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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht
Autoren: Ellis Peters
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    Ellis Peters
     
    Bruder Cadfael
     
    Mörderische Weihnacht
     
    BY Darkmon
     
    ISBN 3-453-04222-0
    Titel der Originalausgabe THE RAVEN IN THE FOREGATE
    Aus dem Englischen übersetzt von Jürgen Langowski
    Copyright © der deutschen Ausgabe 1990 by Wilhelm Heyne Verlag GmbH &
    Co. KG, München
    Umschlagzeichnung: Andreas Reiner, Fischbachau Umschlaggestaltung:
    Atelier Ingrid Schütz, München
    Satz: Werksatz Wolfersdorf GmbH Druck und Bindung: Eisnerdruck, Berlin
     
     
     
    Weihnachten im Jahre des Herrn 1141: In England tobt ein Bürgerkrieg, der seine Schatten auch auf die Benediktinerabtei von Shrewsbury wirft, wo Bruder Cadfael im Klostergärtchen seines Amtes waltet. Aber die Ruhe ist trügerisch. Am Morgen des Weihnachtstages entdeckt man die Leiche eines allseits unbeliebten Paters. Cadfael fühlt sich endlich wieder in seinem Element schließlich geht es um Mord…
     
     
     
     
     
     
    1
     
    An diesem ersten Tag im Dezember kam Abt Radulfus nachdenklich und stirnrunzelnd ins Kapiel und machte kurzen Prozeß mit den zahlreichen Belanglosigkeiten, die seine Untergebenen vorbrachten. Er selbst war ein Mann, der nicht viele Worte machte, doch begegnete er aus Prinzip jenen, die wortreich und weitschweifig ihre Bitten und Anregungen vorbrachten, mit großer Nachsicht; an diesem Tag aber hatte er offenbar Dringenderes im Sinn.
    »Ich muß Euch sagen«, erklärte er, nachdem er den letzten Bittsteller zu dessen Zufriedenheit abgefertigt hatte, »daß ich Euch für einige Tage der Obhut des Vaters Prior überlassen muß, dem ihr, wie ich hoffe und erwarte, mit dem gleichen Gehorsam und der gleichen Hilfsbereitschaft folgen werdet wie mir. Ich wurde vom Legaten des Heiligen Vaters, Henry von Blois, dem Bischof von Winchester, zu einem Konzil berufen, das am siebten Tag dieses Monats in Westminster abgehalten werden soll. Ich will so bald wie möglich zurückkehren, und wünsche, daß ihr während meiner Abwesenheit darum betet, daß dieses Treffen der Prälaten zum Segen und zum Frieden dieses Landes gereichen und dem Geist der Weisheit und Versöhnung erfüllt sein möge.«
    Seine Stimme klang trocken und ruhig, fast resigniert. In den letzten zehn Jahren hatten sich die in England um die Krone streitenden Rivalen alles andere als versöhnlich gezeigt, und keine der beiden Seiten zeichnete sich durch besondere Weisheit aus. Doch es war die Pflicht der Kirche, sich stets für den Ausgleich einzusetzen und Hoffnung zu spenden, auch wenn die Lage im Land nicht anders zu sein schien als zu Beginn des Bürgerkrieges, so daß man befürchten mußte, der unselige Teufelskreis werde sich noch einige Male wiederholen.
    »Ich bin mir wohl bewußt, daß es hier noch einige unerledigte Angelegenheiten gibt«, erklärte der Abt, »die ebenfalls unsere Aufmerksamkeit erfordern, doch sie müssen bis zu meiner Rückkehr warten. Ganz besonders denke ich an die Bestellung eines Nachfolgers für Vater Adam, den verstorbenen Vikar der Kirche vom Heiligen Kreuz, über dessen Verlust wir noch immer trauern. Das Besetzungsrecht liegt bei unserem Hause. Vater Adam war uns viele Jahre lang ein geschätzter Gefährte in der Anbetung Gottes und der Fürsorge für die Seelen, und seine Nachfolge ist eine Angelegenheit, die Nachdenken und Gebete erfordert. Bis zu meiner Rückkehr soll der Vater Prior die Pfarrei führen, wie er es für richtig hält, und ihr alle sollt ihm dabei zur Hand gehen.«
    Er ließ einen langen, dunklen Blick durch den Kapitelsaal wandern, faßte das allgemeine Schweigen als Zeichen des Verstehens und der Zustimmung auf, und erhob sich.
     
    »Das Kapitel ist geschlossen.«
     
    »Nun, wenn er morgen aufbricht, dann hat er wenigstens gutes Wetter auf dem Ritt«, sagte Hugh Beringar, der in der offenen Tür von Bruder Cadfaels Hütte im Kräutergarten stand und das noch grüne Gras überblickte. Einige verstreute Rosen hatten sich gehalten, hochgewachsen und dürr, aber immer noch tapfer knospend. Der Dezember im Jahre des Herrn 1141 war sachte und behutsam wie auf Zehenspitzen gekommen, mit sanften Winden und leicht verschleiertem Himmel. »All die wankelmütigen Seelen, die zur Kaiserin überliefen, als sie auf der Höhe ihres Ruhmes stand«, sagte Hugh grinsend, »müssen sich jetzt versteckt halten, während sie abermals das Lager wechseln. Es dürften eine ganze Menge sein, die jetzt gerade den Atem anhalten und die Köpfe einziehen.«
    »Ein Unglück ist es für den päpstlichen Legaten«,
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