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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit
Autoren: Gregory Benford
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abstumpfende Zeit harter Arbeit. Er half, die Körper freizulegen. Mehrere der Med-Stationen brachten sie wieder in Betrieb. Er sah Piet am Eingang des Aleph auftauchen und Geräte herausschleppen. Manuel fand es frustrierend, mit den Erdlern zusammenzuarbeiten. Sie bewegten sich methodisch, aber ohne Phantasie, räumten die Trümmer gewissenhaft und geordnet fort, gewöhnlich nicht die schnellste und effektivste Methode. Die Hütten waren aufgeplatzt und hatten ihre Atmosphäre verströmt, die Insassen waren eingeklemmt worden und im Vakuum gestorben. Als das Beben losschlug, waren die drei Erdler draußen gewesen. Auch Petrowitsch war draußen gewesen, hatte Manuel und Piet in das Aleph folgen wollen. Sein Versuch, den Schlepper von dem sich ausbreitenden Riß wegzufahren, war fehlgeschlagen.
    Im Tal schoben sich riesige Eisschollen gegeneinander. Die Schicht begann, nach Süden zu fließen.
    Es gelang ihnen, die Körper zu versiegeln, aber einige waren schlimm geschädigt: gebrochene Wirbelsäule, hervorgequollene Eingeweide, Lungenblutungen durch das Vakuum. Sobald das getan war, brachen die Erdler zusammen, nicht so sehr aus Müdigkeit, sondern als Folge des Schocks. Sie setzten sich einfach aufs Eis und lehnten, mit glasigen Augen ins Nichts starrend, jede weitere Bewegung ab. Manuel schrie sie an, aber es half nichts.
    Er mußte allein in den Spalt hinabklettern. Seine Schläge auf den Rumpf des Schleppers fanden keine Antwort. Er überlegte sich einen Weg, das Fahrzeug zu kippen, indem er einen Hydraulikheber aus dem Gerüst um das Aleph benutzte. Er arbeitete fieberhaft, ging jedes auftauchende Problem sofort an und hörte oder sah nichts anderes. Er bemerkte nicht einmal, daß ein Teil des Gerüsts einknickte und zusammenstürzte, nachdem er den Heber unter ihm fortgezogen hatte. Aber es hätte ihn auch nicht im mindesten interessiert. Er hatte Petrowitsch nie sonderlich leiden können, aber wenn der Mann tot war, tat man alles mögliche, um den Körper rechtzeitig zu retten, bevor der Schaden durch den Sauerstoffverlust zu groß wäre. Die beißende Kälte Ganymeds würde helfen. Wenn Petrowitsch gewußt hatte, daß er starb, hätte er seinen Anzug allmählich öffnen und sich selbst ohne große Zellschäden runterkühlen können. Dann würde die Kälte den Schaden durch den Sauerstoffverlust aufhalten. Deshalb arbeitete Manuel mit dem Heber, um den Schlepper umzudrehen.
    Zweimal stürzten die Wände der Spalte ein. Schnee hüllte ihn ein, Eisblöcke donnerten in dem weißen Wirbel an ihm vorbei. Er grub sich aus, zerrte die blauen Eisklötze zur Seite. Seine Brust hob und senkte sich, Schweiß vernebelte sein Helmvisier, und er konnte die Winkel- und Druckangaben auf dem Heber nicht lesen. Er keilte ihn unter den Schlepper und schaltete auf volle Energie. Das reichte, um ihn um dreißig Grad zu kippen. Manuel robbte unter ihn. Wenn der Boden wieder erbebte und den Heber verschob, würde der Schlepper auf ihn fallen. Er ließ die Luke aufspringen und kroch hinein. Petrowitsch hing aus dem Fahrersitz mit dem Kopf nach unten. Manuel blickte nicht einmal in den Helm, sondern zog ihn nur herunter und warf den Körper durch die Luke. Dann sprang er hinterher. Wieder setzte ein Beben ein und zog den Körper fort. Der Schlepper bockte hoch und rollte über, in ihre Richtung. Manuel packte Petrowitsch und sprang. Er schaffte die Hälfte der Höhe, hing einen langen Moment in der Luft und versuchte, seine nächsten Schritte zu planen. Unter ihm drehte sich der Schlepper ein weiteres Mal, so daß er nicht mehr auf dem Boden landen konnte. Er kam auf der Kanzel nieder, als das Fahrzeug weiterschaukelte, kippte, wieder zurückfiel und ihn beinahe fortschleuderte. Er behielt das Gleichgewicht und sprang erneut. Diesmal fanden seine Füße besser Halt und er erreichte den Rand des Spalts, als große Eisblöcke mit dröhnendem Krachen aus den Wänden gesprengt wurden.
    Mit einem Fußtritt schreckte er einen Erdler hoch und brachte ihn dazu, ihm mit Petrowitsch zu helfen. Der Körper schien in Ordnung, aber Petrowitsch war im Koma. Sie schoben ihn in einen Med-Monitor, der eine positive Prognose gab. Es handelte sich allerdings um einen einfachen Monitor, der zu schwieriger Wiederbelebungsarbeit nicht in der Lage war. Sie würden bis Sidon warten müssen.
    Der nächste Erdstoß schleuderte den Monitor herum. Das Eis-Tafelland am Horizont sackte ein. Die rechteckige Silhouette zerbrach mit einem Brüllen, übergoß die
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