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1201 - Die Windjäger

1201 - Die Windjäger

Titel: 1201 - Die Windjäger
Autoren: Jason Dark
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Es hatte genau im richtigen Augenblick geklingelt. Selbst der Killer war davon überrascht worden, und sein Zeigefinger verharrte und zog den Abzug der Waffe nicht durch. Maxine Wells zuckte zusammen. Sie glaubte, aus einem Albtraum zu erwachen, und sie wollte auch zum Hörer greifen, denn der Apparat stand nicht weit entfernt, neben der kleinen Mikrowelle.
    »Nicht!«, zischte der Killer.
    Maxine ließ ihre Hand sinken. Der Killer, die Ärztin, Rosy Mills und Carlotta, um die sich im Prinzip alles gedreht hatte, blieben wie erstarrt stehen. Die Atmosphäre innerhalb der Küche hatte sich verändert. Die Luft schien plötzlich zum Schneiden dick und gleichzeitig aufgeladen zu sein.
    Maxine glaubte, neben sich zu stehen, während der Apparat weiterhin klingelte. Sie wagte nicht mal, mit den Augen zu zwinkern und hielt sogar die Luft an.
    Rosy Mills tat auch nichts. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie schaute auf den Killer, als wollte sie versuchen, ihn zu hypnotisieren. Für sie war besonders die Waffe wichtig, auf deren Lauf sich der lange Schalldämpfer abzeichnete. Niemals zuvor hatte Rosy etwas Derartiges gesehen.
    Dann gab es noch Carlotta!
    Um sie drehte sich alles. Sie war das Mädchen mit den Flügeln. Sie war eine Mischung aus Mensch und Vogel. Ein neues Geschöpf und Lebewesen, dessen Existenz mit einfachen Begriffen nicht zu erklären war. Sie hatte die Flucht geschafft, Hilfe gesucht und sie auch gefunden, nun aber steckten sie zu dritt in der Falle, denn der Killer Babur war schneller gewesen.
    Carlotta stand am Fenster. Zumindest in der Nähe. Das Rollo war nicht ganz vor die Scheibe gezogen worden, durch das untere Drittel konnte sie in den Garten blicken. Sie bewegte sich auch nicht, aber sie zeigte auch nicht die Überraschung oder das Entsetzen, das die beiden anderen erfasst hielt.
    Das Klingeln verstummte nach dem achten Mal.
    Wieder senkte sich Stille über die Küche, und nichts hatte sich verändert.
    Jeder stand am gleichen Fleck. Nach wie vor zielte die Mündung der Waffe auf Rosys Kopf.
    Babur entspannte sich ein wenig. Es zuckte um seine Lippen.
    Bevor er seinen Plan in die Tat umsetzte, sprach die Ärztin ihn an.
    »Bitte, Mister, bitte, überlegen Sie es sich. Es sind Kinder, die sie töten wollen. Sie können doch nicht ein junges Leben auslöschen. Wenn Sie eine Geisel brauchen, um irgend etwas zu regeln, dann nehmen Sie mich, bitte. Ich… ich… stelle mich Ihnen zur Verfügung, aber lassen Sie die Kinder laufen.«
    Der Killer lächelte kalt. »Ich soll sie laufen lassen? Den Trumpf einfach abgeben? Nein, wo denken Sie hin, Doc? Carlotta ist wichtig für die Welt. Sie ist einmalig, sage ich Ihnen, und wir bestimmen den Zeitpunkt, wann sie der Welt und damit der Öffentlichkeit präsentiert wird. Das sollten Sie nicht vergessen. Es müssen Opfer gebracht werden, das war schon immer so bei den großen Dingen, die in der Welt passierten. Um Menschen zu retten, mussten im Vorfeld auch welche sterben. Das ist die Regel.«
    »Aber sie wurden nicht kaltblütig ermordet. Es wird niemand gerettet, wenn Sie uns umbringen.«
    »Zeugen sind schlecht. Das sollten Sie wissen.«
    Die Ärztin gab nicht auf. »Und was ist mit der Polizei?«, fragte sie. »Wenn hier die Leichen gefunden werden, gibt es in Dundee einen Aufruhr. Man wird nicht eher ruhen, bis man den Mörder gefunden hat. Unsichtbar können auch Sie sich nicht machen.«
    »Zerbrechen Sie sich über meine Probleme nicht den Kopf, Doc. Ich weiß, was ich zu tun habe, und…«
    Wieder meldete sich das Telefon!
    Ob der Killer nervös wurde, konnte Maxine nicht sagen.
    Jedenfalls zischte er einen Fluch.
    »Ich bekomme ständig Anrufe«, sagte sie.
    »Ach ja?«
    »Ich habe eine Praxis!«
    Babur richtete die Mündung auf Maxines Kopf. »Dann sagen Sie, dass die Praxis geschlossen ist! Und kein Wort mehr! Haben Sie verstanden, Doc?«
    »Das habe ich!«
    Maxine hob ab. Sie wusste nicht, wer sie anrufen wollte. Es konnte mit ihrem Beruf zusammenhängen, aber es gab auch jemand, den sie erwartete. Vielleicht war es John Sinclair, der inzwischen in Dundee gelandet war, das hatte sie erfahren. Und es war möglich, dass er die richtigen Schlüsse zog, wenn sie einen bestimmten Satz sagte.
    Sie musste sich wahnsinnig zusammennehmen. Die Stimme konnte nicht normal klingen, diese Nerven brachte sie nicht auf, und so schrie sie fast in den Hörer.
    »Die Praxis ist geschlossen!« Sofort danach legte sie auf.
    Babur war zufrieden. Er lächelte sogar.
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