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Wie Fackeln im Sturm

Wie Fackeln im Sturm

Titel: Wie Fackeln im Sturm
Autoren: Lynsay Sands
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… Lasst mich nachdenken …“ Er legte einen Finger an sein Kinn und schaute nachdenklich zur Decke, wobei ihm Hughs Entsetzen vollkommen entging.
    Er würde den Titel und den Besitz erben, aber nicht das Vermögen, um die Güter zu bewirtschaften? Gütiger Gott! Von einem leichten Schwindel befallen, ließ Hugh sich auf die Sitzbank sinken. Das wäre ungefähr so, als gäbe man einem armen Mann ein Pferd, aber kein Futter, um es am Leben zu erhalten. Mittlerweile war Herbst; die Feldfrüchte waren längst zu Markte getragen und verkauft worden. Das hatte er bereits an diesem Morgen bei seiner Ankunft erfahren, darüber hinaus hatte man ihn wissen lassen, dass es seinem Onkel auf Grund der Krankheit nicht mehr möglich gewesen war, die Burg und ihre Insassen mit den erforderlichen Lebensmitteln für den Winter zu versehen. Diese Aussicht hatte Hugh nicht weiter beunruhigt, da er davon überzeugt gewesen war, sich recht bald der Angelegenheiten anzunehmen. Doch da war er noch fest davon ausgegangen, die gut gefüllten Geldkassetten in der Schatzkammer wären sein Eigen. Jetzt sah es indes so aus, dass ihm keine einzige Münze gehörte, wenn er Willa nicht heiratete.
    Beim Allmächtigen! Kein Wunder, dass sie sein Angebot einer Mitgift ausgeschlagen und behauptet hatte, sie benötige nichts von ihm. Sie hatte es in der Tat nicht nötig. Aber er brauchte sie, wie ihm jetzt klar wurde, doch in diesem Augenblick rief Lord Wynekyn erfreut aus: „Ich glaube, das Erbe fiele dann Eurem Vetter Jollivet zu.“
    „Wenn man vom Teufel spricht!“
    Bei dieser hohen, fröhlichen Stimme drehten die drei Männer sich verblüfft zur Tür um. Ein schmaler junger Mann tauchte im Eingang zur Großen Halle auf. Er grinste, als er das Erstaunen in den Augen der Männer sah, hielt die ausgestreckten Hände mit den Handflächen nach oben und sagte in einem beschwörenden Ton: „Und er wird gewiss erscheinen.“
    „In der Tat, wenn man vom Teufel spricht“, meinte Hugh leise.
    „Komm schon, Vetter.“ Leichtfüßig eilte Jollivet durch die Halle und schenkte sämtlichen Anwesenden ein breites Lächeln. „Habe die schreckliche Nachricht vom Tode unseres lieben Onkels vernommen und trieb mein Schlachtross hierher, um meine feierliche Trauer in angemessener Weise zur Schau zu stellen.“ Als er die Männer erreichte, vollführte er eine weitere übertriebene Geste und verfiel in eine gekünstelte Pose. „Tata, da bin ich.“
    „Sogar nüchtern“, murmelte Lucan belustigt hinter seinem Becher, bevor er einen kräftigen Zug tat.
    Hugh stimmte ihm mit einem grantigen Laut zu und sprach seinen Vetter an: „Nimm Platz, Jollivet, oder besser noch, geh nach draußen und jage dem Stallburschen hinterher. Wir haben hier noch Geschäftliches zu besprechen.“
    „Das habe ich gehört“, kam es vergnügt über Jollivets Lippen. Er schenkte sich von dem Ale ein und setzte sich dann, sehr zum Verdruss seines Vetters, in unmittelbarer Nähe von Hugh auf eine der Bänke. Dabei achtete er gar nicht weiter auf die finstere Miene des Ritters, sondern sagte: „Und? Warum fiel hier gerade mein Name?“
    „Ich wollte Hugh gerade erklären …“, hob Lord Wynekyn an, wurde jedoch schroff in seinen Ausführungen unterbrochen.
    „Wir sprachen eben darüber, wer alles zu meiner Hochzeit eingeladen werden soll“, log Hugh und hielt dem tadelnden Blick des benachbarten Lord stand. Er hatte mitnichten die Absicht, seinen Vetter jemals auch nur ahnen zu lassen, dass er durch eine Heirat ein Vermögen erlangen könnte. Der Mann war ein Geck. Nur um die Adligen am Königshof zu beeindrucken, deckte er sich mit teuren Kleidern und Schmuck ein, den er sich eigentlich nicht leisten konnte. Wenn er jetzt erführe, dass er Reichtümer besitzen könnte, die selbst seine kühnsten Träume überstiegen, würde er Willa so lange umwerben, bis er bei ihr Erfolg hätte. Und als Hugh sich jetzt schmerzlich vor Augen führte, wie verletzt Willa an diesem Morgen ausgesehen hatte, befürchtete er, dass die junge Frau für ein derartiges Werben durchaus empfänglich wäre. Tatsächlich bestand die Möglichkeit, dass sie ihn, Hugh, nicht heiraten würde. Im Gegensatz zu Hugh hatte Willa sehr wohl erkannt, dass der verstorbene Earl allein ihr das Vermögen vermacht hatte. Ihr musste demnach bewusst sein, dass es eine ganze Reihe von Lords gab, die auf Grund ihrer Mitgift über ihre fragwürdige Abstammung hinwegsehen würden. Zudem war auch ihr Aussehen alles andere als
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