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Mörderische Weihnacht

Mörderische Weihnacht

Titel: Mörderische Weihnacht
Autoren: Ellis Peters
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bemerkt. Wo habt Ihr einen gesehen?«
    »Nun, Ihr habt am Grab angeregt mit dem Vater Abt gesprochen, als die anderen sich schon verstreuten. Deshalb konntet Ihr es nicht beobachten. Aber ich war frei, und ebenfalls Bruder Jerome, dessen spitze Nase offenbar Unheil schnüffelte, wie gewöhnlich. Sanan sah es«, erzählte Cadfael liebevoll. »Sie ängstigte sich einen Augenblick, aber dann war es überstanden. Wißt Ihr, Hugh, wie breit diese Doppeltüre ist, dort in der Mauer…«
    »Ich bin hindurchgekommen«, sagte Hugh geduldig und etwas schläfrig, da die Anspannung vorbei war und er nach einem früh begonnenen Tag den ruhigen, beschaulichen Abend und die Wärme der Kohlenpfanne genießen konnte. »Ich weiß!«
    »Da draußen auf der Hauptstraße war ein junger Bursche, der ein Pferd hielt. Wer sollte ihn schon bemerken, bis die Leute hinausströmten? Jerome rannte wie ein Hirtenhund herum und scheuchte die Leute hinaus, und er wollte sich auf der Straße etwas umsehen. Er sah einen Mann, den er zu erkennen glaubte und ging näher, um ihn in Augenschein zu nehmen, schnaufend vor Eifer und Inbrunst - Ihr kennt ihn ja!«
    »Jeder, der da Böses aufdeckt, soll gepriesen sein«, kommentierte Hugh belustigt Jeromes Übereifer.
    »Aber was war Böses in einem Burschen, der ein Pferd hielt?«
    »Nun, es war ein gewisser Benet oder Ninian, der als Verräter unseres Königs Stephen gesucht und dem Sheriff angezeigt worden war - erlaubt mir, Hugh, aber Ihr wurdet gerade im Amt bestätigt und bedeutet jetzt Bruder Jerome mehr denn je - und zwar angezeigt von Ralph Giffard. Das sah Jerome: den Übeltäter in Kleidern, in denen er ihn noch nie gesehen hatte.«
    »Nun überrascht Ihr mich«, sagte Hugh, indem er seinen Freund amüsiert ansah. »Und es war wirklich besagter Benet oder Ninian?«
    »Er war es. Ich erkannte ihn, und auch Sanan erkannte ihn, als sie sah, wohin Jerome blickte. Er war es, und er hat sich wie immer Hals über Kopf in Gefahr gebracht. Er war gekommen, um selbst zu sehen, wer beschuldigt würde, und um dafür zu sorgen, daß kein Makel auf seine Amme fiel. Gott weiß, was er getan hätte, wenn Ihr nicht mit lauter Stimme Jordan verhaftet hättet. Was wußte er schon, nachdem er in jener Nacht keuchend in die Kirche gekommen war? Es hätte durchaus Jordan sein können, soweit er wußte. Zweifellos glaubte er es auch, als Ihr Jordan angebellt habt.«
    »Mein Bellen klingt schön und laut«, stimmte Hugh grinsend zu.
    »Nur gut, daß der Vater Abt mich aufhielt und zum Essen einlud, sonst wäre ich womöglich noch über diesen verrückten Jungen gestolpert und hätte ihn wie Jerome am Rockschoß erwischt. Aber wie ging es aus? Ich hörte keine Unruhe in der Vorstadt.«
    »Es gab auch keine«, sagte Cadfael zufrieden. »Ralph Giffard war in der Menge, habt Ihr ihn nicht gesehen? Er ist groß und überragt die meisten Leute. Aber Ihr wart ja mittendrin und hattet keine Zeit, Euch umzusehen. Er war da. Am Ende ging er, wie ich glaube, recht zufrieden darüber, daß Ihr nicht den Burschen erwischt hattet, den er Euch zuvor verraten hatte.
    Es war eine Augenweide, Hugh!
    Er drängte an Jerome vorbei, denn er hat die längeren Beine, während unser eifrigster Hund die Nase auf der Fährte hatte.
    Und er nahm dem Burschen die Zügel aus der Hand, lächelte ihn sogar an, Auge in Auge, und der Junge hielt ihm den Steigbügel und half ihm aufs Pferd; Ihr habt noch keinen besseren Burschen gesehen. Und Jerome blieb stehen wie ein Hund, der die Spur verloren hat, kam zurückgerannt und war wohl entsetzt, daß er beinahe Giffards eigenen Burschen zur Rede gestellt hatte, der doch nur getreu seinen Herrn erwartete. In diesem Augenblick sah ich Sanan schaudern und lachen, daß es sie beinahe zerrissen hätte; aber sie hat sich gut in der Gewalt, die junge Dame! Und Giffard ritt über die Hauptstraße davon, und der Bursche, der gar nicht sein Bursche war, trottete hinter ihm drein, bis er um die Ecke verschwunden war.«
    »Und so hat es sich wirklich zugetragen?« fragte Hugh erstaunt.
    »Mein Sohn, ich sah es mit eigenen Augen, und ich bin froh darüber. Sie entfernten sich, und Ralph Giffard warf Ninian einen Silbergroschen zu, und Ninian fing ihn auf und folgte Giffard um die Ecke außer Sicht, bevor er innehielt, um Atem zu schöpfen. Und ich glaube, er weiß immer noch nicht«, sagte Cadfael, während er gemütlich durch die Tür ins Licht des Spätnachmittags blickte, »wem er seine Rettung verdankt. Wie gern wäre
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