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Die Gegenpäpstin

Titel: Die Gegenpäpstin
Autoren: Aufbau
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Ihre Untersuchungen
     nehmen nicht zu viel Zeit in Anspruch. Wir haben einen Vertrag mit der örtlichen Baufirma. Wenn wir die Straße innerhalb der
     nächsten vierzehn Tage nicht fertigstellen, gerät alles in Verzug. Die Leute sitzen in der Westbank auf gepackten Koffern,
     wir können uns keinen Tag Verspätung leisten.«
    Sarahs Blick fiel auf den völlig verbeulten Bulldozer. Nicht weit dahinter klaffte ein tiefes Loch, das nur unzureichend mit
     einem gelbschwarzen Signalband abgesichert war.
    »Wie konnte so etwas passieren?« Sarah sah den Mann fragend an. »Machen Sie keine Bodenuntersuchungen, bevor sie eine Straße
     bauen?«
    »Madame«, entgegnete der Bauleiter unfreundlich. »Diese Straße existierte bereits, wir sollten sie nur ausbauen und einen
     Graben ziehen, damit von hier aus die Hausanschlüsse gelegt werden können.« Er machte eine halbe Drehung. »Schauen Sie sich
     um! Überall Granitschutt. Wer konnte ahnen, daß sich unter einem Haufen an Geröll ein Hohlraum von solchen Ausmaßen befindet.«
    »Nun gut«, beschloß Sarah. »Ich muß mir das Gelände näher ansehen, um entscheiden zu können, von welcher Wichtigkeit diese
     Entdeckung für uns ist. Erst dann kann ich Ihnen sagen, wie lange unsere Untersuchungen dauern werden.« Mit einem Wink bat
     sie Rolf Markert zu sich heran. »Trauen sie es sich zu, die Winde des Jeeps zu bedienen?«
    |16| »Was haben Sie vor?« Der Blick des Deutschen verriet Unsicherheit.
    »Hinuntersteigen, was sonst?«, erwiderte sie wie selbstverständlich.
    Wenig später hatte Sarah ein Geschirr zum Abseilen angelegt und das damit verbundene Halteseil in die Winde ihres Wagens eingeklinkt,
     den sie zuvor näher an die Einbruchstelle herangefahren hatte. Mit einer fließenden Bewegung zog sie ein Frotteeband aus einer
     ihrer vielen Taschen und bändigte ihr langes Haar zu einem strengen Zopf.
    »Seien Sie vorsichtig«, gab ihr Markert mit auf den Weg. Er selbst war nicht schwindelfrei. Sarah hatte ihm auf der Anfahrt
     hierher erzählt, daß sie ihren Dienst in der israelischen Armee als Fallschirmspringerin absolviert hatte.
    Nachdem sie sich einen Sicherheitshelm aufgesetzt hatte, kroch sie zum Rand der Abbruchkante. Zudem hatte sie Kletterhandschuhe
     übergezogen, um sich nicht die Hände an den scharfkantigen Steinen aufzureißen. Unter ihr tat sich ein Abgrund von acht Metern
     Tiefe auf. Zwei der Männer in den roten Overalls wollten ihr zur Hilfe eilen, doch sie winkte ab, überprüfte ein letztes Mal
     die Karabinerhaken und kletterte über die Abbruchkante.
    »Nachlassen!« rief sie Markert zu, der ein wenig unbeholfen die Winde betätigte.
    Einen Moment später war Sarah in dem Loch verschwunden.
    Unten angekommen, landete sie ohne Probleme auf einem Haufen Geröll und ausgekühlten, frischen Teerbrocken. »Stopp!« rief
     sie mit fester Stimme. Die Winde wurde angehalten, und Sarah klinkte sich aus. Zwischen den verschieden großen Steinen lagen
     etliche Glasscherben, die offenbar von der zerbrochenen Windschutzscheibe des Bulldozers stammten. An einigen Scherben klebte
     Blut.
    Vorsichtig begann Sarah sich umzusehen. Etliche Gänge schienen sich in einem dunklen Höhlensystem zu verzweigen. Sarah |17| fielen sofort Töpfe und Werkzeuge auf, die herumlagen und verrieten, daß sich hier Menschen aufgehalten hatten. Was war das
     hier? Ein Versammlungsort der Jungsteinzeit? Fasziniert zog sie ihre Mag-lite vom Gürtel und leuchtete in die vielen Ecken
     und Winkel.
    »Sarah!« erklang Markerts Stimme. Sie blickte nach oben und erkannte, wie er sich ängstlich über die Abbruchkante beugte.
     »Alles in Ordnung bei Ihnen da unten?«
    »Aber ja!« rief sie ihm zu. »Ich brauche ein wenig Zeit, um mich hier unten umzuschauen.«
     
    Es war nicht kalt, und doch erschauerte Sarah, als sie einem der Gänge in nordöstliche Richtung folgte. Töpfe, Werkzeuge,
     ein Besen – alles, was sie hier erblickte, schien unversehrt zu sein. Nichts davon würde sie anfassen, obwohl der Wunsch danach
     beinahe übermächtig wurde. Der Gang, in dem ihre Schritte gespenstisch widerhallten, war zwei Meter breit und mindestens ebenso
     hoch. Wie ein Sog erschien ihr der Lichtkegel der Lampe, doch eine warnende Stimme erhob sich in ihrem Innern und forderte
     sie auf zurückzukehren, um Bergman zu informieren. Das hier war keine simple Schafshöhle, wie es sie überall im ehemaligen
     Galiläa gab. Das hier … war etwas völlig anderes. Eine Gänsehaut lief Sarah über
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