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Wie vernascht man einen Millionär?

Wie vernascht man einen Millionär?

Titel: Wie vernascht man einen Millionär?
Autoren: M Child
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die junge Frau immer gut gelaunt, auch das wusste er.
    Zwei Jahre hatte er sie nicht gesehen, und ihr Anblick ließ ihn nicht kalt. Jetzt öffnete sie die Schiebetür des Minivans und beugte sich vor, um etwas herauszuholen.
    Ausgiebig musterte er ihr Hinterteil, das in einer knallengen schwarzen Jeans steckte. Er war wie elektrisiert.
    „Was ist denn?“, fragte Sean und erhob sich ebenfalls. „Kennst du sie etwa?“
    „Ja, von früher“, gab Lucas zu. Allerdings hatte er sie nicht so gut gekannt, wie er es sich damals gewünscht hätte. Man baggerte schließlich nicht die Schwester eines Freundes an. Das gehörte sich nicht.
    „Das trifft sich ja prima. Dann kannst du mich dieser blonden Prachtfrau ja vorstellen und …“
    Lucas sah ihn böse an.
    Abwehrend hielt Sean in die Hände in die Höhe. „Schon gut, schon gut, vergessen wir das. Aber du kannst mir wenigstens verraten, wer sie ist.“
    „Rose Clancy.“
    Sean zog die Augenbrauen hoch und blickte zu der Blondine hinüber, die immer noch in ihrem Wagen nach etwas suchte. „Das ist Dave Clancys kleine Schwester?“
    „Ganz genau.“
    „Die, von der er immer in den höchsten Tönen geschwärmt hat? Wie rein und unschuldig sie wäre? Sozusagen eine kleine Heilige?“
    „Genau die.“ Lucas konnte sich noch gut daran erinnern, wie oft sein ehemaliger Freund Dave mit seiner kleinen Schwester angegeben hatte.
    Die Familie Clancy besaß ebenfalls eine Baufirma. Auf eine Art waren sie also Konkurrenten, zumindest in dem Sinne, dass sie in derselben Branche tätig waren. Einen wirklichen Konkurrenzkampf gab es zwischen ihnen aber nicht, fand Lucas. King Construction war die größte und seiner Ansicht nach auch beste Baufirma an der Westküste, und Clancy musste sich mit dem zweiten Platz begnügen.
    Dave und er hatten sich auf einem Handelskammertreffen kennengelernt und waren sich von Anfang an sympathisch gewesen. Schnell waren sie Freunde geworden und hatten ihre berufliche Konkurrenz eher sportlich-gelassen gesehen. Keiner hatte dem anderen seine Kunden missgönnt. Doch dann, vor zwei Jahren, war Lucas dahintergekommen, wer Dave Clancy wirklich war: ein Lügner und ein Dieb.
    „Hat sich Rose nicht letztes Jahr scheiden lassen? Weil sich ihr Mann als totaler Mistkerl entpuppt hat?“
    „Stimmt. Von der Scheidung habe ich auch gehört. Besonders lange war Rose ja nicht verheiratet.“
    Gerade lange genug, um zu erkennen, dass ihr Mann ein notorischer Fremdgeher war. Komisch eigentlich, dass ihr großer Bruder, der doch immer so gut auf sie aufpasste, sie nicht vor dieser katastrophalen Ehe bewahrt hatte.
    Wieder blickte Dave zum Minivan hinüber. Anscheinend hatte Rose alles gefunden, was sie gesucht hatte, denn sie schloss die Schiebetür und ging zum Haus. In der ganzen Zeit hatte sie sich kein einziges Mal umgesehen, deshalb hatte sie ihre beiden Beobachter nicht bemerkt.
    „Was hast du vor?“, fragte Sean.
    „Ich habe überhaupt nichts vor“, gab Lucas zurück. Das stimmte natürlich nicht. Ungeahnte Möglichkeiten taten sich auf.
    „Das kannst du unserer Großmutter erzählen. Ich kenne dich doch, irgendwas führst du im Schilde.“
    „Wie war das noch, bist du heute Abend nicht verabredet?“, fragte Lucas unvermittelt.
    „Ja, schon, aber …“
    „Dann solltest du dich langsam auf den Weg machen.“
    „Im Klartext: Du willst mir nicht erzählen, was du vorhast.“
    Lucas lächelte verschmitzt. „Kluges Kind.“
    Kopfschüttelnd stellte Sean seine halb volle Bierflasche ab und ging die Verandatreppe hinunter. Auf dem Weg sah er sich noch einmal nach seinem Bruder um. „Aber vergiss nicht: Dave war derjenige, der uns betrogen hat. Nicht seine Schwester. Die hatte damit rein gar nichts zu tun.“
    Lucas hielt seinem prüfenden Blick stand. In seinen Augen war nichts von seinen Gefühlen abzulesen. „Habe ich irgendwas von Dave gesagt?“
    „Nein“, gab Sean zu. „Aber ich weiß doch, wie du tickst.“
    „Ach, tatsächlich?“
    „Allerdings.“ Skeptisch musterte Sean seinen Bruder. „Eins gilt für alle Kings: Wir lassen uns nicht gern über den Tisch ziehen. Aber du betrachtest jeden Betrugsversuch als persönliche Beleidigung.“
    „Ist doch auch so.“ Lucas wandte den Blick von seinem Bruder ab und schaute zum Minivan hinüber. Wie lächerlich er aussah! Eine Riesen-Bratpfanne auf dem Dach! Alberner ging es nicht.
    Ja, Dave Clancy war ein Freund gewesen. Lucas hatte ihm vertraut – etwas, das er nicht von vielen Menschen
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