Aufschrei ging durch die Menge. Die Zuschauer sprangen von
ihren Sitzen auf und redeten aufgeregt aufeinander ein.
    Der Prozeß hatte seine Sensation.
    Sopal lächelte, als er sah, wie seine Worte gewirkt hatten.
MAGA haftete der Ruf der Unbesiegbarkeit an. Er war das Vorbild aller
Sonnentöter. Zahllose Geschichten kursierten um ihn in aller
Welt.
    Der Richter geriet ein wenig außer Fassung. Seine Stimme
bebte, als er erwiderte: „Das Urteil bleibt bestehen. Führt
den Sonnentöter ab und gebt ihm das Messer."
    Sopal fühlte, daß sich etwas in ihm zusammenkrampfte,
und überrascht wurde er sich dessen bewußt, daß er
bis zu diesem Augenblick geglaubt hatte, daß man ihn nicht
töten würde. Nun aber stand fest, daß er nur noch
Minuten zu leben hatte.
    Er blickte auf die in blauen Farben gehaltene Stahltür. Sie
öffnete sich vor ihm. Ein breitschultriger Mann, der einen
Lederanzug trug, trat in den Gerichtssaal. Er hatte flammend rote
Federn, die seinen ganzen Kopf bedeckten. Blaue und gelbe Daunen
verhüllten seine Sehzellen. Die Federn, die seinen Mund
überdeckten, spreizten sich ein wenig ab, als er den

    rechten Arm hob und das Messer zeigte.
    „Komm, Sopal", sagte er. „Komm, ehe die Sonne
sich zu weit geneigt hat. Komm, wenn du in Ehren enden willst."
    Sopal preßte die Lippen zusammen. Unwillkürlich blickte
er zu dem Terraner hinüber. Ein Schauer rann ihm über den
Rücken, als er die unverhüllten, übergroßen
Augen des Mannes sah, der ihn ständig beobachtete. Der Schlag
seines Herzens beschleunigte sich noch mehr. Seine Hände
begannen zu zittern.
    Warum hatte man es zugelassen, daß der Terraner die
Verhandlung verfolgte? Warum beleidigte man ihn in dieser Weise?
    Er konnte den Anblick der braunen Augen nicht mehr ertragen und
wandte sich abrupt ab. Sekundenlang überlegte er, ob er dem
Ledernen das Messer aus der Hand reißen und es auf den Terraner
schleudern sollte. Doch ihm kamen Zweifel. Saß das Herz bei den
Terranern an der gleichen Stelle?
    Der Magen krampfte sich ihm zusammen, und Sopal spürte den
bitteren Geschmack der Säure, die daraus aufstieg.
    MAGA griff niemanden an, wenn er sich dessen nicht sicher war, daß
der erste Angriff tödlich war. Er verzichtete darauf, das Messer
auf den Terraner zu werfen, weil er in der Stunde seines Todes seinen
Ruf als unfehlbarer Sonnentöter nicht
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