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Das Biest aus den Alpen

Das Biest aus den Alpen

Titel: Das Biest aus den Alpen
Autoren: Stefan Wolf
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    Wie ein endloses grünes Band
glitten die saftigen Wiesen
vor dem Fenster des Zugabteils vorüber. Die Sommersonne lachte vom Himmel.
Kurz: kein Wetter für Stubenhocker. Es war der ideale Tag für den Start in die
Ferien.
    Bereits seit einer knappen
Stunde rauschte die Bahn so dahin, und es würde nicht mehr allzu lange dauern,
bis die vier TKKG-Freunde im äußersten Zipfel des Landes ankommen würden.

    Tim, Karl, Klößchen und Gaby
hatten sich in einer kleinen Pension in den Voralpen Zimmer gemietet. Sie
freuten sich auf eine tolle Ferienwoche. Der Prospekt, den sich Gaby von einer
Website ausgedruckt hatte, versprach Badeseen, Wasserski, Sommerrodeln, Ritterschauspiele,
Bergwandern und andere tolle Sachen!
    Tim streckte seine langen
Läuferbeine von sich. Zu Hause im Internat war er als Supersportler bekannt.
Doch auch sein Gehirn war zu Höchstleistungen fähig. Fröhlich ließ er seinen
Blick durch das leere Abteil schweifen. Karl und Gaby hatten sich gemeinsam mit
Oskar, dem schwarz-weißen Cockerspaniel, auf den Weg zur Toilette gemacht und
Klößchen wollte sich im Zug nach zusätzlichem Reiseproviant umschauen. Seine
Schokovorräte schwanden bereits bedenklich, obwohl sie noch gar nicht so lange
unterwegs waren.
    Gleich zu Beginn ihrer Reise
war noch ein weiterer Fahrgast ins Abteil gekommen: ein großer, hagerer Mann
mit Nickelbrille, der neben Rucksack und Reisetasche noch eine große
Metallkiste dabeihatte.
    Tim schätzte den Mann auf
Anfang dreißig. Er trug eine khakifarbene Jacke und Cargohosen im gleichen Ton.
Nachdem er Platz genommen hatte, vertiefte er sich sofort in ein Bündel Papiere
— bis gerade eben, als er ebenfalls das Abteil verlassen hatte.
    Tim, der das Abenteuer liebte,
hatte schon die ganze Zeit über immer wieder interessiert zu dem Safaritypen
rübergeschielt — ohne jedoch erkennen zu können, was dieser so aufmerksam
studierte. Nun sah Tim seine Chance gekommen: Blitzschnell ließ er sich auf dem
gegenüberliegenden Sitzplatz nieder und warf einen Blick auf das oberste Blatt
Papier.
    Es handelte sich offenbar um
den Ausdruck einer E-Mail. Empfänger war ein gewisser Forschmann. Der Absender
war überglücklich, dass besagter Forschmann seiner Einladung folge. Von einem
Rätsel war die Rede, das geknackt, und von einem Schlüssel, der gefunden werden
müsste.
    Kopfschüttelnd legte Tim das
Blatt zu den anderen zurück. Er verstand nur Bahnhof. Stattdessen betrachtete
er ein Etui aus silbrigem Metall, das neben den Papieren auf dem Polster lag.
Es sah aus, als könnte es Zigaretten enthalten. Tim nahm es in die Hand. Er
hielt nichts von Glimmstängeln. Dennoch klappte er das Etui auf und warf einen
Blick hinein.
    »Aber das sind ja...«
    »...Betäubungspfeile«,
vollendete eine tiefe Männerstimme den Satz.
    Tim sah erschrocken auf. In der
Tür stand der Besitzer des Etuis! Schnell legte Tim den Behälter an seinen
Platz zurück.
    »Für meine Arbeit brauche ich
die hin und wieder«, sagte der Mann freundlich. »Hast du so was schon mal
gesehen?«
    »Ich... öh... nein«, stammelte
Tim. »Ich, also... der Wind hatte Ihre Unterlagen vom Sitz geweht, wissen Sie?
Da habe ich sie aufgehoben...« Verlegen nahm er wieder seinen Platz ein.
    In diesem Moment kamen seine
Freunde laut lachend zurück. Zumindest lachten Gaby und Karl. Klößchen, der
eigentlich Willi Sauerlich hieß und seinen Spitznamen seinem unbändigen Appetit
und der damit verbundenen Leibesfülle verdankte, schimpfte laut vor sich hin:
»Mipf wusste, dasch dasch Schicksal heute noch erbarmungslos zuschlagen würde.«
Er seufzte kellertief, als er sich auf seinen Sitz fallen ließ. »Dasch war ja
nischt gerade das Schokoladeneldorado!« Klößchen hatte die Backen voll mit
Schokopralinen. Die prall gefüllte Tüte in seiner Hand verhieß, dass sein Beutezug
offenbar doch nicht so erfolglos war.
    »So, so. Der Wind also...«
Schmunzelnd musterte der Hagere, der Tim locker um einen Kopf überragte, das
fest verschlossene Fenster und setzte sich.
    Tim hatte das Gefühl,
irgendetwas sagen zu müssen. »Tim... Tim Carsten«, stellte er sich vor. »Und
das sind meine Freunde: Karl Vierstein, Willi Sauerlich und Gaby Glockner.«
    Die drei nickten freundlich.
    »Dr. Jan Forschmann«, sagte
sein Gegenüber. »Kryptozoologe auf Tour, diesmal in die Berge.«
    »Krypto... was?« Klößchens Mund
klappte auf und seine Augen weiteten sich. Für einen Moment sah er aus wie ein
überraschter Karpfen.
    Noch ehe Forschmann
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