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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit
Autoren: Gregory Benford
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daß …«
    »Ja. Ich werde das Tal erkunden. Sehen, wo es Einbrüche gibt.« Sie waren eine Zeitlang sicher. Aber das Treibeis würde sich bald aufbäumen.
    Im Moment wollte er noch nicht ins Lager zurück, wollte nicht reden. Er war todmüde, fühlte sich hier draußen aber besser.
    Humpelnd ging er weiter, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    Zuerst spürte er den stummen Druck von unten nicht. Er blieb stehen, wußte, daß etwas nicht stimmte.
    Unter seinen Stiefeln stiegen große Eisstücke knarrend hoch. Felsgestein ächzte. Der ganze Bergzug kippte.
    Keine Stelle, zu der er fliehen konnte. Der Grund schwoll noch weiter.
    Sein eigener, moschusartiger Geruch strömte in seinen Anzug, herb und nach der Niederlage riechend. Er sank auf die Knie. Dann hörte es auf. Plötzlich machte sich Stille auf dem wilden und endlosen Landstrich breit, der sich stumm in alle Richtungen erstreckte: Ganymed, wie er in gestaltlosen Zeiten der Vergangenheit gewesen war, zerfurcht, frisch, ohne Tupfen des Menschen, öde und ohne Leben, ein Zustand, der auf den endlosen Kampf zwischen der ruhenden, trägen Wildnis und den immerwährend zehrenden Lebensketten wartete – und bei allem als Zeuge ein Ding, das alles wußte, alles enthielt, vielleicht alles gemacht hatte, aber stumm in dem Lärm und Getöse weiterzog, eingetaucht in seine Schöpfung, eilte, vielleicht aber nie aufhörte, einen Sog der Zerstörung hinter sich zu lassen, der für die Menschen Tragödie, für es selbst aber nur flüchtiges Drama war: eine riesige, unbeirrte, gespenstische Gestalt …
    Das Eis hob sich erneut.
    Jetzt verschwand er. Er war auf den Füßen und sah, wie in der Mitte der Wölbung Risse breiter gezwungen wurden. Sein Mund stand offen, er atmete hastig, ein Gewicht wurde von ihm genommen, und seine getrübten Augen waren heller geworden. Risse gabelten sich von der gemarterten hochwachsenden Erhebung fort. Eis löste sich mit lautem Krachen.
    Manuel lächelte.
    Achte auf mich!
    Die ganzen Jahre liefen Menschen und Tiere umher, erregt, sorglos und vergnügt, und nie dachten sie daran, daß es sie vielleicht hier hinauszog.
    Diesmal war es eine andere Gestalt.
    Und als der erste der gewaltigen Alabasterblöcke aus dem einschnürenden Land brach und Steine durch die Luft regnen ließ, da wußte er: dies würde er mit sich tragen, immer mit sich tragen in den langen Jahrzehnten des Wiederaufbaus und Leidens, die nun kommen mußten, durch die schweren Jahre der Mühsal draußen im Gelände, jenseits der sich ausstreckenden Hand des Menschen. Der Gedanke daran würde ihn jeden Tag erreichen, wenn er für sein eigenes ungemindertes Ziel arbeitete, oder in der sanften Nacht, wenn er mit Belinda zusammenlag, oder in den dunklen Augenblicken, wenn die Erinnerung allein alles war, was er hatte, um Kraft daraus zu schöpfen – er würde das sichere Gefühl mit sich tragen, daß es da war, ewig, irgendwo in der Weite, und er würde sich erinnern.
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