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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken
Autoren: Lene Kaaberbol
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eigenen Willen. Blut ruft nach Blut, sagt man, und deshalb ist Blutkunst manchmal schwer zu lenken. Und schlimmer noch – Blutkunst erfordert ein sehr reines Herz, um nicht zu Mord zu werden. Ich … ich hätte das Risiko nicht eingehen dürfen, schon gar nicht, ohne dir zu sagen, auf was du dich da einlässt.«
    »Hättest du es nicht getan, säßen wir vielleicht immer noch im Wohnzimmer. Oder es wäre noch schlimmer gekommen«, sagte ich. »Was ist eigentlich aus den Haifischvögeln geworden?«
    »Das war abgefahren«, sagte Oscar. »Sie sind einfach runtergefallen. Wir konnten sie durch das Fenster sehen und haben gehört, wie sie auf den Dielenboden aufschlugen. Ein paar von ihnen … sind wie ganz normale lebendige Vögel weggeflogen. Aber die meisten verwandelten sich in komische kleine Haufen aus Federn, Knochen und Zähnen. Total Halloween. Zombievögel!«
    Ich dachte an die Federn in Chimäras Flügeln. Ein Leben für jede Feder. Blutkunst erfordert ein sehr reines Herz, um nicht zu Mord zu werden . Lebensräuber hatte Viridian Chimära genannt.
    »Wurden sie auch mithilfe von Blutkunst erschaffen?«, fragte ich Tante Isa.
    »Ja.«
    »Gruselig«, sagte Oscar.
    »Ich will nicht so sein«, sagte ich und schaute Tante Isa endlich an. »Ich will das nicht.«
    »Clara. Das wirst du auch nicht!«
    Aber ich war nicht davon überzeugt. Da war etwas mit meinem Blut. Viridians Blut. Ich habe mein Blut weitergegeben , hatte Viridian in ihrem Buch geschrieben. Und auf irgendeine Weise, quer durch vier Jahrhunderte, war es bei mir angekommen.
    Das war kein schönes Gefühl.
    Nichts konnte es überhaupt nicht fassen.
    »Ihr wollt mich mitnehmen?«, sagte sie immer wieder. »Also, mit ? Darf ich wirklich?«
    »Ja«, sagte Tante Isa. »Wenn du willst, kannst du bei mir wohnen. Vielleicht kannst du mir ein bisschen helfen, meine Papiere zu ordnen und solche Dinge. Du kannst doch lesen und schreiben, oder nicht?«
    »Doch«, sagte Nichts überrumpelt. »Doch … das kann ich.«
    »Dann ist es abgemacht. Also, nur wenn du willst.«
    Nichts nieste. Ihr liefen immer noch Tränen über die Wangen, aber ihre Augen leuchteten froh.
    »Das will ich gerne«, sagte sie und sah aus, als hätte sie auf einen Schlag Geburtstagsgeschenke für zehn Jahre bekommen.
    Aber Shanaia wollte nicht mit uns nach Hause.
    »Ich bin zu Hause«, sagte sie. »Ich verlasse Vestmark nicht noch einmal.«
    »Du bist noch nicht stark genug, um hier alleine zu leben«, protestierte Tante Isa. »Du bist noch nicht wieder gesund. Komm mit uns – ich verspreche dir, dass ich dir helfe zurückzukehren, sobald es dir besser geht.«
    Shanaia schüttelte nur den Kopf. »Ich bleibe«, sagte sie.
    Tante Isa gefiel das nicht, das sah man ihr an. Aber sie wusste auch, dass Oscars Mutter und meine wahrscheinlich langsam verrückt wurden vor Sorge.
    »Ich komme wieder und schaue nach dir«, sagte Tante Isa. »Sobald ich kann.«
    Shanaia nickte matt.
    »Ihr braucht nicht so nett zu mir zu sein«, sagte sie. »Ich weiß, was ich getan habe.«
    »Nachdem wir dir verziehen haben«, sagte Tante Isa, »denkst du da nicht, du könntest dir selbst vielleicht auch verzeihen?«
    Shanaia schaute nach unten und flüsterte irgendetwas, was ich nicht hören konnte.
    »Was hast du gesagt?«, fragte Tante Isa.
    »Ich sagte nur ›doch‹.« Aber das war nicht das, was sie wirklich gesagt hatte, da war ich mir ziemlich sicher. Sie war überhaupt nicht bereit für leichte Entschuldigungen und schnelle Vergebung.
    Wir ließen sie auf der Steintreppe vor dem Haupteingang Vestmarks zurück, aber keinem von uns gefiel es, sie so alleine zu sehen.
    »Sie ist noch nicht über Elfridas Tod hinweg«, sagte Tante Isa. »Ich wünschte, sie hätte einen neuen Wildfreund.«
    In dem Augenblick, in dem sie das sagte, flog der Turmfalke von seiner Wetterhahnstange auf und segelte in einer steilen Kurve über uns hinweg und zurück zu Shanaia. Überrumpelt streckte sie den Arm aus, und der Falke landete auf ihrem Handgelenk. Ich musste lächeln.
    »Ich glaube, daran wird schon gearbeitet«, sagte ich leise.

26  ERKLÄRUNGEN

    Luffe war weggelaufen, und ich musste ihn suchen«, erzählte Oscar dem Polizisten.
    Wir hatten nicht mehr absprechen können, was wir zu Hause erzählen würden. Ich glaube, tatsächlich hatte keiner von uns überhaupt so weit gedacht, nicht mal Tante Isa. Sie konnte eindeutig besser gebrochene Vogelflügel richten oder Fieber heilen, als glaubhafte Erklärungen für Mütter,
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