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Wie ein Haus aus Karten

Wie ein Haus aus Karten

Titel: Wie ein Haus aus Karten
Autoren: Kristin Feireiss
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Kopf und atmet gleichmäßig. Er ist nicht mehr aufgewacht. Am 13. Januar 1992 um 2.30 Uhr steht sein Herz still.
    Maria Engelberti kleidet auch meinen Pflegevater für seinen letzten öffentlichen Auftritt. Er sieht elegant aus wie immer. Auf dem Totenbett trägt Necko einen dunkelblauen Anzug aus feinem Stoff, dazu seine Lieblingskrawatte, weiß mit blauen Punkten. In seiner geschlossenen rechten Hand ist ein Markstück. Maria hat es ihm, in Erinnerung an seine lebenslange Gewohnheit, eine schlagfertige Bemerkung oder einen guten Witz mit einer Münze zu belohnen, zugesteckt. Vielleicht ist es auch für den Fährmann gedacht.
    »Wenn ich alt bin, werde ich fromm«, hat Necko gesagt, als er noch jung ist. Als er alt ist, erinnert er sich wieder daran. Er findet tatsächlich zum Glauben seiner Kindheit, der Jahrzehnte ein Muster ohne Wert war, zurück. Einen unerfüllten Traum aber nimmt mein Pflegevater mit ins Grab. Er wäre gerne Papst geworden.

Danach
    … bleibt Dankbarkeit, Dankbarkeit dafür, dass ich vor vielen Jahrzehnten die Flucht aus der Familie, in der ich groß geworden bin, mit angekratzter Haut, aber heilem Ich überstanden habe. Dankbarkeit gegenüber meinen Pflegeeltern, dass sie mich entkommen und später wieder Momente der Annäherung zuließen, obwohl sie so waren, wie sie waren, und mich darum nicht so sein lassen konnten, wie ich bin.
    Nach einem atemlosen Liebes-, Familien-, Berufs- und Karriereleben mit all seinen Gratwanderungen, Luftsprüngen und Abstürzen weiß ich, dass es keine Alternative dazu gibt, man selbst zu sein. Das eigene Ich, das, was man formt, behauptet, beschützt, verteidigt, in Frage stellt und schließlich annimmt, ist das einzig ungeteilt Eigene, was wir haben, und darum auch das Einzige, was wir uneingeschränkt und verschwenderisch geben können.
    … bleibt Liebe, die sehnsuchtsvolle Liebe zu meinen Eltern und meinem Bruder, die mein ganzes Leben begleitende, alles umfassende Liebe zu meiner Großmutter Neckermann, die tragfähige Liebe zu meiner Schwester Uschi, die bedingungslose Liebe zu meinen Söhnen Matthias und Lukas, die vertrauensvolle Liebe zu meinen, mir durch zwei Ehemänner zu- und ans Herz gewachsenen Söhnen Nikolas und Moritz, die zärtliche Liebe zu meinen Enkeln Nina, Felix und Bené, die dankbare Liebe zu deren Müttern Carmen und Elisabeth, die herzliche Liebe zu Anja, die Teil der Familie geworden ist, die liebevolle Verbundenheit zum Vater meines Sohnes Lukas, Dietmar, das freundschaftliche Gedenken an meine früh verstorbene Galeriepartnerin Helga Retzer und die späte tiefe Liebe zu meinem Mann Hans Jürgen, mit dem ich gerne alt werden möchte, noch älter, als ich es jetzt schon bin.
    Mit großem Dank an meine Agentin Frauke Jung-Lindemann.

Mein Urgroßvater, Kommerzienrat Franz Josef Lang mit seiner jüngsten Tochter Jula, später verheiratete Neckermann, ca. 1880

    Auf dem Anwesen am Friedrich-Ebert Ring in Würzburg: v. l. n. r.: Haushälterin Marie Ullrich, meine Großeltern Josef Carl und Jula Neckermann, in der Mitte Franz Josef Lang mit seinem Enkelkind Mady,
     ca. 1911

    Die Neckermann
     Geschwister (v. l. n. r.): Mady (meine Mutter), Walter und Josef, ca. 1916

    Agnes Brückner mit ihren Töchtern
     Annemi (links) und Lieselotte (rechts), ca. 1917

    Familie Josef Carl Neckermann oben im Bild), darunter (v. l. n. r.) seine Tochter Mady Neckermann, seine Frau Jula Neckermann und ihre Schwestern Franka und Toni, unten Walter und Josef Neckermann, ca. 1925

    Mein Großvater
     Josef Carl Neckermann,
     1925

    Josef Carl Neckermann
     mit seinem Sohn Josef,
     ca. 1926

    Meine Mutter
     Mady Neckermann
     (später verheiratete Lang),
     1926

    Mady Neckermann, Mitte,
     mit ihren Freundinnen im Pensionat, 1928

    Mady Neckermann
     und Hans Lang, 1929

    Meine Mutter Mady Lang, 1930

    Pater Aquilin, Freund der Familie, Gemälde von Christian Schad, 1925

    Hochzeitsfoto meiner Eltern Mady, geborene Neckermann, und
     Dr. Hans Lang, 1930

    Hochzeitsfoto meiner Pflegeeltern Annemi und Josef Neckermann,
     1934

    Lässig an den Horch gelehnt: meine Mutter nach ihrer Hochzeit, 1930

    Auch mein Vater Hans liebt elegante Autos, 1930

    Mein Pflegevater Josef Neckermann, ca. 1934

    Mein Vater Dr. Hans Lang, 1936

    Bei einem gemeinsamen Urlaub an der Ostsee: meine Eltern Hans und Mady Lang (l) und meine Pflegeeltern Annemi und Josef Neckermann (r), ca. 1935

    Meine älteren Geschwister Uschi (l)
     und Mockel (r), genannt die Zwillinge,
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