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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: Alfred Bekker
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    »Hey, Leute, nicht so wild!«
    Der junge Mann mit den asiatischen Gesichtszügen war gerade achtzehn, wirkte aber jünger. Geduldig gab er Autogramme. Und er schien daran gewöhnt zu sein, so routiniert wie er das machte. Sein Lächeln wirkte maskenhaft – aber es war auf jeden Fall fototauglich.
    »Mr Park, bitte ein Stück nach links«, forderte ihn eine weibliche Stimme auf. »Strawberry Fields und die Dakota Apartments sollen mit ins Bild!«
    Park folgte der Anweisung. Das gehörte zu seinem Job. Und für die Fans zu Hause waren diese Bilder wichtig. Man sollte sehen, wo er sich befand. Auf der Westseite des Central Parks nämlich.
    Die Reporterin, die ihm das Mikro entgegenhielt, fragte: »Wie schätzen Sie die Chancen Ihres Teams ein, das E-Sport-Turnier von New Rochelle zu gewinnen?«
    Der junge Mann grinste.
    »Ehrlich gesagt, die sechshunderttausend Dollar Preisgeld könnte man uns auch gleich überweisen. Ich glaube nicht, dass ein anderes Team uns das Wasser reichen kann.«
    »Hier in den USA hat der Computersport ja noch nicht dieselbe Bedeutung wie in Korea. Glauben Sie, die New Rochelle Games Competition kann dazu beitragen, diesem Sport auch hierzulande zum Durchbruch zu verhelfen?«
    »Nun, ich habe gehört, dass es auch in den USA und in Europa schon einige Turniere mit mehr als einer halben Million Dollar Preisgeld gab.«
    »Das ist richtig, aber mit der E-Sport-Liga in Korea oder Taiwan kann man das doch wohl noch nicht vergleichen, oder?«
    »Ehrlich gesagt …«
    Parks Gesicht erstarrte.
    Mitten auf seiner Stirn war ein Loch entstanden.
    Blut strömte ihm übers Gesicht. Seine Augen waren weit aufgerissen. Einen Sekundenbruchteil später entstand ein zweites Einschussloch, während ein Ruck durch den Körper des jungen Mannes ging.
    Die bulligen Leibwächter rissen ihre Waffen heraus, die sie bis dahin verdeckt getragen hatten, und warfen sich vor Park. Die Reporterin wurde zu Boden gestoßen.
    Einer der Leibwächter schrie auf, als eine Kugel ihn an der Schulter traf. Die Wucht des Geschosses ließ ihn eine halbe Drehung vollführen. Das Projektil riss die Schulter seines Jacketts auf. Das Blut schoss aus der Wunde.
    »Wo ist dieser Scheißkerl?«, rief ein anderer Bodyguard.
*
    Jerry Cotton betrat das unterirdische Großraumbüro des G-Teams, der geheimen Spezialabteilung des FBI, die unweit des FBI Field Office New York in einem unscheinbaren einstöckigen Bürogebäude untergebracht war, getarnt als Softwarefirma »Cyberedge«.
    Cotton war spät dran.
    »Sie brauchen sich gar nicht erst zu setzen«, hörte er seine Partnerin sagen. Agent Philippa »Phil« Decker stand vor Cottons Schreibtisch, die Arme in die Hüften ihres eleganten Hosenanzugs gestemmt. Dann deutete sie in Richtung des mit Glaswänden abgeteilten Büros ihres Chefs. »Mr High erwartet uns.«
    Cotton blickte auf die Uhr an seinem Handgelenk.
    »Ich bin pünktlich.«
    »Das bestreite ich ja gar nicht. Aber er wartet trotzdem.«
    »Das ist kein Maßstab. Er ist immer der Erste und Letzte. Ich …«
    »Und Sie müssen immer das letzte Wort haben, was?«, unterbrach Decker ihn in einem Tonfall, der ihn daran erinnerte, dass sie zwar ein Team bildeten, sie aber ein paar Jahre länger beim FBI und deswegen seine Seniorpartnerin war. Und das ließ sie ihn in schöner Regelmäßigkeit spüren.
    Mr High stand hinter der Glaswand seines abgeteilten Büros. Eine Hand steckte in der weiten Tasche seiner Flanellhose, die andere hielt einen Telefonhörer ans Ohr. Sein tiefschwarzes, bis auf die Augenbrauen haarloses, hageres Gesicht wirkte ernst. Sein Mund bewegte sich, aber durch die Abtrennung konnte man nichts von dem Gespräch hören. Der Chef des G-Teams wirkte hoch konzentriert. Als er auf Cotton und Decker aufmerksam wurde, zog er die Hand aus der Tasche und machte ein Zeichen, das an Eindeutigkeit nicht zu überbieten war:
    Beeilung!
    Als Cotton und Decker das Büro betreten hatten, beendete ihr Chef gerade sein Gespräch.
    »Guten Morgen, Agents«, sagte er knapp. »Wie ich sehe, haben Sie auch darauf verzichtet, sich einen Kaffeebecher mitzubringen. Gut so. Sie hätten ohnehin keine Zeit, ihn zu trinken.«
    »Was liegt an, Sir?«, fragte Decker.
    John D. High deutete auf einen Großbildschirm und aktivierte ihn mit einer Fernbedienung.
    Es war ein Ausschnitt aus einer TV-Sendung. Oben links war die Kennung eines der zahllosen Spartenkanäle zu sehen, die man in New York im Kabelnetz hat. Darunter ein paar Schriftzeichen, die
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