Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht
Autoren: Brigitte Melzer
Vom Netzwerk:
abartigen Höllenkreatur. Dämon war nur ein Wort. Eine Bezeichnung. Er war noch immer der Cale, den ich kannte und in den ich mich verliebt hatte. Ganz egal, wie er aussehen mochte. All das wollte ich ihm sagen, doch was bedeuteten schon Worte, wenn ich stattdessen Taten sprechen lassen konnte. Ich beugte mich über ihn und berührte seinen Mund sanft mit meinen Lippen. Was mit einer zärtlichen Berührung begann, gipfelte in einem langen und leidenschaftlichen Kuss, als Cale mich an sich zog, um meine Liebkosung zu erwidern.

Epilog
    Caleridon stand am Bahnhof von Duirinish und wartete auf den einfahrenden Zug. Den Zug, der ihm Serena endlich zurückbringen würde. Drei Wochen waren vergangen. Drei lange Wochen, seit sie die Hüter am Tor besiegt und er seinen Herzstein zerstört hatte. Drei endlose Wochen, in denen er Serena nicht gesehen hatte.
    Ihre Eltern hatten sich ausgesprochen und irgendwie war es dem Torwächter gelungen, seine Frau zu besänftigen. Ihre Mutter hatte eingesehen, dass auch sie Fehler gemacht hatte, dass es besser und auch sicherer gewesen wäre, ihrer Tochter vom Jenseits zu erzählen, statt zu versuchen, sie davon fernzuhalten. Trotzdem hatte sie darauf bestanden, dass Serena mit ihr nach London zurückkehrte und das Schuljahr zu Ende brachte.
    Nicht einmal Drizzle war ihm geblieben. Der Kobold hatte Serena in die Stadt begleitet. »B ei Großmutters Backenbart, ich kann doch nicht ewig hier herumhängen«, hatte er zum Abschied gesagt. »E s gibt viel zu sehen in dieser Welt. Und noch mehr zu rauchen und zu saufen.«
    So waren William und er allein im Cottage zurückgeblieben. Serenas Bruder war immer noch nicht zurückgekehrt. Sein Vater wollte ihm noch eine Woche geben, ehe er sich auf die Suche nach ihm machte.
    Caleridon hatte jeden Tag mit Serena gesprochen, sie hatten sich über ihr Leben und ihre Gefühle ausgetauscht, doch nachdem sie ihm einmal gegenübergestanden hatte, er sie berührt und geküsst hatte, war es nicht mehr dasselbe wie zuvor. Es genügte ihm nicht mehr, nur mit ihr zu reden. Er wollte mehr als nur ihre Stimme in seinem Geist. Er wollte sie.
    Und heute war endlich der Tag des Wiedersehens gekommen. Anfangs hatte Serenas Mutter sich geweigert, sie nach Schottland fahren zu lassen. Ihr Vater hatte jedoch darauf bestanden, dass seine Tochter ihn in den Ferien besuchen kam. Und mit ihr auch ihre Mutter.
    Jetzt stand Caleridon neben dem ehemaligen Torwächter und konnte das Wiedersehen kaum noch erwarten. Vor ihnen lagen sechs Wochen Ferien. Sechs Wochen, in denen sie jeden Tag zusammen verbringen konnten und an deren Ende keine weitere Trennung auf sie wartete.
    Es hatte lange Gespräche zwischen William und ihm gegeben, und es war nicht leicht gewesen, den ehemaligen Torwächter zu überzeugen. Aber schließlich war William zum Rat gegangen und sie waren übereingekommen, dass Caleridon nicht ans Jenseits ausgeliefert werden sollte. William sollte ihm alle nötigen Papiere besorgen und am Ende der Ferien würde er Serena nach London begleiten. Gus, Serenas Gestaltwandler-Freund, hatte sich bereit erklärt, ihn bei sich aufzunehmen und auszubilden, damit er eines Tages für den Rat arbeiten konnte. Auf diese Weise hoffte Caleridon etwas von dem zurückzahlen zu können, was diese Menschen, die ihn kaum kannten, für ihn getan hatten.
    Sein Herzstein heilte gut und hatte beinahe seine volle Größe erreicht. Bis zu seiner Abreise wäre er vollends wiederhergestellt. Dann würde es genügen, alle ein oder zwei Wochen zurückzukehren, um den Stein aufzuladen. Serena würde ihn begleiten, denn nachdem ihre Strafe durch den Hausarrest abgebüßt war, hatte ihre Mutter nichts mehr dagegen, wenn sie ihren Vater regelmäßig an den Wochenenden besuchte. Sie plante sogar, mitzukommen, dachte jedoch nicht daran, vollends wieder zu ihrem Mann zu ziehen. Vermutlich würde sie sich niemals so weit mit dem Jenseits arrangieren können, um für immer hierher zurückzukehren.
    In der Ferne kam der Zug in Sichtweite. Anfangs war es nur eine kleine Abgaswolke, die der Triebwagen in die Luft stieß, bald jedoch war die Lokomotive selbst zu erkennen.
    Caleridon prüfte sein Spiegelbild in der Glasscheibe des Fahrplanaushangs. Seit seine Kräfte zurückgekehrt waren, trug er wieder das Gesicht des blonden Jungen, als den Serena ihn kennengelernt hatte. Er würde dieses Aussehen auch in London beibehalten, vermutlich für den Rest seines Lebens, doch das störte ihn nicht, denn er wusste,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher