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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht
Autoren: Brigitte Melzer
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mich noch. »D as hat er mir gesagt.«
    »A ch?« Der Kobold stemmte die Hände in die Hüften. »H at er dir auch gesagt, wer in dem grauen Kasten war?«
    Ich unterdrückte ein Schmunzeln und schüttelte den Kopf.
    »D er Jäger war so wütend wie ein Lavadämon im Eismeer! Er hat den grauen Kasten angebrüllt, so wie er sonst nur den Geistwandler angeschrien hat. Hat gesagt, dass er ein mieser Dreckskerl ist. Ihr wolltet mich übers Ohr hauen, hat er gebrüllt. Mich um mein Geld betrügen, indem ihr mich umgeht. Hintergeht!«, korrigierte sich Drizzle dann und schob ein »B escheißt« hinterher. »M ann, war der sauer. Er hat getobt und geschrien, dass er die Kohle braucht, damit er endlich aus diesem Drecksloch verschwinden kann.«
    Plötzlich sah ich alles in einem vollkommen neuen Licht. Was hatte Derek gesagt, als ich an meinem ersten Tag im Cottage auf ihn gestoßen war? Ich bin nicht ganz ohne Grund hergekommen. Nur, dass sein Grund ein anderer gewesen war, als er mir hatte weismachen wollen. Er hatte sich nicht dafür interessiert, wo Dad und Trick steckten– das hatte er längst gewusst. Er war auf der Suche nach Cale gewesen.
    Derek war derjenige gewesen, der Cale gefangen hatte, dabei hatte er nie vorgehabt, ihn an das Jenseits auszuliefern. Dad musste zufällig dazugekommen sein, sodass Derek nichts anderes übrig geblieben war, als ihm seinen Fang zu überlassen. Dann war er fortgerufen worden. Als er zurückkehrte, hatte er bereits gewusst, dass er das Cottage leer vorfinden würde– zumindest, was seine menschlichen Bewohner anging. Er war ins Haus gekommen, in der Hoffnung, Cale noch in der Zelle zu finden. Stattdessen war er über mich gestolpert. Plötzlich erschien auch sein Plan, wie wir das Tor und die Kiste sichtbar machen konnten, in einem anderen Licht. Er hätte einfach seinen Verbindungsmann rufen und die Kiste übergeben können. Stattdessen wollte er jemanden rufen, damit das Tor und die Kiste sichtbar wurden, und ihn ablenken, damit ich die Kiste unbemerkt zur Seite schaffen konnte. Ich hätte wirklich schon viel früher merken müssen, dass an dieser Idee etwas faul war. Dass sie nicht zum Verhalten eines Jägers passte, der seinen Job erledigte.
    Das Startkapital in eine neue Zukunft, hatte Derek gesagt. Eine Zukunft, in der das Tor vernichtet war. Vielleicht auch eine im Kreis der Hüter, um ihnen zu helfen, auch die anderen Tore aufzuspüren und zu zerstören.
    »A ber wie haben diese Artefaktjäger uns gefunden?«, überlegte ich laut.
    »D er kluge Jägersmann hat sich verplappert«, grinste Drizzle. »E r hat dem grauen Kästchen gesagt, dass er ihn nicht dazu eingeladen hat, ihn zu übergehen und sich seine Beute direkt abzuholen, nur weil er ihm anvertraut hat, dass der Dämon im Haus des abwesenden Torwächters steckt.«
    »D ieser dämliche Arsch!«
    »H a! Du bist lernfähig, Babe!«
    Und ich hatte noch etwas gelernt, nämlich den Grund, warum die Auslieferung eines gefangenen Dämons so schnell wie möglich vonstatten gehen musste: Es bestand immer die Gefahr, dass ein Artefaktjäger davon Wind bekam und versuchte, ihn sich unter den Nagel zu reißen.
    »V erflucht, mir brummt der Schädel. Ich brauch was zu qualmen.« Drizzle sprang von der Fensterbank und ich öffnete ihm die Tür, um ihn aus dem Zimmer zu lassen. Als ich mich wieder umdrehte, hatte Cale die Augen geöffnet. Er war noch immer schwach, zu schwach, um seine Gestalt zu verändern.
    »P rinzessin.« Ein Lächeln erfüllte sein echsenartiges Gesicht mit so viel Wärme, dass ich mich fragte, wie ich ihn je hatte fürchten oder gar abstoßend finden können. »E ntschuldige mein Aussehen.«
    »D u bist verletzt«, sagte ich. »D a sieht jeder ein bisschen verknittert aus.«
    »V erknittert?«, echote er. »W ohl eher dämonisch. Wenn ich könnte, würde ich dir diesen Anblick ersparen, aber im Moment…«
    »I m Moment bist du einfach nur du selbst. Das ist in Ordnung.«
    »E s macht dir nichts aus?«
    »I ch bin nur froh, dass du am Leben bist.« Ich setzte mich zu ihm auf die Matratze, griff nach seiner Klauenhand und nahm sie in meine Hände. »W ie fühlst du dich?«
    »A ls hätte mir irgend so ein Trottel den Herzstein rausgerissen.« Er klang noch immer schwach, doch das Lächeln wich nicht aus seinen Zügen.
    »E s sieht ganz danach aus, als wärst du dieser Trottel gewesen.« Ich schloss für einen Moment die Augen, als ich sie wieder öffnete, seufzte ich. »W ie konntest du das tun, Cale! Dir war
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