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Wesen der Nacht

Wesen der Nacht

Titel: Wesen der Nacht
Autoren: Brigitte Melzer
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zusammen. Nein«, ich schüttelte den Kopf. »e igentlich habe ich gar nicht daran gedacht, dass er unsere Auseinandersetzung mitbekommen hat. Ganz sicher hatte ich nicht damit gerechnet, dass er sich auf meine Seite schlagen würde.«
    »E r tut zwar immer so, als würde ihn nichts und niemand interessieren, aber in Wirklichkeit kann er dich ziemlich gut leiden.«
    Ja, das tat er wohl.
    Eine Weile lagen wir still da, eng aneinandergeschmiegt. Ich genoss die Wärme und die Nähe und spürte, wie die Müdigkeit sich langsam heranschlich. Trotzdem gab es noch etwas, was ich wissen musste. Ich hob den Kopf und sah ihn an. »W enn du Trick oder mich entführt hättest, was wäre dann mit uns passiert?«
    »M ein Auftraggeber hätte euch als Druckmittel benutzt, damit dein Dad ihm das Tor öffnet, wann immer er es verlangt«, sagte er ernst. »I hr hättet nicht im Jenseits bleiben müssen, zumindest nicht lange. Sein Plan war es, euch mit einem ähnlichen Bann zu belegen, mit dem er auch meinen Herzstein belegt hat, und euch laufen zu lassen.«
    Ich riss die Augen auf. »U nd wenn Dad sich geweigert hätte, zu kooperieren, hätte er uns umgebracht.«
    Cale nickte.
    »W enn Dad und Trick nicht verschwunden wären und ich niemals hierhergekommen wäre, hättest du es dann getan? Hättest du deinen Auftrag ausgeführt und Trick ins Jenseits verschleppt?«
    Sein Blick war an die Decke gerichtet, als könne er dort die Antwort auf meine Frage finden. Schließlich sagte er: »I ch habe deinen Vater nicht nur ausspioniert, sondern auch nach einer Gelegenheit gesucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Ich spielte mit dem Gedanken, ihm von meinem Auftrag zu erzählen, in der Hoffnung, dass er mir irgendwie helfen kann. Bevor ich jedoch etwas unternehmen konnte, hat mich der Jäger erwischt.«
    »W arum hast du das nicht schon viel früher gesagt?«
    Er zuckte die Schultern. »W as hätte das gebracht? Nachdem Derek dir von meinem Auftrag erzählt hat, hättest du mir kein Wort geglaubt. Du hättest gedacht, dass ich mich nur rausreden wollte. Wenn ich nicht gewesen wäre, dich nicht dazu gebracht hätte, nach mir zu suchen und mich aus der Kiste zu befreien, wärst du niemals hierhergekommen. Und nie in Gefahr geraten.«
    Dieses Mal war es an mir, eine Grimasse zu schneiden. »W ohl kaum. Wenn mich die Hüter nicht hier in die Finger gekriegt hätten, hätten sie es noch einmal in London versucht. So oder so: Früher oder später hätten sie mich für ihr Ritual in die Höhle geschleppt.« Ich war ein Druckmittel und würde immer eines sein. Ich war für die Hüter der alten Welt ebenso von Bedeutung wie für Dämonen und wer weiß, wen noch alles, der versuchen wollte, Dad und Trick dazu zu bewegen, ihren Zwecken zu dienen. Ein Torwächter zu sein, war weder einfach noch ungefährlich. Mit einem verwandt zu sein, machte mich zur Zielscheibe. Und ich begriff nun, warum Mom mich so sehr beschützen wollte– auch wenn sie dafür ganz klar den falschen Weg gewählt hatte. Es war eindeutig besser, über die Gefahr Bescheid zu wissen. Ich hegte noch immer den Wunsch, Dad zu helfen, wo ich nur konnte. Lediglich mein Verlangen, Jägerin zu werden, war verschwunden, seit ich Cale und Drizzle kannte. »E s tut mir leid, dass ich dir nicht vertraut habe. Du hättest mich nicht… Es war alles so verfahren. Wie hätte ich wissen sollen, was Derek vorhatte?« Ich seufzte. »O hne dich hätte ich es nicht geschafft. Danke, Cale.«
    »D as hab ich gern getan, Prinzessin.« Er küsste mich auf die Stirn, dann hielt er plötzlich inne. Erschrocken sah ich ihn an. »H ast du Schmerzen? Soll ich lieber gehen?«
    »A uf keinen Fall!« Sofort zog er mich fester an sich. »M ir ist nur gerade etwas bewusst geworden.«
    »D ass wir diese ganze Geschichte lebend überstanden haben?«
    »B esser.« Das Lächeln brachte seine Augen noch stärker zum Leuchten. »A ls ich dort in der Höhle lag und du dachtest, ich würde sterben, da hast du mich geküsst.«
    »I st das so verwunderlich? Cale, was ich für dich empfinde, das habe ich noch für keinen Menschen empfunden.«
    »O ffensichtlich auch nicht für einen Dämon.«
    »M eine Vergleichsmöglichkeiten sind in dieser Hinsicht ein wenig begrenzt. W as ist also so Besonderes an einem Kuss?«
    »N icht an einem Kuss. An diesem Kuss. Ich war nicht der blonde Menschenjunge, sondern in meiner wahren Gestalt, und du hast trotzdem…«
    Er mochte ein Dämon sein, doch das machte ihn noch lange nicht zu einer
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