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Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pakt der Schwerter: Historischer Roman (German Edition)
Autoren: James Aitcheson
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Eins
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    D ie ersten Regentropfen fielen und trafen meine Wangen so hart wie Hammerschläge und so kalt wie Stahl. Mein Kettenpanzer hing mir schwer auf den Schultern, und mein Rücken und mein Hintern taten mir weh. Wir waren bei Tagesanbruch aufgestanden und hatten einen großen Teil des Tages im Sattel verbracht. Jetzt lag die Nacht wieder wie eine Decke über den waldigen Hügeln.
    Die Hufe unserer Pferde machten kaum ein Geräusch auf der feuchten Erde, während wir sie den Abhang hochtrieben. Der Weg, dem wir folgten, war schmal, kaum mehr als ein Wildwechsel, und deshalb ritten wir hintereinander, und die Bäume auf beiden Seiten standen nah. Blattlose Zweige streiften mir über die Arme und trafen mich im Gesicht. Über uns bemühte sich die schmale Mondsichel darum, zur Kenntnis genommen zu werden, und warf ihr kaltes Licht auf uns hinab. Wolken wälzten sich heran, und der Regen machte sich heftiger bemerkbar und prasselte auf den Boden. Ich zog mir die Kapuze des Umhangs über den Kopf.
    In jener Nacht waren wir zu fünft: alles Männer, die unserem Gebieter seit mehreren Jahren dienten, eingeschworene und ihm treu ergebene Ritter seines Gefolges. Dies waren Männer, die ich gut kannte, an deren Seite ich häufiger gekämpft hatte, als ich mich erinnern wollte. Dies waren Männer, die bei der großen Schlacht von Hæstinges dabei gewesen waren und überlebt hatten.
    Und ich war derjenige, der sie führte. Ich, Tancred a Dinant.
    Es war der achtundzwanzigste Tag des Monats Januar im eintausendneunundsechzigsten Jahr seit der Fleischwerdung unseres Herrn. Und dies war der dritte Winter, der seit der Invasion vergangen war: seitdem wir uns zum ersten Mal auf der anderen Seite des Englischen Kanals zusammengezogen, Schiffe bestiegen und die Überfahrt auf der herbstlichen Gezeitenströmung gemacht hatten. Der dritte Winter, seitdem Herzog Guillaume unsere Armee zum Sieg über den eidbrüchigen Thronräuber Harold, Sohn des Godwine, bei Hæstinges geführt hatte und in der Westmynstre-Kirche empfangen und zum rechtmäßigen König der Engländer gekrönt worden war.
    Und jetzt waren wir in Dunholm und weiter nördlich als jemals zuvor für einen von uns: in Northumbria, die einzige aller Provinzen im Königreich England, die sich nach mehr als zwei Jahren immer noch der Unterwerfung verweigerte.
    Ich warf einen Blick zurück über meine Schulter, um mich zu überzeugen, dass niemand zurückblieb, und fasste sie dabei nacheinander ins Auge. In meinen Spuren ritt Fulcher fitz Jean, ein untersetzter Mann mit breiten Schultern. Hinter ihm kam Ivo de Sartilly, der so schnell mit seiner Zunge war wie mit seinem Schwert, gefolgt von Gérard der Tillières, zurückhaltend, jedoch immer zuverlässig. Und die Nachhut bildete – im Schatten der Nacht fast nicht mehr zu sehen – die hochgewachsene, schlanke Gestalt von Eudo de Ryes, den ich von allen Männern im Gefolge Lord Roberts am längsten kannte und dem ich am meisten vertraute.
    Die Schultern unter ihren Umhängen waren eingesunken. Sie hielten alle Lanzen in der Hand, aber anstatt in den Himmel zu zeigen, wie sie es hätten tun sollen, bereit, unter dem Arm zum Angriff angelegt zu werden, waren sie zu Boden gerichtet. Ich wusste, dass keiner von ihnen in einer solchen Nacht draußen sein wollte. Jeder hätte lieber drinnen neben dem lodernden Kaminfeuer mit seinem Krug Ale oder Wein gesessen oder wäre mit dem Rest der Armee unten beim Plündern in der Stadt. Genauso wie ich auch.
    »Tancred?«, rief Eudo.
    Ich drehte mein Pferd langsam in seine Richtung und brachte damit die anderen Ritter zum Stehen. »Was ist?«, fragte ich.
    »Wir suchen seit Einbruch der Dunkelheit und haben niemand gesehen. Wie lange sollen wir noch draußen bleiben?«
    »Bis wir uns die Glocken abfrieren«, murmelte Fulcher hinter mir.
    Ich schenkte ihm keine Beachtung. »Bis Tagesanbruch, falls nötig«, erwiderte ich.
    »Sie werden nicht kommen«, sagte Eudo. »Die Northumbrier sind Feiglinge. Sie haben bisher nicht mit uns gekämpft, und das werden sie jetzt auch nicht tun.«
    Sie hatten nicht mit uns gekämpft, das zumindest war richtig. Die Nachricht von unserem Vorstoß war uns deutlich vorausgeeilt, denn wir hatten überall im Norden von Eoferwic verlassene Höfe und Dörfer gesehen, Menschen, die mit ihrem Vieh auf der Flucht waren und die Tiere in die Hügel und die Wälder trieben. Als wir schließlich Dunholm erreichten und unmittelbar vor Sonnenuntergang früher an jenem
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