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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm
Autoren: Lynsay Sands
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Eindrucks nicht erwehren, dass sie ihn im Geiste in Stücke riss. Dann reckte sie das Kinn empor, scheuchte Hugh mit einer eindeutigen Handbewegung fort und verschwand in ihrer Behausung. Noch im selben Augenblick schlug sie die Tür zu.

2. KAPITEL
     
    „Nun, das ist ja gut gelaufen“, murmelte Hugh spöttisch. Kopfschüttelnd machte er kehrt, um zu seinem Ross zurückzugehen. Augenblicke später erreichte er Lucan.
    „Das ging aber schnell“, meinte sein Gefährte, als sie gemeinsam zurück zur Burg ritten.
    „Ja.“
    „Wie es schien, hat sie es gut aufgenommen“, fügte er hinzu. Als Hugh ihm einen düsteren Blick zuwarf, zuckte Lucan nur die Schultern und lächelte belustigt in sich hinein. „Zumindest ist sie nicht in Tränen ausgebrochen.“
    „Ja“, pflichtete Hugh ihm seufzend bei. „Das wäre geregelt.“
    Einen Moment lang ritten sie schweigend nebeneinander her, bis Lucan schließlich sagte: „Drüben auf dem freien Stück ist mir aufgefallen, dass sie für ein Bauernmädchen eine gute Ausdrucksweise hat.“
    Hugh runzelte die Stirn. Das hatte er gar nicht bemerkt, aber wenn er sich jetzt erinnerte, erkannte er, dass sie sich wirklich gepflegt ausdrücken konnte. Sowohl ihre Aussprache als auch ihre Wortwahl waren einer Dame würdig. Erneut bedauerte er es, dass sie nicht seinem Stand entsprach, doch dann riss er sich zusammen. „Selbst eine Dienstmagd von niederer Geburt legt eine ansehnliche Wortwahl an den Tag, wenn man es ihr beibringt.“
    „Ja, aber wer hat sie unterrichtet?“
    „Nicht die Vettel. Das ist sicher.“ Hugh verspürte kein Verlangen, länger über das Mädchen nachzudenken, und zuckte innerlich zusammen, als er sich bewusst machte, was er angerichtet hatte. Er hatte sich vorgenommen, gewandt und rücksichtsvoll aufzutreten. Es war nicht nötig gewesen, ihre Gefühle zu verletzen. Doch er hatte sich im Ton vergriffen und die Sache gehörig verpfuscht. Unverhohlen auf ihre uneheliche Herkunft anzuspielen ist wenig ruhmreich, dachte er entrüstet. Aber dann rief er sich in Erinnerung, dass die Sache erledigt sei, denn es war nicht seine Art, unnötig lange über Taten nachzugrübeln, die er ohnehin nicht mehr ungeschehen machen konnte. Mochte man auch noch so behutsam vorgehen, eine Ablehnung war stets schmerzvoll. Diese Erfahrung hatte er über die Jahre gemacht, seit sein Vater das Familienvermögen verloren hatte. Es tat ihm Leid, Willa diesen Schmerz zugefügt zu haben, aber der Fehler lag nicht bei ihm, sondern eher bei seinem verfluchten toten Onkel.
    „Der alte Bastard.“
    „Wie bitte?“ fragte Lucan.
    „Nichts. Reiten wir zurück nach Hillcrest, ehe die Männer das ganze Ale austrinken.“
    „Was siehst du?“ fragte Willa unglücklich. Sie schwieg und schaute Eada über die Schulter. Die alte Frau, die seit Jahr und Tag wie eine Mutter für sie war, hatte ihr einen Becher Wein aufgedrängt, nachdem Willa ihr von Dulongets Abfuhr erzählt hatte. Jetzt saß sie am Tisch und las angestrengt den Bodensatz, den der Wein hinterlassen hatte. Willa beugte sich weiter vor, um die Ablagerungen auf dem Boden des Bechers besser erkennen zu können, aber mit den Formen, die die kleinen Lachen bildeten, konnte sie nichts anfangen. Sie verstand nicht, was Eada dort erblicken mochte. Doch die alte Frau sah etwas. Sie hatte immer Recht behalten. Bis auf den heutigen Tag.
    Eada hatte vorhergesagt, Willa werde Hugh Dulonget heiraten und ihn lieben lernen. Sie hatte gesehen, dass ihnen viele Kinder und Glück beschieden wären, aber nun schaute es so aus, als wäre das nicht der Fall. Nicht solange er ein Mitspracherecht hatte.
    Eada stellte den Becher wieder auf den Tisch und zuckte die Schultern. „Dasselbe wie zuvor. Du wirst den Earl heiraten, so wie es der alte Earl wünschte.“
    Willa dachte über Eadas Weissagung nach und ließ die Worte auf sich wirken. Sie war sich ziemlich sicher, dass Hugh Dulonget nicht die Absicht hatte, sie zu heiraten, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann seine Meinung ändern würde. „Ist es möglich, dass Hugh stirbt, jemand anders den Grafentitel erbt und mich heiratet? Vielleicht gibt es einen anderen Mann, den ich lieben werde und den …“
    „Dulonget ist der Earl, den du heiraten wirst. Dieser Esel“, murmelte Eada vor sich hin. Willa hörte die Beleidigung, ging indes nicht weiter darauf ein. Im Augenblick verspürte sie kein Verlangen, diesen Mann in irgendeiner Weise in Schutz zu nehmen. Obwohl sie gelobt hatte,
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