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Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde

Titel: Wolf Shadow Bd. 4 - Finstere Begierde
Autoren: Eileen Wilks
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    Prolog
    Im Osten malte der heraufziehende Morgen ein verheißungsvolles Rot an den tiefschwarzen Himmel, aber die Luft und die Erde waren noch dunkel. Vor einem leer stehenden Haus bei Midland in Texas erloschen die Scheinwerfer eines Autos. Ein Mann und eine Frau stiegen aus einem 2005er Toyota Corolla.
    „Ich habe immer noch das Gefühl, dass wir etwas vergessen haben“, sagte die Frau, als sie den Kofferraum öffnete. Sie war groß, knochig und breitschultrig und hatte die Figur einer Läuferin – keine hübsche, aber eine attraktive Frau. Sie trug Jeans, Wanderschuhe und einen dunklen Pullover. Kein Make-up. Das mittelbraune Haar war lang und glatt. Ihre Haut hatte die unbestimmbare Farbe einer Angloamerikanerin, aber sie hatte die breiten, hohen Wangenknochen und die kräftige Nase des Volkes ihrer Mutter, der Diné. Navajo, wie Außenstehende sie nannten. „Ich vergesse immer etwas.“
    Der Mann schenkte ihr ein liebevolles Lächeln. Auch er war groß, kantig und athletisch gebaut. Das einzig Auffällige in seinem Gesicht waren seine Augen: grau wie ein Winterhimmel, mit dichten Wimpern und dunklen, geraden Brauen. Seine kupferfarbene Haut und die schwarzen Haare verleiteten sicherlich manch einen zu der Annahme, er stamme von amerikanischen Ureinwohnern ab. Doch das war nicht der Fall.
    „Wir haben alles, was auf unserer Liste stand“, sagte er, während sie die Campingausrüstung aus dem Kofferraum holten. „Und wenn etwas fehlen sollte, werden wir uns schon zu helfen wissen.“ Er machte eine Pause. „Du hast Angst.“
    Sie nickte, obwohl sie beinahe gelassen wirkte. „Noch bin ich nicht außer mir vor Angst. Nur ungefähr bei Punkt sechs auf der Panik-Skala.“
    „Na dann.“ Er stellte die Reisetasche, die er getragen hatte, ab und nahm sie in die Arme. „Lass mal sehen, ob wir den Wert wenigstens auf vier herunterbekommen.“
    „Hmm“, war ihre Stimme einen Moment später gedämpft zu hören, weil ihr Mund an seinem Hals lag. „Ja, aber so kommen wir nicht weiter. Meine Ängste sagen mir, dass hier zu verweilen jetzt genau das Richtige wäre. Diese Lügnerinnen. Einfach so eng umschlungen hier stehen zu bleiben. Aber deine Königin erwartet unbedingten Gehorsam und Pünktlichkeit, nehme ich an.“
    „Unter anderem. Ihre Ansprüche sind hoch.“ Ohne sie loszulassen, lehnte er sich ein wenig zurück. „Alles in Ordnung. Geht es dir gut, Kai?“
    „Ich glaube, es ist durchaus möglich, dass es mir gut geht und ich gleichzeitig ängstlich bin. Und aufgeregt. Schließlich ist das eine ganz neue Welt für mich. Ich kann es immer noch nicht fassen.“ Kai holte tief Luft, seufzte und nickte. „Dann mal los.“
    Sie schlüpfte in die Träger ihres Rucksacks und klemmte sich die Schlafsäcke unter die Arme. Sie würden nicht lange gehen müssen, deswegen machte sie sich über das Gewicht keine Sorgen. Tatsächlich trug er den größeren Teil ihrer Ausrüstung. Doch das war nur vernünftig. Nathan war wahrscheinlich fünfmal so stark wie sie, und im Augenblick setzte ihr auch noch der Hunger zu, ein Hunger, den gewöhnliche Nahrung nicht stillen konnte, weil er nicht ihr eigener war. Sie ermüdete so schnell.
    Jedoch nicht mehr lange.
    In Kais Rucksack befanden sich Kleidung zum Wechseln, Thermounterzeug, saubere Socken und Unterwäsche, ihr Erste-Hilfe-Kasten und ein paar andere Kleinigkeiten. Nathan trug die schwereren Sachen – ihr Zelt, das man praktischerweise sehr klein zusammenfalten konnte, die Campingausrüstung und ihre Einkäufe: mehrere Pakete Zimt, eine Rolle verschließbarer Gefriertüten, zwei kleine, scharfe Äxte, vier sehr feine Messer, zwei Schachteln Nägel, einen Hammer, einen kleinen Spaten und jeweils ein Pfund Gold und Silber in Form von Ketten.
    Nathan ergriff die große Reisetasche, und sie entfernten sich langsam von dem Wagen. Später würde Kais Freundin Ginger ihn hier abholen. Ginger wusste, dass Kai und Nathan zusammen fortgingen, aber sie hatte keine Ahnung, wie weit sie tatsächlich reisen wollten. Die Geschichte, die Kai ihr erzählt hatte, um zu erklären, warum sie den Wagen dort zurückließen, war nicht sehr überzeugend gewesen, wie Ginger mehrfach betont hatte. Aber Kai war an Gingers hartnäckige Fragen gewöhnt. Und Ginger daran, nicht auf all ihre Fragen eine Antwort zu bekommen.
    Kai hoffte aus ganzem Herzen, ihre Freundin wiederzusehen.
    „Du freust dich auf das, was vor uns liegt.“
    „Zum Teil, ja. Deine Heimat ist sehr schön, aber ich bin
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