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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken
Autoren: Lene Kaaberbol
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mehr daran, wen ich da gerufen hatte, wer da – ganz gleich wie das zugegangen war – mit dieser inneren Stimme in mir gesprochen hatte.
    »Viridian.« Ich flüsterte es nur, es fühlte sich viel zu gefährlich an, den Namen laut zu sagen.
    Kater streckte sich und jagte mir seine Krallen in den Nacken – nicht fest genug, um meine Haut zu verletzen, sondern nur als katzige Warnung.
    Ich bin hier , sagte er, mit einer kleinen Betonung auf Ich . Es war deutlich zu hören, dass das seiner Meinung nach genügen musste – wieso sollte ich da andere brauchen?
    »Kater? Können wir die wilden Wege nutzen, um hier wegzukommen?«
    Es dauerte ein bisschen, bis er antwortete.
    Lieber nicht , sagte er dann. So dicht am Rad. Lieber nicht riskieren … jemanden zu wecken .
    Ein eisiger Schauer durchfuhr mich, als er das sagte, und plötzlich war es vorbei mit dem Gefühl von Wärme und Geborgenheit.
    »Wir müssen hier raus«, sagte ich. »So schnell wie möglich.«
    Es gab einen Weg aus der Höhle. Mag sein, dass Chimära sich hier hineinhexen konnte, aber die Wildgans und der Seehund konnten das nicht. Sie waren beide auf mehr oder weniger normalem Weg hierhergekommen. Ich war natürlich ein bisschen größer als eine Gans, aber … was hatte Viridian in ihr Buch geschrieben? »Es gab nur einen Weg nach draußen, und der führte entlang der Quelle, durch den Gang, den sie sich gegraben hatte, um zum Meer zu gelangen.«
    Die Quelle war noch immer irgendwo da. Ich hörte sie plätschern.
    Über eine Stunde folgte ich kletternd, krabbelnd und kriechend dem Wasserlauf, bis ich schließlich den Strand unterhalb von Vestmark erreichte. Ich war müde, es war stockfinster, und ich musste Nichts tragen. Ich hatte eine Art Tasche für sie gemacht, indem ich mein T-Shirt vorne hochgeschlagen und verknotet hatte. Sie wog nicht viel – im Grunde fast nichts –, aber trotzdem musste ich sie die ganze Zeit mit einer Hand festhalten, um sie nicht zu verlieren.
    Die Nacht war frostig und klar und der Mond beinahe voll. Er beleuchtete den Strand wie ein blauer Projektor. Auf den Tanghaufen glitzerte Raureif, die Eisplatten auf den Pfützen glänzten blau, und sogar Katers Fell schimmerte bläulich.
    Wir waren draußen. Aber jetzt, wo die Grotte uns nicht mehr vor der Kälte schützte, fing ich so sehr an zu zittern, dass ich kaum mehr gehen konnte. Als ich sah, wie hoch der Steilhang war, hätte ich mich am liebsten hingesetzt und geweint. Ich war so müde. Mein Körper war müde, mein Kopf war müde, aber ganz besonders müde und wund war ich tief drinnen, dort, woher das Schwertgefühl gekommen war.
    »Ich weiß, dass du immer sagst, man soll nicht aufgeben, bevor man gekämpft hat«, sagte ich heiser zu Kater. »Aber was ist mit hinterher?«
    Haargenau da ertönte ein sanfter Schrei über uns, und ein breiter Schatten strich auf leisen Flügeln tief über meinen Kopf hinweg. Ich duckte mich unwillkürlich, aber es war weder ein Haifischvogel noch eine Blutmöwe. Es war Tu-Tu.
    »Da sind sie«, rief eine vertraute Stimme hinter mir. »Ich kann sie sehen!«
    Und als ich mich umdrehte, sah ich Oscar, der über den blauen Sand auf mich zurannte, er winkte mit den Armen, und zwischendrin machte er einen kleinen Freudensprung.
    »Da sind sie, da sind sie, da sind sie … «
    Erst direkt vor mir blieb er stehen. Ich sah ihm an, dass er mich am liebsten umarmt hätte, aber wir berühren uns nicht oft, weil die anderen uns sonst noch mehr mit dieser Liebespaar-Geschichte aufziehen. Aber jetzt war die Schule weit weg. Unsere Klassenkameraden waren mir egal. Sogar Theis und sein dämlicher Hexenkommentar waren mir gleichgültig. Abgesehen von …
    »Oscar?«
    »Ja?
    »Wolltest du Theis das alles auch berichten?«
    Er schnitt eine Grimasse.
    »Ich habe ihm gesagt , dass er es nicht weitererzählen darf«, murmelte er. »Es war nur, weil … ich fand es doch so cool, dass …« Er schaute mich an, und dieses eine Mal war sein Strahlemanngesicht todernst. »Entschuldige«, sagte er. »Ich hätte es ihm nicht erzählen dürfen.«
    »Nein. Das hättest du nicht. Und wenn du jemandem sagst, was ich jetzt tun werde, dann … dann bringe ich Tante Isa dazu, dich in einen Frosch zu verwandeln!«
    Er sah tatsächlich ein bisschen alarmiert aus. »Das würde sie nie machen«, sagte er. »Würde sie …? Und was … was wolltest du jetzt tun?«
    »Halt einfach die Klappe.«
    Ich legte beide Arme um ihn und drückte ihn an mich, bis Nichts ein kleines,
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