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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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Beziehung auf die Königin compromittirt, so ist es beinahe sicher, daß die Königin in Beziehung auf Herrn von Rohan compromittirt werden wird.
    »Doch der Zufall nähere einander diese zwei Personen nicht, in deren Interesse es liegt, das Geheimniß zu entdecken.«
    Jeanne wich Anfangs vor der Unermeßlichkeit des Felsen zurück, den sie über ihrem Haupte aufgehängt hatte. So keuchend, erschrocken, angstvoll, unter der Drohung eines solchen Sturzes leben!
    Ja, doch wie dieser Angst entgehen? Durch die Verbannung, durch die Flucht! durch die Ueberschaffung der Diamanten vom Halsband der Königin in ein fremdes Land!
    Entfliehen! ein Leichtes. Eine gute Chaise bringt die Sache in zehn Stunden zu Wege; die Zeit, welche die Königin zu einem guten Schlafe braucht; der Zwischenraum, den der Cardinal zwischen ein Abendbrod mit seinen Freunden und sein Aufstehen am andern Tag legt. Die Landstraße entrolle sich vor Jeanne, sie biete ihr endloses Pflaster den brennenden Füßen der Rosse, das genügt. Jeanne wird in zehn Stunden frei und unversehrt sein.
    Doch welches Aergerniß! welche Schmach! Verschwunden, obgleich frei; in Sicherheit, obgleich geächtet; Jeanne ist keine Frau von Stand mehr, sie ist eine Diebin, eine dem Gerichte Entwichene, welche von der Justiz nicht erreicht, aber bezeichnet, in Folge der weiten Entfernung nicht vom Eisen des Henkers gebrandmarkt, aber von der öffentlichen Meinung zermalmt wird.
    Nein. Sie wird nicht fliehen. Der Gipfel der Verwegenheit und der Gipfel der Gewandtheit sind wie jene zwei Spitzen des Atlas, die den Zwillingen der Erde gleichen. Der eine führt zum andern, der eine hat denselben Werth, wie der andere. Wer den einen sieht, sieht den andern.
    Jeanne beschloß, Verwegenheit zum Wahlspruch zu nehmen und zu bleiben. Sie beschloß dieß besonders, als sie die Möglichkeit gesehen hatte, zwischen dem Cardinal und der Königin eine Solidarität der Angst für den Tag zu schaffen, wo der Eine oder die Andere wahrnehmen wollte, es sei ein Diebstahl innerhalb ihrer innigen Freundschaft begangen worden.
    Jeanne hatte sich gefragt, wie viel in zwei Jahren die Gunst der Königin und die Liebe des Cardinals eintragen würden; sie hatte den Ertrag dieser beiden glücklichen Umstände zu sechsmal hunderttausend Livres geschätzt, worauf Ueberdruß, Ungnade und Vernachlässigung sühnend an die Stelle der Günstingschaft und des lustigen Lebens treten würden.
    »Ich gewinne bei meinem Plan sieben bis achtmal hunderttausend Livres,« sagte die Gräfin zu sich selbst.
    Man wird sehen, wie diese tiefe Seele den gekrümmten Weg zurücklegte, der zur Schande für sie, zur Verzweiflung für die Andern auslaufen sollte.
    »In Paris bleiben,« faßte die Gräfin zusammen, »festen Fußes dem ganzen Spiele der zwei Personen beiwohnen, sie nur die meinen Interessen nützliche Rolle spielen lassen; unter den guten Augenblicken einen für die Flucht günstigen Augenblick wählen, mag dieß ein von der Königin gegebener Auftrag oder eine Ungnade sein, die man im Flug auffangen würde.
    »Den Cardinal verhindern, sich je mit Marie Antoinette zu unterreden.
    »Das ist hauptsächlich die Schwierigkeit, da Herr von Rohan verliebt ist, da er Prinz ist, da er mehrere Male im Jahr das Recht des Eintritts bei der Königin hat, und die Königin, cokett, huldigungssüchtig, überdieß dankbar gegen den Cardinal, nicht entfliehen wird, wenn man sie aufsucht.
    »Das Mittel, diese zwei erhabenen Personen zu trennen, wird der Zufall liefern. Man wird die Ereignisse unterstützen.
    »Nichts wäre so gut, so geschickt, als bei der Königin den Stolz anzustacheln, der die Keuschheit krönt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß eine etwas lebhafte Dringlichkeit des Cardinals die zarte und empfindliche Frau verletzt. Naturen wie die Königin lieben die Huldigungen, fürchten aber die Angriffe und weisen sie zurück.
    »Ja, das Mittel ist unfehlbar. Indem man Herrn von Rohan räth, sich frei zu erklären, wird man im Geiste der Königin eine Regung des Ekels, des Widerwillens hervorrufen, welche, nicht den Fürsten von der Fürstin, sondern den Mann von der Frau, das Männchen vom Weibchen auf immer trennen wird. Aus diesem Grunde wird man Waffen gegen den Cardinal ergriffen haben, dessen Manöver man insgesammt am großen Tage der Feindseligkeiten lähmt.
    »Gut. Doch ich wiederhole, wenn man den Cardinal der Königin zuwider macht, wirkt man nur auf den Cardinal; man läßt die Tugend der Königin strahlen, das
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