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Rabenbrüder

Rabenbrüder

Titel: Rabenbrüder
Autoren: Ingrid Noll
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Ingrid Noll Rabenbrüder
    Roman · Diogenes
    Das Buch
    Eine schwer durchschaubare Mutter, zwei grundverschiedene Brüder und eine unliebsame Schwiegertochter versammeln sich zum Totenschmaus im Mainzer Elternhaus, nachdem der hypochondrische Vater das Zeitliche gesegnet hat.
    Aus gutem Grund hat man sich länger nicht gesehen, und kaum ist man wieder beieinander, beginnen alte Konflikte zu schwelen. Ob der Vater auch wirklich ohne Nachhilfe unter die Erde gekommen ist? Erst vor kurzem hatte die Mutter Paul gestanden, daß sie ein selbstbestimmtes Leben führen wollte. War das etwa kein Mordmotiv?
    Die Brüder - der versponnene Paul und der verspielte Achim - entwickeln daraufhin wilde Phantasien, während Schwiegertochter Annette um ihre eigene Ehe pokert. In Rabenbrüder beschreibt Ingrid Noll ihre eigene und die Erbengeneration: Familiensinn, mütterliche Liebe, väterliche Sorgen und rivalisierende Geschwister - wer überlebt, wird nicht verraten!
    »Sie hat einen wunderbar skurrilen Sinn für Humor, für die völlig alltäglichen Verrücktheiten, für die dunklen Seiten, die jeder Mensch in sich trägt und die manchen Schatten auf die Seele werfen.«
    Margarete von Schwarzkopf/NDR, Hannover
    Die Autorin

    Ingrid Noll, geboren am 29.09.1935 in Shanghai, wuchs zusammen mit den drei Geschwistern in Nanking auf.
    Schon in ihrer frühen Kindheit schrieb sie heimlich kleine Geschichten, die sie erfolgreich vor der Familie versteckte. Als sie Shanghai 1949 zusammen mit ihrer Familie verließ, vergrub sie die Geschichten im Garten.
    Bis 1954 besuchte sie eine Mädchenschule in Bad Godesberg. Nach dem Abitur begann sie in Bonn Germanistik und Kunstgeschichte zu studieren, brach das Studium aber nach einigen Semestern ab.
    Bis zu ihrer Heirat 1959 arbeitete sie in verschiedenen Jobs. Danach war sie vollauf mit einem großen Haushalt, drei Kindern und der Mithilfe in der Praxis ihres Mannes, einem Internisten, beschäftigt. Mit dem Schreiben fing sie erst mit 55 Jahren, nachdem die Kinder aus dem Haus waren, wieder an. Ihr erster Roman »Der Hahn ist tot« wurde gleich vom ersten Verlag angenommen und seitdem sind ihre Krimis nicht mehr aus den Bestsellerlisten wegzudenken.
    Ingrid Noll lebt heute zusammen mit ihrer 97jährigen Mutter und ihrem Ehemann in einem alten Fachwerkhäuschen bei Heidelberg.
    Ingrid Noll
    Rabenbrüder
    Roman
    Diogenes
    Umschlagillustration:
    Franz Pforr, >Selbstbildnis<, 1810/11 (Ausschnitt) Foto: Copyright © Kurt Hase / Artothek
    Alle Rechte vorbehalten Copyright © 2003 Diogenes Verlag AG Zürich www.diogenes.ch ISBN 3 257 06356 3
    Wie eine trübe Wolke
    Pauls Eltern betrieben Ahnenforschung, allerdings beide auf grundverschiedene Art. Die eine wie die andere Sichtweise war ihrem Sohn unangenehm und fremd. Es hatte eigentlich nichts mit ihm zu tun, sagte er sich, wenn einer seiner Vorväter besonders reich, arm, krank, klug oder beschränkt gewesen war. Oder gar von arischer Abstammung, wie es in Zeiten der Volksverdummung als erstrebenswert galt. Im Gegensatz zu jenen fehlgeleiteten Rassisten wünschte sich Pauls Mutter bei ihren Altvordern einen Tropfen jüdisches Blut, suchte nach Geistesgrößen, Dichtern, Sängern, Widerstandskämpfern.
    Bei Pauls Vater lag der Fall anders, war jedoch nicht weniger belastend für Paul und seinen jüngeren Bruder Achim. Schon lange interessierte sich ihr Erzeuger für die Todesursache aller Verwandten, um anhand ihrer Krankengeschichten die eigene Disposition für diese Leiden zu ermitteln. Auch das Risiko für seine Söhne, einst an Diabetes oder anderen Stoffwechselstörungen, Schizophrenie und bösartigen Tumoren zu erkranken, hatte er akribisch ausgerechnet. Fast war der Vater gekränkt, wenn eine Ur-großtante am Kindbettfieber oder ein Onkel im Krieg gestorben war, weil beide Todesarten nicht als Basis für seine persönlichen Prognosen herhalten konnten.
    Immerhin war der hypochondrische Vater bereits im Seniorenalter und spielte auf der emotionalen Ebene nur eine untergeordnete Rolle in der Familie. Die beiden Brüder hatten vielmehr von klein auf um die Gunst ihrer schönen jungen Mutter rivalisiert. Für Paul blieb der jüngere Bruder für alle Zeit Mamas Hätschelkind, während Achim behauptete, der Ältere sei Mutters Vertrauter und eigentlicher Chef des Hauses.
    Die Schuld für den stetigen Verlust an Glanz und Farbe in seinem Gefühlsleben gab Paul den Eltern. Bereits mit dem Taufnamen Jean Paul hatten sie einen Anspruch erhoben, den er nicht
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