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Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken

Titel: Wildhexe 2 - Die Botschaft des Falken
Autoren: Lene Kaaberbol
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laut und sehr angespannt. »Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass das, was Clara mit ihrer Tante unternimmt, gefährlich ist?«
    »Wie gefährlich?«
    »Einfach … gefährlich.«
    »Drogen? Wilde Verfolgungsjagden mit dem Auto? Kriminelle Handlungen?«
    »Nein. Nein, nicht so was.«
    »Wovor hast du dann so große Angst?«
    »Dass … dass Clara sich zu sehr verändert. Dass sie auf irgendeine Weise zu Schaden kommt. Dass …« Mama holte tief Luft. »Dass sie mir fremd wird.«
    »Milla. Sie ist kein kleines Mädchen mehr. Erwachsenwerden ist immer gefährlich. Aber es ist notwendig.«
    Mit einem Mal spürte ich eine Wärme am Rücken. Katers Schnurren breitete sich wie ein Brummen in meinem ganzen Körper aus.
    Schlaf , sagte er. Ich passe auf dich auf. Jedenfalls noch ein bisschen.
    Ich hörte nicht mehr, was Mama Papa antwortete, sofern sie ihm überhaupt noch eine Antwort gab. Ich schaffte es auch nicht mehr, Kater zu fragen, was er eigentlich mit noch ein bisschen meinte. Ich schlief ein, und sollte ich etwas geträumt haben, konnte ich mich am nächsten Morgen jedenfalls nicht mehr daran erinnern.

27  KATZENLÄCHELN

    Es war ziemlich merkwürdig, am nächsten Morgen aufzustehen und in die Schule zu gehen. Man sollte meinen, es würde sich normal anfühlen, nachdem es ja das war, was ich sonst auch jeden Morgen tat, aber auf eine seltsame Weise hatten das Normale und das Hexige Plätze getauscht. Es erschien mir völlig angemessen und alltäglich, darüber nachzugrübeln, ob Nichts sich bei Tante Isa wohlfühlte und ob in Vestmark jetzt, wo das Vergessen gebrochen war, noch mehr von Viridians Worten in den Büchern auftauchen würden. Im Gegenzug konnte ich mich überhaupt nicht erinnern, welcher Tag heute war und was ich in der ersten Stunde hatte. Und es erschien mir auch vollkommen absurd und bedeutungslos.
    »Bist du müde, Maus?«, fragte Mama, als sie am Bordstein vor dem Schultor anhielt. Wir waren spät dran – zu spät dran –, deshalb standen wir nicht wie üblich im Stau, der sonst immer da war.
    »Ein bisschen«, sagte ich.
    »Vielleicht solltest du doch zu Hause bleiben.« Sie ließ den Schaltknüppel los und legte mir stattdessen für einen Moment die Hand auf die Wange. »Es hat ja niemand was davon, wenn du wieder krank wirst.«
    »Wieder?«
    »Ja. So wie im Herbst.«
    »Ich werde doch nicht krank.« Trotzdem tastete ich unwillkürlich nach den Narben auf meiner Stirn. Ich wusste jetzt, dass es nötig gewesen war, damit Kater und ich uns verständigen konnten, diese ganze Sache mit Krallen und Blut und Katzenkratzfieber – aber hey: war mir das damals erschreckend und gefährlich vorgekommen! Da ahnte ich ja noch nicht mal, was vor sich ging. »Mama, das war doch nur, weil Kater …«
    »Ja, ja, Clara-Maus« sagte sie schnell, als wollte sie am liebsten nicht darüber reden. »Pass gut auf dich auf und komm direkt nach Hause, ja? Auch wenn du dich plötzlich schlecht fühlst.«
    »Das passiert schon nicht«, sagte ich. »Aber … okay.« Sie versuchte nur, auf mich aufzupassen. Uns beiden wurde eben langsam bewusst, wie viele Dinge es auf der Welt gab, vor denen sie mich nicht beschützen konnte. Ich gab ihr einen schnellen Kuss auf die Wange, obwohl das nicht gerade unserer normalen Oh-ich-muss-in-die-Schule-Verabschiedung entsprach. Dann sprang ich aus dem Auto und winkte, als sie losfuhr.
    Ich schaute ihr nach und bemerkte gar nicht richtig, dass auch noch andere fünf Minuten zu spät eintrudelten. Dagegen hatte einer dieser Nachzügler von mir sehr wohl Notiz genommen.
    »Pass auf, du Mistkäfer«, sagte der böse Martin aus der 8c, obwohl ich nicht mal in die Nähe eines Zusammenstoßes kam. Und dann boxte er mir die Faust gegen die Schulter und stellte sich mitten ins Tor. Er erinnerte mich ein bisschen an einen Fußballtorwart, der den Fußball nicht vorbeilassen will. Und der Ball war in diesem Fall ich.
    »Na?«, sagte er. »Entschuldigst du dich?«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Weil du ein dämliches, kleines Baby bist, das immerzu im Weg steht. Deshalb.«
    Seine Augen waren kleine, funkelnde Schlitze. Er hatte eine rote, geschwollene Schramme an der Wange, ganz nah am Ohr, und auch seine Hand sah rot und geschwollen aus. Hatte er sich geprügelt? An der Schule gab es eigentlich keinen Jungen, der es wirklich wagte, sich mit ihm zu prügeln, aber es gab ja auch noch eine Welt außerhalb der Schule.
    Ich musterte ihn eine Weile. Es war ja nun nicht so, dass er plötzlich
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