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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin
Autoren: Aufbau
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Januar 2007 – Rom – Castello di Nero
    Beinahe geräuschlos, nur von einem leisen Summen begleitet, öffnete sich die dreifach gesicherte Schiebetür. Ein junger Bursche
     in einem tadellos sitzenden schwarzen Anzug trat ein und warf einen prüfenden Blick in einen mittelalterlich anmutenden Rittersaal.
     Sein Augenmerk richtete sich zunächst auf einen mannshohen, offenen Kamin, dessen loderndes Feuer für angenehme Wärme sorgte,
     und wanderte dann weiter zu einem riesigen Eichenholztisch, an dem er fand, was er suchte. In einem der hohen Lehnstühle saß
     ein Mann mittleren Alters, dessen respekteinflößende Erscheinung nicht weniger düster erschien als der ganze Raum. Langsam,
     wie die Lider eines bösartigen Drachen, der seine Höhle bewacht, öffnete er die dunklen Augen. Sein Gegenüber machte in respektvollem
     Abstand Halt und verneigte sich.
    »Romulus, was führt dich zu mir?« Die Stimme des Älteren war tonlos.
    »Wir haben soeben eine Botschaft von unserer Sektion in Israel erhalten, Erhabener«, berichtete der jugendliche Bote. »Ich
     soll Euch ausrichten, es ist vollbracht. Man hat die sterblichen Überreste der beiden Toten sichergestellt. Sie werden noch
     in dieser Woche nach Rom überführt. Und auch die Frau, deren Erscheinen in der Prophezeiung beschrieben wird, hat man zufällig
     entdeckt. Sie lebt tatsächlich im Heiligen Land und hat das richtige Alter, dabei ist sie unverheiratet und kinderlos.«
    |6| »Es gibt keine Zufälle«, knurrte der Ältere düster. »Sag dem Tempeldiener, daß ich unverzüglich das heilige Buch einsehen
     will. Er soll die Krypta vorbereiten.«
    Wenig später begab sich der schwarzhaarige Mann, der sich als Erhabener ansprechen ließ, in einem wallenden schwarzroten Ornat
     eine enge, steinerne Wendeltreppe hinab. Sie führte ihn zu einer tief unter der Erde liegenden Krypta. Die Wände des achteckigen
     Kuppelraumes von der Größe einer mittelgroßen Kapelle waren mit schwarzem Obsidian verkleidet. Die glatte Oberfläche des Gesteins
     spiegelte das Licht zahlloser Kerzen wider.
    »Laß mich alleine«, sagte der Mann mit getragener Stimme, nachdem ihm der grauhaarige Tempeldiener einen goldenen Schlüssel
     auf einem Kissen aus Muschelseide überreicht hatte.
    »Wie Ihr wünscht, Erhabener«, antwortete der hagere Gehilfe und zog sich unter einer devoten Verbeugung hinter die eisenbeschlagene
     Tür zurück, die mit einem leisen Echo ins Schloß fiel. Für einen Moment genoß der Mann, den seine Gefolgsleute auch als Ordensmeister
     bezeichneten, die ewige Stille. Eine bläulich schimmernde Flamme in einer goldenen Schale rief ihn zu einem Altar hin, der
     ganz aus nachtschwarzem chinesischem Granit bestand. Er verbeugte sich. Dann flüsterte er magische Worte, solang, bis das
     bläuliche Licht unruhig zu flackern begann und dessen gespenstischer Widerschein auf einen massiv goldenen Widderkopf fiel,
     der über dem Altar zu schweben schien.
    Mit seinen nach unten gebogenen Hörnern warf der Götze einen beeindruckenden Schatten in das Zentrum eines goldenen Pentagramms,
     das sich an der Gewölbedecke befand.
    Ein plötzliches, unnatürliches Aufleuchten des blauen Lichts gab das Zeichen zum Eintritt in eine hinter dem Altar liegende,
     geheime Kammer.
    Zögernd betrat der Mann den mit schwarzem Marmor gemauerten Raum, der allenfalls für zwei aufrecht stehende Menschen Platz
     bot. Die Gewißheit, daß das, was nun folgen würde, mit unsäglichen |7| Schmerzen verbunden war, schreckte ihn nicht. Jedoch flößte ihm die bevorstehende Verbindung zu einem höheren Wesen, dessen
     Gnade begrenzt war und das sich seiner bediente, als wäre er eine willenlose Marionette, allergrößten Respekt ein. Abermals
     verneigte er sich vor einem kostbar verzierten Schrein, dessen Anblick nur Eingeweihten vorbehalten war. Ganz mit Gold beschlagen
     und mit kunstvoll eingefaßten Rubinen verziert, die wie dicke Blutstropfen aussahen, symbolisierte das uralte Heiligtum eine
     höhere Macht, deren Existenz über die Jahrtausende hinweg unzählige Menschenleben gefordert hatte.
    Während er ein Gebet vor sich hin flüsterte, öffnete der Mann die Tür zum Allerheiligsten mit einem ganz speziellen Schlüssel,
     der im Innern des Schreins etliche Zahnräder in die richtige Position verschob.
    Vorsichtig entnahm der Erhabene ein ganz in Gold eingebundenes Buch, das in dem Schrein lag. Behutsam legte er es auf eine
     mit dunkelrotem Samt bezogene Ablage und schlug mit
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