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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm
Autoren: Lynsay Sands
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ihre Pflicht zu erfüllen, empfand sie es als äußerst schwierig, diesen hochnäsigen Flegel zu lieben. Wie konnte er es wagen, sich so viel höher als sie zu stellen! Als ihr Verlobter war es genauso seine Pflicht, sie zu lieben, wie es ihre war, ihn zu lieben. Doch er tauchte mit dem kraftvollen Leib eines kampferfahrenen Mannes und mit einer betörend tiefen Stimme hier auf und eröffnete ihr unumwunden, sie entspräche nicht seinem Stande.
    Willa wurde aus ihren Gedanken gerissen, als Eada mit der Zunge schnalzte. Abermals hatte die alte Frau sich über den Bodensatz gebeugt. „Nein, er wird nicht sterben. Zumindest nicht vor der Hochzeit.“
    Willa horchte bestürzt auf. „Was soll das bedeuten? Wird er sterben, nachdem wir geheiratet haben? Aber du hast doch gesagt …“
    „Hier sind dunkle Kräfte am Werk. Manch ein verschlungener Pfad wird erst jetzt sichtbar“, erklärte Eada geduldig. „Er wird dich heiraten, aber wie lange er nach der Trauung lebt, hängt von dir ab.“
    „Von mir?“
    „Ja. Davon, ob du sofort bei seiner Rückkehr in sein Heiratsangebot einwilligst oder ob du noch wartest.“
    „Warten? Auf was denn?“
    „Du musst so lange warten, bis er auf dem Bauch zu dir gekrochen kommt.“
    „Niemals. Nie wird er auf dem Bauch zu mir gekrochen kommen, auch zu keinem anderen. Dafür ist er viel zu stolz.“
    „Er wird angekrochen kommen“, kündigte Eada im Brustton der Überzeugung an. „Und bis er es tut, darfst du ihn nicht als deinen Gemahl annehmen, sonst wirst du ihn noch vor dem nächsten Vollmond verlieren.“
    „Ah, Mylord. Ihr seid zurück.“
    Hugh verlangsamte seine Schritte am Eingang zur Großen Halle, als sein Blick auf die große, dünne Gestalt von Lord Wynekyn fiel; er war ein Freund und Nachbar seines verstorbenen Onkels. Als Hugh bewusst wurde, dass man ihm seine Verblüffung anmerken konnte, zwang er sich weiterzugehen. Er nickte dem Gast freundlich zu, trat an die Tafel und griff nach dem Bierkrug. „Eine Erfrischung, Lord Wynekyn?“
    „Ja, gerne, das täte jetzt gut. Euer Diener hat mir bereits etwas davon angeboten, als ich hier eintraf, aber ich zog es vor, auf Eure Rückkehr zu warten.“
    Hugh nickte erneut und füllte drei Becher mit Ale.
    „Euer Diener erwähnte auch, dass Ihr zu der Waldhütte aufgebrochen seid. Was haltet Ihr von Lady Willa? Sie war blass und schmal, als ich sie zuletzt gesehen habe, aber da betrauerte sie noch den Tod Eures Onkels.“
    Dunkles Ale spritzte auf die stark beanspruchte Oberfläche des großen Holztisches, da Hugh leicht zusammengezuckt war. Im Stillen verfluchte er seine Ungeschicklichkeit, füllte den letzten Becher, richtete sich sodann auf und reichte ihn Lord Wynekyn dar.
    „Ihr kennt demnach das Mädchen?“ fragte er vorsichtig, als Lucan vortrat, um den Becher in Empfang zu nehmen, den Hugh über die Tischplatte schob.
    „O ja.“ Lord Wynekyn lächelte beinahe verträumt. „Ich kenne Lady Willa seit ihrer Geburt.“
    „Ich verstehe.“ Hugh schürzte die Lippen und fragte sich, wie er es dem freundlichen alten Mann beibringen sollte, dass er sich nicht mit der Absicht trug, die junge Frau zu heiraten. Davon wäre Lord Wynekyn gewiss nicht erbaut. Immerhin war es der letzte Wunsch des Earl auf dem Sterbebett gewesen. Hugh dachte immer noch darüber nach, als Lucan, der Lord Wynekyns Worten offenbar mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatte, fragte: „Ihr nanntet das Mädchen eben Lady Willa?“
    „So ist es. War Euch nicht bewusst, dass sie edler Herkunft ist?“ Lord Wynekyn wirkte beinahe bestürzt.
    „Nein, ich vermutete …“ Hughs entgeisterter Blick wanderte zu Lucan.
    „Aber Ihr habt doch nicht angenommen, Euer Onkel habe von Euch erwartet, ein Bauermädchen zu ehelichen?“ Als Hugh schuldbewusst errötete, schüttelte Lord Wynekyn fassungslos den Kopf. „Ihr hättet es besser wissen müssen.“ Mit gerunzelter Stirn schaute er die beiden Ritter an und setzte den Krug ab. „Ich darf doch annehmen, dass alles zum Besten steht und Ihr keinerlei Einwände erhebt, die Frau zu heiraten?“
    Hugh blickte starr auf seinen Bierkrug und setzte ihn langsam ab. „Was, wenn ich Einwände hätte?“
    „Ich muss doch sehr bitten …“ Der ältere Mann sah so beleidigt aus, als ob Hugh es gewagt hätte, Lord Wynekyns eigene Tochter zurückzuweisen. „Nun, dann würdet Ihr nach dem Erstgeburtsrecht den Titel und diese Burg erben, aber Lady Willa und das Vermögen würden jemand anderem zufallen. Das wäre dann
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