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Wie vernascht man einen Millionär?

Wie vernascht man einen Millionär?

Titel: Wie vernascht man einen Millionär?
Autoren: M Child
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sie ernsthaft. „Es heißt nur, dass man nach dem sucht, was man nicht hat. Und das tut einem nicht gut.“
    „Ich wollte nicht …“
    „Schon gut“, erwiderte sie, faltete ihre Serviette zusammen und erhob sich. „Ich mag es nun mal, wenn das Glas halb voll ist. Wenn deins halb leer ist, tut es mir leid für dich.“
    Er zuckte zusammen. Hatte sie ihn an einem wunden Punkt getroffen? Sie bedauerte, dass die bisher halbwegs gute Stimmung nun schlagartig dahin war. Aber vielleicht war es besser so. Sollte es lieber bei einem Lehrer-Schüler-Verhältnis bleiben. Er hatte sie ja nicht engagiert, damit sie seine Freundin – oder sonst was – war. Nein, es handelte sich um einen Job, und dazu noch um einen äußerst gut bezahlten. Den wollte sie nicht aufs Spiel setzen, indem sie zu tief in sein Seelenleben drang.
    Oder indem sie die Stimmung zu vertraulich werden ließ.
    „Mein halbes Glas ist so in Ordnung, wie es ist“, murmelte er.
    „Das freut mich.“ Rose wusste, dass es besser wäre, den Mund zu halten, um den Job nicht zu gefährden, aber dann platzte es doch aus ihr heraus: „Selbst wenn dein Glas voll ist – falls das Falsche drin ist, nützt es dir auch nichts.“
    „Wie bitte?“
    „Ach, schon gut. Das war ein ziemlich schiefer Vergleich. Ich würde sagen, wir räumen jetzt erst mal die Küche auf. Dann überlegen wir uns, was wir morgen kochen wollen, und ich stelle die Einkaufsliste zusammen.“
    Schweigend blieb er am Tisch sitzen, während sie Teller, Töpfe und Pfannen in die Spülmaschine räumte. Obwohl sie sich nicht umwandte, wusste sie, dass er sie nachdenklich musterte.
    „Jetzt reicht’s. Ab sofort bezahlst du meinen Mitgliedsbeitrag bei den Weight Watchers.“
    „Hm?“ Lucas blickte von seinen Papieren hoch, auf die er sich seit einer Stunde zu konzentrieren versuchte, und sah seine Sekretärin an. „Evelyn, wovon redest du überhaupt?“
    „Davon.“ Sie fuchtelte mit einem riesigen Schokokeks vor seiner Nase herum. „Seit Rafe Katie geheiratet hat, liegt im Pausenraum jeden Tag eine frische Portion von diesen superleckeren Dingern.“
    „Und, ist das schlimm?“, fragte er lächelnd.
    Evelyn war Ende fünfzig, mollig, mit braunem Haar, das allmählich grau wurde. Eine intelligente, praktisch veranlagte Frau, die genauso gut wie Lucas wusste, wie man mit Handwerkertrupps und Kunden umzugehen hatte. Inzwischen arbeitete sie seit fünf Jahren für ihn und schlug oft einen vertraulichen Ton an, auch wenn er ihr Chef war.
    „Ich habe schon fünf Pfund zugenommen“, murmelte sie und betrachtete wie hypnotisiert den Keks in ihrer Hand. Dann biss sie ab und stöhnte genüsslich.
    „Lass dich von den Keksen einfach nicht in Versuchung führen“, riet er ihr achselzuckend. „Iss sie nicht und fertig.“
    „Ein toller Rat“, konterte sie. „Warum ist mir das nicht selbst eingefallen?“
    „Evelyn, bevor wir das noch weiter vertiefen … Wolltest du mir sonst noch was sagen?“
    Seufzend biss sie noch ein Stück vom Keks ab und erklärte: „Auf der Johnson-Baustelle gibt’s Ärger. Die Männer haben mit den Schachtarbeiten angefangen, bevor sie die Informationen und die Freigabe von der Stadt hatten. Und dann haben sie die Wasserleitung getroffen.“
    „Na toll.“ Verärgert schlug er mit der Faust auf den Tisch. „Wer ist der zuständige Bauleiter?“
    Sie verdrehte die Augen. „Warren.“
    „Verdammt.“
    „Er ist auf Leitung zwei. Möchte mit dir reden.“
    „Gut. Ich habe ihm auch einiges zu sagen.“ Er gab seiner Sekretärin ein Handzeichen, dass sie gehen könne. Während sie sich umwandte, ließ sie den Rest des Kekses in ihrem Mund verschwinden, kaute genüsslich und stöhnte dabei wie beim Sex.
    Evelyn beim Sex, das möchte ich mir lieber nicht bildlich vorstellen, dachte er.
    Er griff zum Telefonhörer, drückte die Taste für Leitung zwei und begann zu schimpfen: „Warren, was zum Teufel ist da los? Du hast mit den Schachtarbeiten angefangen, bevor …?“
    „Nicht ich, Chef. Das war Rick, der Neue. Wahrscheinlich ist er ungeduldig geworden, während ich zum Zentrallager gefahren bin. Als ich zurückkam, war es schon passiert. Die reinste Sintflut.“
    „Warren, du bist der Bauleiter und trägst die Verantwortung“, schimpfte Lucas. Er hatte genug von seinen ewigen Entschuldigungen. Immer wenn auf seiner Baustelle etwas schiefging, war Warren gerade irgendwo anders. „Du kannst die Schuld nicht immer auf andere abwälzen. Du musst deine Leute im
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