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Wider die Unendlichkeit

Wider die Unendlichkeit

Titel: Wider die Unendlichkeit
Autoren: Gregory Benford
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näher heranzugehen, Angst …«
    »Ich weiß.«
    »Es gibt wohl keine Hoffnung, daß er vielleicht im Eis darunter eingeklemmt ist, daß …«
    »Nein, vergessen Sie’s!«
    »Gut. Ich, ich muß Bericht geben, daß die Situation recht ernst ist.«
    »Wie wahr.«
    »Ich habe versucht, Sidon und Hiruko anzufunken. Unsere Geräte funktionieren nicht.«
    »Über Anzug-Komm können wir sie auf diese Entfernung nicht erreichen. Wir müssen den Schlepperfunk nehmen.«
    Sie gingen das Fahrzeug suchen. Das Eis bewegte sich murmelnd in der Ferne, verwirrte seinen Orientierungssinn. Mehrere Minuten vergingen, bevor Manuel bewußt wurde, daß die Öffnung, nach der er gesucht hatte, verschwunden war. »Verschlossen«, murmelte er. »Der Schlepper ist jetzt wahrscheinlich in hundert Meter Tiefe.«
    Der Erdler blickte über die ständig arbeitende Eisebene. In der Mitte des Tals war der Eisfluß erkennbar. Blöcke sprangen hoch, getragen von dem hohen Druck darunter, und sackten wieder hinab. Die Hütten befanden sich auf einem Abschnitt der Ebene, die langsamer trieb.
    »Wie lange dauert es, bis unser Bereich losgerissen wird?«
    »Nicht zu sagen. Wir könnten hier sicher sein. Möglicherweise hängt das Stück auf einer Eisplatte und wird nicht weit mitgetrieben.«
    Der Erdler wurde ein wenig ernst. »Glauben Sie?«
    »Nein. Verdammt unwahrscheinlich. Sehen Sie, wie das Aleph einsinkt.«
    »Was sollen wir denn tun?«
    Manuel hatte die Hände in die Hüften gestützt, stand vornübergebeugt und prüfte seine Muskeln, ob welche gerissen waren. Dann setzte er sich aufs Eis und streckte sich. Ein gutes Gefühl. Er war müde, aber nicht sehr. Andrerseits verschmäht nur ein Narr eine Ruhepause, wenn er sie bekommen konnte. »Könnten versuchen, in die Hügel zu kommen, aber da oben gibt auch alles nach. Von daher kommt ein Teil des Zeugs.«
    »Was können wir tun?«
    »Nicht viel. Warten, bis Sidon merkt, daß wir nicht rufen. Ich wette allerdings, sie haben alle Hände voll zu tun. Wahrscheinlich zu beschäftigt, um nach verdächtigem Schweigen zu lauschen.«
    »Wenn die Monitoren ihre Energie erschöpfen …«
    »Richtig.«
    »Vielleicht sehen die Satelliten unsere heikle Lage.«
    Manuel schüttelte den Kopf. Die Männer waren an sich überlappende Sicherheitssysteme gewöhnt. Auffangnetze.
    Er stand auf und ging auf die Trümmer der Hütten zu. Die aufeinanderprallenden Eisschollen waren ein stetes Murmeln im Tal.
    »Was machen Sie?«
    »Suche nach einem Reserve-Energiesatz.«
    »Drüben in Nummer fünf ist einer. Ich zeige es Ihnen.«
    Die anderen blickten von ihrer Arbeit auf, um Manuel zu beobachten. Er nahm den Energiesatz und befestigte ihn am Rücken. Dabei blickte er zufällig in Richtung des Aleph und war verblüfft, daß das Eis es bereits verschluckt hatte. Die Spalte dort schien sich nicht mehr zu weiten. Noch während er zuschaute, schloß rastlose Bewegung einen Teil des großen Lochs, in welches das Aleph gesunken war. Einen Moment dachte er bekümmert nach, dann atmete er tief und wandte sich ab.
    »Wofür ist der Energiesatz?« fragte der Erdler.
    »Ihr haltet hier draußen durch. Bewegt euch nur, wenn das Eis um euch herum aufbricht. Ich gehe nach Sidon.«

 
4.
     
     
    Manuel eilte los, ignorierte die Abschiedsrufe und guten Wünsche der wenigen Erdler, hatte sich bereits nach innen gewandt, bereitete sich vor. Die mahlenden Eisklötze machten es schwierig, bei der Überquerung der Ebene Halt zu finden. Es war, als liefe er über die gischtenden Wellen eines Flusses, und er gewann bei jedem langen Hüpfschritt genug Höhe, um zu sehen, wo er landen könnte, und kam wiegend auf, um sich abfedern zu können, falls die Scholle unter ihm zerbarst und er sofort losspringen müßte.
    Einmal blickte er zurück. Die eingestürzten Hütten und die einsamen, hinter ihm herwinkenden Gestalten waren Punkte auf der zerklüfteten, weißen Weite. Das Gelände um sie herum wirkte glatter als der Rest, konnte aber, wie er wußte, jederzeit aufbrechen, wenn die Scholle sich losriß oder vorbeitreibende Felsstücke über den Untergrund schlüpften. Benommen schüttelte er den Kopf und drehte sich den aufragenden Hügeln zu. Herabrutschende Eisstücke hatten die Hänge von losem Geröll gesäubert, so daß er leichter Halt finden konnte. Die Hydraulikverstärker quietschten, als er die Hügel hinaufeilte und einen Kamm erreichte, der einen stabilen Eindruck machte. Frische, schwarze Steinbuckel bohrten sich durch uraltes Eis. Mit
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