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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm
Autoren: Lynsay Sands
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Hugh anschließend damit beschäftigt war, seinen Hengst an einen Baum zu binden, dachte er angestrengt darüber nach, wie er die Unterhaltung weiterführen sollte. Er war nie der Mann vieler Worte gewesen. Bislang hatte der Kampf sein Leben bestimmt. Auf dem Schlachtfeld gab es keinen Bedarf an gewandten Worten. Unglücklicherweise würde ihm hier seine Kampferfahrung nicht helfen. Da ihm die Verhandlungskunst nicht lag, beschloss Hugh, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Er gab es auf, sein Ross mit übertriebener Sorgfalt anzubinden, und wandte sich stattdessen wieder zu der jungen Frau um. „Gibt es da denn niemanden, den du gern heiraten würdest?“
    „Aber ich werde doch … Euch heiraten, oder etwa nicht?“
    Hugh wich ihrem unsicheren Blick aus. „Es stimmt, dass mein Onkel sich diese Heirat gewünscht hat, aber ich fürchte, dieses Ansinnen war nicht sonderlich gut durchdacht.“
    „Ihr wollt mich nicht?“ Jetzt kam er nicht umhin, sie anzuschauen, doch er bereute es sogleich. Die junge Frau wirkte enttäuscht und verletzt. Rasch wandte er wieder den Blick von ihr, als ihn die ersten Gewissensbisse heimsuchten.
    „Es ist nicht so, dass ich dich nicht will“, begann er umständlich und hätte beinahe die Augen verdreht. Entsprach es nicht der Wahrheit? Er wollte sie tatsächlich. Verflucht, die Anspannung unter seinen Beinkleidern hatte kein bisschen abgenommen. Er wollte nur nicht, dass sie seine Gemahlin würde.
    „Nein, Ihr wollt mich nicht haben!“ rief sie unglücklich, trat einen Schritt zurück und sah mit einem Mal blass und elend aus.
    Immer schon war es Hugh schwer gefallen, mit Schuldgefühlen umzugehen. Sobald ihn ein schlechtes Gewissen plagte, fühlte er sich ausgesprochen unbehaglich und verspürte nicht selten einen anschwellenden Zorn – so wie in diesem Augenblick. Das war nicht sein Fehler. Erst vor zwei Tagen hatte er zum ersten Mal von dieser Frau gehört. Sein Onkel war derjenige, der Versprechen gemacht hatte, die er nicht halten konnte. Und nun ist der Bastard auch noch tot und hat die Schwierigkeiten mir überlassen, dachte Hugh verbittert.
    Von Wut und Verzweiflung gleichermaßen erfasst, bedachte er das Mädchen mit einem finsteren Blick. „Mein Onkel hätte dir nie von der Heirat erzählen sollen, ohne vorher mit mir darüber zu sprechen.“
    Bei dieser Bemerkung sah sie keineswegs glücklicher oder verständnisvoller aus. Entschlossen straffte er die Schultern. „Es würde einfach nicht gehen. Ich bin jetzt ein Earl, während du nichts weiter bist als ein einfaches, uneheliches Bauern …“ Hugh verstummte sogleich, als ihm bewusst wurde, dass er die junge Frau beleidigte, doch es war schon zu spät. Sie war vor Schreck ganz bleich geworden und im Begriff davonzulaufen. Hugh bekam sie gerade noch am Arm zu fassen.
    „Das war töricht von mir. Ich bitte um Verzeihung, aber ich werde dich nicht heiraten. Wir würden einfach nicht zueinander passen. Dennoch werde ich mich um deine Zukunft kümmern. Um eine Mitgift und einen geeigneten Gemahl. Ich …“
    „Das ist nicht nötig. Bemüht Euch nicht weiter. Ihr seid mir nichts schuldig, Mylord. Nichts.“ Mit diesen Worten riss sie sich von ihm los und rannte davon.
    Hugh schaute ihr hilflos nach. Die fehlende Dankbarkeit des Mädchens machte ihn sprachlos. Fürwahr, er würde sie zwar nicht selbst heiraten, aber ihr sowohl eine Mitgift als auch einen Ehemann in Aussicht zu stellen war kein Angebot, das man leichtfertig ausschlug. Dennoch hatte sie abgelehnt, und in ihrer stolzen Weigerung hatte er einen Eindruck von ihrem feurigen Wesen bekommen. Wie es schien, besaß das kleine Katzenjunge gefährliche Krallen. Obgleich sie kein böses Wort hatte fallen lassen, wurde Hugh das Gefühl nicht los, dass ihre Krallen ihm eine Abfuhr erteilt hatten. Er durfte es sich nicht gefallen lassen, dass sie seine Hilfe ablehnte. Von ihrem Stolz allein durfte sie sich nicht leiten lassen. Eine Frau ohne Schutz war verletzbar, und wenn er sich schon weigerte, die junge Frau zu heiraten, war er es seinem Onkel wenigstens schuldig, dafür zu sorgen, dass ihr kein Leid geschah.
    Kaum hatte Hugh einen Schritt getan, um der Frau zu folgen und die Angelegenheit zu regeln, da hielt er plötzlich inne, denn die Tür der Hütte flog auf und die alte Vettel erschien. Sie ließ das Mädchen in die Hütte laufen, baute sich sodann mit verschränkten Armen und einer unbeugsamen Haltung vor der Türschwelle auf und starrte Hugh an. Er konnte sich des
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