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Das Halsband der Koenigin 2

Das Halsband der Koenigin 2

Titel: Das Halsband der Koenigin 2
Autoren: Alexandre Dumas (der Aeltere)
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seine Armen zu ernähren, so müssen die reichen Leute Frankreich borgen. Braucht die Königin dieses Geld, so wird ihr Verdienst größer sein, wenn sie darauf wartet; und ich stehe Ihnen dafür, daß sie warten wird.«
    Die Minister zollten diesem patriotischen Erguß des Königs, den der göttliche Horaz in diesem Augenblick nicht Uxorius genannt hätte, großen Beifall.
    Nur Herr von Calonne, der die Verlegenheit der Königin kannte, beharrte auf der Genehmigung des Postens.
    »Wahrhaftig,« sprach der König, »Sie sind mehr für uns interressirt, als wir selbst. Beruhigen Sie sich, Herr von Calonne.«
    »Die Königin, Sire, wird mich beschuldigen, ich sei nicht sehr eifrig für ihren Dienst gewesen.«
    »Ich werde Ihre Sache bei ihr vertheidigen.«
    »Die Königin, Sire, verlangt nie, wenn sie nicht durch die Notwendigkeit gezwungen wird.«
    Hat die Königin Bedürfnisse, so sind sie, wie ich hoffe, minder gebieterisch, als die der Armen, und das wird sie zuerst zugestehen.«
    »Sire...«
    »Besagter Artikel ...« sprach der König entschlossen.
    Und er nahm die Feder von den Schraffirungen.
    »Sie durchstreichen diesen Credit, Sire?« rief Herr von Calonne bestürzt.
    »Ich durchstreiche ihn,« antwortete Ludwig XVI. majestätisch. »Und es ist mir, als hörte ich hier die edle Stimme der Königin mir danken, daß ich ihr Herz so gut erkannt.«
    Herr von Calonne biß sich auf die Lippen. Mit diesem heldenmütigen persönlichen Opfer zufrieden, unterschrieb der König alles Ueblige in blindem Vertrauen.
    Und er zeichnete ein schönes Zebra, umgeben von Nullen, und wiederholte;
    »Ich habe heute Abend fünfmal hunderttausend Livres gewonnen, ein schöner Königstag, Herr von Calonne; Sie werden diese gute Kunde der Königin überbringen, Sie werden sehen, Sie werden sehen.«
    »Ah! mein Gott. Sire,« murmelte der Minister, »ich wäre in Verzweiflung, wenn ich Ihnen die Freude dieses Bekenntnisses rauben sollte. Jedem nach seinen Verdiensten!«
    »Es sei,« erwiderte der König, »heben wir die Sitzung auf. Genug der Arbeit, wenn die Arbeit gut ist. Ah! dort kommt die Königin; gehen wir ihr entgegen, Calonne.«
    »Sire, ich bitte Eure Majestät um Verzeihung, ich habe meine Unterschrift.«
    Und er machte sich so schnell als möglich durch den Corridor aus dem Staube.
    Der König ging muthig und ganz strahlend Marie Antoinette entgegen, welche, mit ihrem Arm auf den Grafen von Artois gestützt, im Vorhause sang.
    »Madame,« sagte er, »nicht wahr, Sie haben einen guten Spaziergang gemacht?«
    »Einen vortrefflichen, und Sie, haben Sie eine gute Arbeit gemacht?«
    »Beurtheilen Sie selbst, ich habe fünfmal hunderttausend Livres für Sie gewonnen.«
    »Calonne hat Wort gehalten,« dachte die Königin.
    »Stellen Sie sich vor,« fügte Ludwig XVI. bei, »Calonne hatte Sie für eine halbe Million auf den Credit gesetzt.«
    »Oh!« machte Marie Antoinette lächelnd.
    »Und ich ... ich habe durchstrichen. So sind fünfmal hunderttausend Livres mit einem Federstrich gewonnen.«
    »Wie, durchstrichen?« rief die Königin erbleichend.
    »Gerade zu; das wird Ihnen ungeheuer nützen. Guten Abend, Madame, guten Abend «
    »Sire! Sire!»
    »Ich verspüre gewaltigen Hunger unb kehre in meine Gemächer zurück. Habe ich mein Abendbrod nicht wohl verdient?«
    »Sire, hören Sie doch.«
    Doch Ludwig hüpfte und entfloh, hocherfreut über seinen Scherz. Die Königin blieb erstaunt, stumm und bestürzt zurück.
    »Mein Schwager,« sagte sie endlich zum Grafen von Artois, »lassen Sie mir Herrn von Calonne holen, dahinter ist ein schlimmer Streich.«
    Gerade in diesem Augenblick brachte man der Königin folgendes Billet des Ministers:
    »Eure Majestät wird erfahren haben, daß der Credit vom König verweigert worden ist. Das ist unbegreiflich, Madame, und ich habe mich krank und von Schmerz durchdrungen aus dem Rathe entfernt.«
    »Lesen Sie,« sagte sie, das Billet dem Grafen von Artois reichend.
    »Und es gibt Leute, welche behaupten, wir verschleudern die Staatseinkünfte, meine Schwägerin!« rief der Prinz. »Das ist das Verfahren ...«
    »Eines Ehemanns,« murmelte die Königin. »Guten Abend, mein Schwager.«
    »Empfangen Sie meine Beileidsbezeigungen, liebe Schwägerin; ich bin nun gewarnt, denn ich hatte morgen verlangen wollen.«
    »Man hole mir Frau von La Mothe,« sagte die Königin nach langem Nachsinnen zu Frau von Misery, »wo sie auch sein mag, und auf der Stelle.«
     

LIX.
Marie Antoinette als Königin. Frau
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