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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)
Autoren: Amanda Addison
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Kapitel 1
    Pfeilstich – Der Pfeilstich besteht aus zwei geraden Stichen, die im rechten Winkel zueinander stehen.
    Nur die Ruhe bewahren! Tief einatmen!
    Ich öffne die Tür und heiße unsere ersten Gäste willkommen.
    »Hallo Mrs Stark. Wie lieb von Ihnen, uns einzuladen!«, schreit mir unsere Nachbarin entgegen, um das Glockengeläut zu übertönen. Erwartungsvoll steht sie in ihrer bis oben zugeknöpften Jacke und grünen Gummistiefeln vor mir. Für eine Party scheint sie nicht gerade gekleidet zu sein. Genau auf den Punkt, denke ich, als der letzte Glockenschlag erklingt. Ich betrachte ihren grauhaarigen Ehemann, der einen großen Servierteller mit Lachshäppchen der noblen Einkaufskette Waitrose sowie eine Flasche Burgunder in den Händen hält. Hier gibt es nicht nur die reetgedeckten Cottagehäuschen; hier ist wohl alles ein wenig exklusiver. Die Finanzkrise scheint die guten Bürger von Reedby definitiv verschont zu haben!
    »Heather und Kurt Weatherall«, stellt sie sich und ihren Mann vor. Beide lächeln mich mit ihren adrett geschnittenen Kurzhaarfrisuren an und nicken gleichzeitig mit dem Kopf. Irgendetwas an ihnen erinnert mich an diese kleinen Holzpärchen, die stets pünktlich zur vollen Stunde aus der Kuckucksuhr herausgewandert kommen.
    »Nennen Sie mich ruhig Laura«, begrüße ich sie und stelle den Burgunder neben den vielen anderen Weinflaschen ab, die die Stufen vor unserer Haustür säumen. »Unser Aushilfskühlschrank«, füge ich entschuldigend hinzu, um den vielen Alkohol zu erklären, der halb im Schnee begraben ist.
    Die beiden bürsten sich letzte Schneeflocken von ihren Wachsjacken und ziehen die Stiefel aus. Heather kramt in ihrer gigantischen Tragetasche herum und zaubert Hausschuhe »für sie und ihn« hervor. Ich beobachte, wie die beiden in die bequemen Puschen aus Schaffell schlüpfen. Ob Adi und ich wohl eines Tages auch einmal so wie die beiden sein werden?
    Ich schlucke die Bemerkung herunter, dass ich gar nicht Laura Stark heiße. Ich bin Laura Lovegrove. Als Adi und ich geheiratet haben, habe ich zwar kurz darüber nachgedacht, seinen Namen anzunehmen, bin dann aber irgendwie nie dazu gekommen, es wirklich zu tun. Außerdem gefällt mir die Alliteration von Laura Lovegrove, da ich immer noch die Hoffnung hege, mir mit meinen Stoffmustern und -entwürfen eines Tages einen Namen zu machen.
    »Kann ich diese Leggings tragen?«, erkundige ich mich bei Heather Weatherall. »Ich war mir nicht ganz sicher, ob dieses metallische Blau zu meinen Ballerinas passt.«
    »Mir gefällt auf jeden Fall, dass Sie keine Straßenschuhe tragen. Sich Hausschuhe anzuziehen, das ist sehr japanisch.« Heather wirft mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Mögen Sie japanisches Design?«, frage ich sie in einem höflichen Plauderton.
    »Da steckt auf jeden Fall sehr viel Weisheit drin. Ich habe unser Haus schon mehrmals nach den Prinzipien des Feng Shui umgeräumt. Kurt hat sich beim letzten Mal beinahe eine ernste Verletzung zugezogen. Er kam heim und wollte sich wie gewohnt in seinen Lieblingssessel fallen lassen. Den hatte ich aber durch eine große Schale mit Steinen ausgetauscht«, gluckst Heather und bricht dann in schallendes Gelächter aus.
    Ich lächele höflich.
    Dann mustert sie mein Kleid. »Aber für kurze Ärmel ist es doch viel zu kalt! Hier drunter trage ich lange Unterwäsche«, erklärt sie und streicht ihre Samthose glatt.
    »Das hätte ich gar nicht gedacht.«
    »Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat, kann man gar nicht vorsichtig genug sein.« Heather tritt näher an mich heran. »Seien Sie bloß vorsichtig! Hier in Reedby kann es sehr kalt und feucht sein!« Dann fährt sie im Flüsterton fort. »Blasenentzündungen, Sie wissen schon!«
    Ich nicke. »Dann werde ich mich vorsichtshalber schon einmal mit Cranberrysaft eindecken.«
    »Ach, ich Dummerchen, jetzt kapiere ich es erst! Ich weiß, warum Sie ein Sommerkleid tragen – es ist ein Kostüm!« Ihr zunächst besorgter Blick weicht lautem Gelächter. »Ich glaube, meine Mutter hatte früher einen ähnlichen Kittel«, fährt sie fort.
    »Oh, sie trägt immer solche Sachen«, unterbricht uns Adi, der mit zwei frisch gebadeten Mädchen aus dem Badezimmer kommt. Mit Daisy an der einen und Lilly an der anderen Hand sieht er aus wie der perfekte Dad. Allerdings sehen die beiden Mädchen Adi oder mir nicht besonders ähnlich. Wenn ich sie mir jetzt jedoch so anschaue, wird Lilly allmählich so schlaksig wie Adi, während Daisy eher
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