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Wie vernascht man einen Millionär?

Wie vernascht man einen Millionär?

Titel: Wie vernascht man einen Millionär?
Autoren: M Child
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Gefühle, kurz: Man wurde schnell schlau aus ihnen.
    Keine Spur davon bei Lucas. Er wirkte immer, als ob ihn ein Geheimnis umgab. Und gerade das interessierte sie, machte sie neugierig. Seine stille Nachdenklichkeit, gepaart mit einem starken, in sich ruhenden Selbstbewusstsein, hatte sie schon damals fasziniert. Und daran hatte sich nichts geändert.
    „He, Erde an Rose“, sagte er und schnippte mit den Fingern.
    Das riss sie aus ihren Gedanken. „Entschuldigung. Was …?“
    Lucas lächelte sie an. „Du warst plötzlich so weggetreten. Lag das an unserer faszinierenden Unterhaltung oder an der etwas verkohlten Hähnchenbrust?“
    Sie musste lachen. „Sagen wir, das Hähnchenfleisch ist gut durch. Aber für den ersten Versuch gar nicht mal so schlecht.“
    „Also hat dich unser Gespräch ermüdet?“
    „Nein, nein. Aber so viel haben wir ja auch gar nicht geredet. Du warst den ganzen Abend über nicht gerade übermäßig gesprächig, Lucas.“
    „Zum Kochen braucht man Konzentration“, erwiderte er achselzuckend.
    „Ist das der einzige Grund?“
    „Was sollte es sonst für einen Grund geben?“
    „Ich weiß nicht“, sinnierte sie und nahm einen Schluck Wein. „Vielleicht tut es dir schon leid, dass du mich engagiert hast? Wenn ich bedenke, wie du und Dave zueinanderstehen, verstehe ich sowieso nicht, warum du ausgerechnet bei mir Kochunterricht nehmen willst.“
    Als sie ihren Bruder erwähnte, verdunkelte sich sein Gesicht. Nur zu gern hätte Rose gewusst, was zwischen den beiden vorgefallen war. Von einem Tag auf den anderen war ihre Freundschaft beendet gewesen. Lucas war nicht mehr zu Besuch gekommen, und Dave hatte strikt jede Auskunft verweigert. Das war der Stand vor zwei Jahren gewesen, und so war es immer noch. Anscheinend war keiner von beiden bereit, darüber zu reden.
    „Dave hat damit rein gar nichts zu tun“, murmelte Lucas. „Du gibst Kochkurse, ich will kochen lernen. Das ist alles.“
    „Na ja, wenn du meinst …“ Sie glaubte ihm nicht. Sicher, dass sie in seiner direkten Nachbarschaft eine Kochschülerin hatte, war reiner Zufall. Aber was hatte ihn dazu bewegt, sie zu engagieren? Warum sprach er bereitwillig mit der Schwester des Mannes, mit dem er seit zwei Jahren kein Wort mehr wechselte? Es musste etwas dahinterstecken, und sie würde es schon noch herausbekommen. Aber heute wollte sie sich damit nicht den Abend verderben.
    „Jetzt musst du mir sagen, was du von dem Champignongratin hältst.“
    Er probierte, kaute und wog den Kopf hin und her. Nachdem er geschluckt hatte, antwortete er: „Es beweist, dass alles essbar ist, wenn man es nur in genug Sour Creme und Käse ertränkt. Sogar Pilze und Petersilie.“
    „Das nenne ich mal ein Kompliment“, erwiderte sie lachend. „Aber du musst zugeben, dass es gar nicht so übel ist, wenn man bedenkt, dass es dein erster Versuch war.“
    „Besser als das, was Kathy Robertson zusammengemanscht hat?“
    „Warum müsst ihr Männer nur aus allem einen Wettbewerb machen?“
    „Ist eben so. Also …?“
    „Ja, es ist besser“, gab sie widerstrebend zu. „Eigentlich rede ich nicht über meine anderen Kunden, aber es stimmt. Kathy hatte die Zwiebeln so stark anbrennen lassen, dass ich die Pfanne wahrscheinlich wegschmeißen muss.“
    Er schüttelte sich. „Hoffentlich hat sie die Visitenkarte vom Pizza-Lieferservice noch nicht weggeworfen.“
    Rose musste lachen. „Das war gemein. Sie lernt es schon noch.“
    Als sie bemerkte, dass er sie ausgiebig musterte, rutschte sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. „Was ist los?“
    „Ach, gar nichts“, erwiderte er kopfschüttelnd. „Ich bewundere nur deine positive Lebenseinstellung. Für dich ist das Glas immer halb voll und nicht halb leer, stimmt’s?“
    Rose dachte nach. Für den Großteil ihres Lebens stimmte das tatsächlich. Sie hatte immer das Gute im Menschen gesucht und es in der Regel auch gefunden. Doch dann hatte sie geheiratet. Und ihr Mann – jetzt: Exmann – hatte dafür gesorgt, dass ihr die rosarote Brille abhandengekommen war.
    Nach der Scheidung hatte es sie viel Mühe gekostet, ihre positive Lebenseinstellung zurückzugewinnen. Doch es war ihr gelungen, und sie wollte nie wieder in den Tiefen des Pessimismus versinken. Sie hatte eben von Natur aus ein sonniges Gemüt, liebte Regenbogen, Hundewelpen und lachende Kinder.
    „Wenn man nur auf die leere Hälfte des Glases achtet, bedeutet das nicht, dass man erwachsener oder intelligenter ist“, erklärte
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