Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wilde Wellen

Wilde Wellen

Titel: Wilde Wellen
Autoren: Christiane Sadlo
Vom Netzwerk:
darüber, dass ihr Chef nicht tot war, überwältigte sie.
    Â»Ich habe ihn wirklich nicht gesehen. Und Madame hat auch nichts davon erwähnt, dass Monsieur wieder da ist.« In Sabine stieg eine unheimliche Angst auf. Wieso hatte Claire Mimi nicht gesagt, dass Leon noch lebte? Was war hier geschehen? Sie fragte Mimi, ob sie etwas dagegen habe, wenn sie in Leons Büro nachsehe. Vielleicht wartete er ja dort auf Claire? Als sie die Tür zu Leons Büro abgeschlossen fand, wuchs sich ihre Angst zu Panik aus. Hatte Leon sich eingeschlossen?
    Â»Leon. Ich bin es, Sabine. Mach bitte auf. Leon. Bitte. Hörst du mich?«
    Es kam keine Antwort.
    Â»Er ist nicht da, Madame. Sonst würde er Ihnen doch aufmachen.«
    Â»Und wenn er nicht in der Lage ist zu öffnen?« Die Vision, dass Leon sich etwas angetan haben konnte, nahm Sabine für einen Moment den Atem. Sie raste auf die Terrasse hinaus. Durch die Terrassentür sah sie Leon auf dem Boden liegen. Um seinen Kopf breitete sich eine Blutlache aus.
    Es war einfacher gewesen, als er es sich gedacht hatte. Caspar war mit dem Auto bis ganz nah an die Liegestelle seiner Yacht heran gefahren. Hatte nur einen kurzen Moment gewartet. Dann hatte er Luft geholt, die Seitentür geöffnet, die gefesselte Marie auf den Arm genommen und war mit einem Sprung auf dem Schiff gewesen, wo er Marie sofort in die Kajüte gebracht hatte. Niemand hatte etwas bemerkt. Niemand hatte ihn aufgehalten. Vorsichtig hatte er die Yacht aus dem Hafen gelenkt. Und fuhr nun mit Vollgas hinaus aufs Meer.
    Er hatte es geschafft. Marie und er waren auf dem Weg in ihr Glück. Kein Mensch würde sich ihnen mehr entgegenstellen. Alles war gut. Er stellte den Autopilot ein und ging zu Marie in die Kajüte. Ihre Augen sehen ihn flehend an.
    Â»Es tut mir leid, Marie. Ich wollte dir nicht weh tun. Aber du hast mir keine Wahl gelassen.«
    Sie deutete mit den Augen auf ihre Hände. Erschrocken sah er, wie tief die Plastikfesseln in ihr Fleisch schnitten. Ob er es wagen konnte, sie loszumachen? Was konnte schon passieren? Alles konnte passieren. Sie konnte über Bord springen. Oder versuchen, ihn zu überwältigen. Das würde ihr freilich nicht gelingen. Denn er war sowohl größer als auch stärker als sie. Aber trotzdem, er wollte es nicht auf einen Kampf ankommen lassen. Der doch zwangsläufig wieder darin enden würde, dass er sie niederschlagen musste.
    Â»Ich nehme dir den Knebel ab. Von mir aus kannst du gleich losschreien. Aber es wird dich keiner hören. Keiner außer den Möwen. Und die werden dir nicht helfen können.« Als er ihr den Knebel aus dem Mund nahm, erwartete er, dass sie ihn als Erstes beschimpfen würde. Doch Marie sagte nichts. Sie rang nach Atem. Es sah aus, wäre ihr Mund vollkommen ausgetrocknet. Und wirklich, das Erste, was sie mühsam hervorbrachte, war: »Durst.«
    Er beeilte sich, eine Flasche Wasser zu holen, und hielt sie ihr vorsichtig an den Mund. Sie trank hastig in viel zu großen Zügen, was zur Folge hatte, dass sie sich verschluckte. Sie hustete keuchend. Und als er ihr half, sich aufzurichten, rammte sie ihren Kopf in seinen Bauch. Die Luft blieb ihm weg.
    Â»Was soll das? Ich gebe dir was zu trinken, und das ist der Dank?« Er wollte den Knebel gleich wieder in ihren Mund stopfen. Doch Marie drehte den Kopf weg.
    Â»Tut mir leid. Ich wollte das nicht. Bitte, nicht wieder knebeln.«
    Die Worte kamen mühsam aus ihrem Mund. Und sie klangen demütig. Caspar setzte die Flasche noch einmal an ihren Mund. Und strich ihr dann über die Wange.
    Â»Weißt du, manche Leute muss man zu ihrem Glück zwingen. Sie wissen nicht, was gut für sie ist. Aber ich, ich weiß es, Marie. Ich weiß ganz genau, was gut für dich ist.«
    Â»Das glaube ich dir.« Er sah sie überrascht an. Hatte er das richtig verstanden?
    Â»Ich liebe dich, Marie. Und deswegen weiß ich, dass du sehr schnell begreifen wirst, dass ich nur dein Bestes will.«
    Â»Wenn du wirklich mein Bestes willst, dann mach mir die Fesseln los. Ich habe Angst, dass sie mir die Blutzufuhr abschnüren.«
    Sein Lächeln erstarrte in einer Grimasse. Hielt sie ihn wirklich für so dumm?
    Â»Ich werde nicht über Bord springen. Ich verspreche es dir. Ich werde hier bei dir bleiben.«
    Konnte er das glauben? Hatte sie so schnell begriffen, dass er ihr Schicksal war?
    Er lockerte die Fessel an den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher