Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
PR TB 178 Der Sonnentoter

PR TB 178 Der Sonnentoter

Titel: PR TB 178 Der Sonnentoter
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
verwirrt."
    Der positronische Translator auf seiner Brust übersetzte ihre
Worte.
    Hernan Aaron stand plötzlich im Mittelpunkt des Interesses.
Die Sankaner im Saal schienen den zum Tode verurteilten Mörder
vergessen zu haben. Der Terraner schob die Frau zur Seite und drängte
sich durch die Menge zum Ausgang. Fäuste hämmerten gegen
seine Rippen. Irgendwo blitzte ein Messer auf, und erst im letzten
Moment gelang es ihm, die Klinge zur Seite zu schlagen. Haß und
Vernichtungswillen schlugen ihm entgegen.
    „Ich habe nichts damit zu tun", sagte er keuchend.
„Seid ihr denn wahnsinnig geworden? Ich habe nur beobachtet.
Weiter nichts."
    Er verstand die Sankaner nicht mehr. Die Verhandlung war ruhig
verlaufen. Niemand hatte dagegen protestiert, daß er als
Zuschauer daran teilgenommen hatte. Hernan Aaron wäre auch sehr
überrascht gewesen, wenn man ihm den Zutritt verwehrt hätte.
    Seit mehr als hundert Jahren lebten Terraner auf Sanka, und sie
hatten fast täglich öffentliche Veranstaltungen irgendwo
auf dem Planeten besucht, ohne daß es zu Zwischenfallen
gekommen wäre.
    Jetztjedoch waren die Sankaner gereizt und aggressiv. Aaron hatte
den Eindruck, daß sie sich zeitweilig nicht mehr unter
Kontrolle hatten.
    Er stieß einen fülligen Mann zur Seite, erreichte die
Tür, öffnete sie und flüchtete aus dem Gerichtssaal.
Draußen stand nur ein Wachtposten, der sich ihm nicht in den
Weg stellte.
    „Was ist denn das für ein Lärm?" fragte der
Sankaner.
    „Sopal ist entkommen", antwortete Aaron, ohne sich
darüber klar zu sein, was er sagte. Er eilte an dem Mann vorbei
und flüchtete eine Treppe hinunter bis zum Vorplatz des
Gebäudes. Hier parkte ein Propellerwagen. Am Steuer saß
Sam Honko. Aaron riß die Tür auf und setzte sich neben
ihn.
    „Fahren Sie los", forderte er. „Schnell."
    „Was ist denn passiert?" fragte der Ingenieur.
    „Fragen Sie nicht. Starten Sie", sagte der
Kosmopsychologe nervös. Der Ingenieur ließ den Motor an
und brachte den Propeller aufTouren. Dann löste er die Bremsen,
und das

    keilförmige Fahrzeug rollte an. Mit rasch steigender
Geschwindigkeit fädelte er sich in eine Kolonne von
gleichartigen Fahrzeugen ein und erreichte wenig später schon
eine breite Ausfallstraße mit mehreren Fahrbahnen.
    „Ich würde verdammt gerne wissen, was los ist",
sagte Sam Honko.
    „Um ehrlich zu sein, ich weiß es selbst nicht genau",
erwiderte der Kosmopsychologe. „Ein Mörder ist zum Tode
verurteilt worden. Offenbar hat der Henker ihnjedoch nicht
hingerichtet, sondern ist von ihm umgebracht worden."
    „Interessant", sagte Honko grinsend. „Das ist
doch mal was Neues."
    Hernan Aaron blieb ernst.
    „Das ist nichts zum Lachen", entgegnete er. „Für
die Sankaner ist so etwas eine Katastrophe." „Das verstehe
ich nicht."
    „Ich verstehe es ebenfalls kaum", gestand der
Kosmopsychologe. „Es scheintjedoch so zu sein, daß der
Sonnentöter dem sankanischen Ehrenkodex zufolge keinerlei
Widerstand hätte leisten dürfen."
    „Wenn er umgebracht werden soll? Das er scheint mir doch
etwas extrem."
    „Ist es aber nicht. Ich habe erfahren, daß der
Sonnen-töter nur in der Zeit von Sonnenhöchststand bis zur
sogenannten Sonnenneige, also etwa vier Stunden lang, töten darf
    - das heißt, nach seinem eigenen Ehrenkodex, nicht nach dem
der bürgerlichen Gesellschaft. Diese wiederum erkennt die
Sonderstellung des Sonnentöters immerhin insofern an, daß
sie es als unehrenhaft ansieht, ihn außerhalb dieser vier
Stunden zu verhaften, anzuklagen oder hinzurichten."
    „Das scheint alles ein bißchen kompliziert zu sein",
bemerkte der Ingenieur.
    „Es hört sich kompliziert an", gab der
Kosmopsychologe zu, „aber das ist es nicht.
    Sonnentöter hat es seit altersher auf diesem Planeten
gegeben. Sie haben gegen Gewaltherrscher, gegen allzu rücksichtslose
Reiche und fremde Tyrannen gekämpft. Sie sind im Volke
hochangesehen, weil sich ihr Kampf immer nur gegen die Mächtigen
richtet. Deshalb sind Sonnentöter vom Volk immer beschützt
worden. Man hat sie versteckt, wenn sie verfolgt wurden, und man hat
sie sogar aus den Gefängnissen geholt, wenn sie gefangen waren.
Stets aber hat man die überliefertenVorschriften befolgt. Ich
glaube, es ist noch niemals in der Geschichte der Sankaner
vorgekommen, daß ein Sonnentöter sich der Hinrichtung
entzogen hat, wenn sich die Falle erst einmal endgültig über
ihm geschlossen hat. Aber das ist eine Vermutung."
    Honko riß das Fahrzeug zur Seite, um nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher