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Eifel-Gold

Eifel-Gold

Titel: Eifel-Gold
Autoren: Jacques Berndorf
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ERSTES KAPITEL
    Es war Samstagmorgen, der Sommer war heiß. Alle wichtigen Geschäfte vor dem Wochenende hatte ich erledigt: Brot gekauft, Margarine, Kaffee, zwei tellergroße Schnitzel, ein Glas Essiggurken, zwei Tafeln bittere Schokolade, eine Tüte Kekse. Ich lag im Garten unter der Birke und unterhielt mich mit meiner Katze Krümel, die dicht am Stamm auf dem Rücken lag und müde nach einer Fliege haschte, die ihr auf der Nase tanzen wollte. »Wir werden heute mit dem Wagen zum Steinbruch fahren und dort auf den Uhu warten. Er hat zwei Meter zwanzig Spannweite, und er braucht eine zehntel Sekunde, um dich fertigzumachen.«
    Krümel drehte sich auf den Bauch, starrte gelangweilt in eine winzige Glockenblume, wandte sich ab und stellte sich mühsam auf die Beine wie eine Rentnerin am Ende ihrer Tage.
    »Du könntest wenigstens Begeisterung zeigen. Oder so etwas wie Dankbarkeit, daß ich dich durchfüttere. Sie säen nicht, sie ernten nicht; ich finde dich mies.«
    Sie schlich um die Ecke und war verschwunden, wahrscheinlich wartete irgendwo einer ihrer räudigen Lover auf sie. Ich stopfte mir die Ulivo von Morena und paffte in den heißen Himmel.
    Ich mußte eingedöst sein, denn ich wurde wach, weil Krümel dicht neben meinem Ohr einen zärtlichen Heulton vom Stapel ließ.
    »Es ist Wochenende, ich habe frei!« schnauzte ich.
    Sie tänzelte ein paar Schritte ins tiefere Gras hinein, fuhrwerkte dort wild brummend herum, schüttelte irgend etwas sehr Blutiges wütend hin und her, kam dann erneut angelaufen und maunzte laut um Hilfe.
    »Friß deine Maus gefälligst selbst«, erklärte ich. »Dauernd schleppst du die Leichen an, und ich soll sie auch noch mit dir teilen.«
    Sie bewegte sich mit starren Katzenaugen rückwärts auf die Beute zu, sprang dann elegant auf sie drauf und legte mit hocherhobenem Maul eines meiner beiden Schnitzel dicht neben meinen Kopf.
    »Bist du verrückt?« schrie ich empört. Empörung machte keinen Sinn, weil wir eine Absprache haben: Ich teile mit ihr meine Käsebrote. Also war es vollkommen logisch, daß sie mein Schnitzel mit mir teilte.
    »Mach dich vom Acker. Ich kann betrügerische Katzen nicht leiden!« Ich döste wieder ein.
    Als sie mich dann zum zweiten Mal wachmiaute, schon wieder eng neben meinem unschuldigen Ohr, hatte sie das zweite Schnitzel im Maul.
    Das gab mir zu denken: Warum hatte ich die Schnitzel auf den Eisschrank gelegt, anstatt sie ordentlich in der Kälte zu deponieren?
    Das Klingeln des Telefons riß mich aus meinen Gedanken. Lange überlegte ich, ob ich mich bewegen sollte. Schließlich stand ich doch auf, trottete ins Haus und nahm den Hörer ab: »Sie sprechen mit dem automatischen Siggi Baumeister. Ich bin zur Zeit in Hollywood, nähere Auskunft erteilt Philip Marlowe. Wenn Sie allerdings ...«
    »Jetzt hör schon mit dem Scheiß auf«, schimpfte jemand außer Atem. »Nimm deinen Fotoapparat und fahr mit Vollgas nach Wiesbaum. Von Wiesbaum aus nach Flesten rüber. Mitten auf der Waldstrecke, dicht an der Straße hat irgendwer zwei Männer an zwei Bäume gebunden, Sack überm Kopf...«
    »Wer ist denn da?«
    »Spielt doch keine Rolle«, erwiderte der Anrufer gutmütig und hängte ein.
    In solchen Fällen bleibt nichts anderes, als sich auf die Ehrlichkeit der Menschen zu verlassen. Natürlich konnte es sein, daß irgendeiner der meist jugendlich gutgelaunten Gäste bei Ben im Teller mich leimen oder irgendein grinsender Bauer mich in den April schicken wollte.
    Doch ich hatte die Ahnung, daß diese Nachricht echt sein könnte. Folgerichtig geriet ich in Hektik. Ich nahm die Nikon-Automatic aus der Schreibtischschublade heraus und schob dabei die Schublade eher wieder zu, als die Hand mit dem Apparat sie verlassen hatte. Ich fluchte, krümmte mich vor Schmerzen, trat auf meine Katze Krümel und stieß den Schreibtischstuhl um, der gegen mein Schienbein knallte. Es war nicht mein Tag.
    Ich setzte mich in den Jeep und gab Vollgas. Zwei Männer an Bäumen festgebunden? Ich wich mit Mühe meinem Bürgermeister aus, der langsam um eine Ecke schlich.
    Mit Säcken über den Köpfen? Ich wollte auf die Bremse treten und aufgeben. Das roch eigentlich doch nach massiver Verulkung. Wessen Stimme war das gewesen? Ich kannte die Stimme, aber ich konnte sie niemandem zuordnen.
    Am Golfplatz war viel Betrieb. Die Leute schlenderten mit ihren Schlägerwagen durch meine Eifel, als hätten sie vor, alles zwischen dem Nürburgring und dem Kylltal aufzukaufen. Aus dem
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